Rheinische Post Erkelenz

Der Weg zum Autopilote­n ist noch weit

- VON THOMAS GEIGER

Auch wenn man in vielen Neuwagen schon mal kurz die Hand vom Lenkrad nehmen kann, kommt das autonome Fahren nur in kleinen Schritten.

Im Hyundai durch Las Vegas oder im Audi auf der A9 – Autobauer haben schon so manche Strecke ohne Fahrer zurückgele­gt. Dann zeigen sie Fotos von Menschen, die hinter dem Steuer die Hände in den Schoß legen. Denn technisch ist das autonome Fahren weitgehend gelöst. Bis zur Serienreif­e ist es aber noch weit.

Denn „weitgehend gelöst“ist für ein derart sicherheit­skritische­s Thema noch zu wenig, räumen die Entwickler der Hersteller unisono ein. Von der unklaren Rechtslage ganz zu schweigen. Zwar lässt niemand bei Mercedes, Audi oder BMW einen Zweifel daran, dass Autos irgendwann einmal selbst fahren werden. Doch bis dato ist die Autonomie noch stark eingeschrä­nkt. Selten kann der Fahrer die Hände länger als ein paar Sekunden vom Lenkrad nehmen. Und mit einer Zeitung oder seinem Smartphone darf er sich dann auch nicht beschäftig­en.

Angeboten werden entspreche­nde Systeme derzeit bei Audi zum Beispiel im Q7, bei BMW in 5er und 7er, bei Mercedes in der EKlasse, bei Volvo im XC60 und XC90 sowie in den Modellen S und X bei Tesla. Sie alle nutzen Radar- und Kamerasens­oren, um sich ein Bild der Umgebung zu machen und halten den Wagen in bestimmten Situatione­n selbststän­dig auf Kurs. Dafür regeln sie nicht nur Gas und Bremse, sondern greifen auch in die Lenkung ein, erläutert VolvoSprec­her Michael Schweitzer.

Die Systeme funktionie­ren in der Regel nur außerorts und nur auf Straßen mit entspreche­nder Fahrbahnma­rkierung oder -teilung. Und sie unterschei­den sich durch den Geschwindi­gkeitsbere­ich, in dem sie aktiv sind, sowie die Zeitspanne, über die sie funktionie­ren. Wenn Mercedes die überarbeit­ete S-Klasse an den Start bringt, lernt der Autopilot wieder etwas dazu, kündigt Entwickler Andreas Wedel an. Er bremst nicht nur vor Kurven oder Kreisverke­hren automatisc­h ab, selbst wenn es dort kein Tempolimit gibt. Er kann auf der Autobahn dann auch alleine die Spuren wechseln.

Den nächsten Schritt zum autonomen Fahren will Audi mit der neuen Generation des A8 machen, die noch im Sommer präsentier­t wird. Firmenchef Rupert Stadler deutet an, dass Fahrer sich dann erstmals ganz legal mit anderen Dingen beschäftig­en können und dürfen.

Die Autonomie wächst auch beim Einparken. Fahrzeuge wie der neue BMW 5er oder die Mercedes E-Klasse rangieren bereits alleine in die Lücke, während der Fahrer das Ganze nur noch von außen überwacht.

Bis zur Einführung des autonomen Fahrens müssen die Behörden ihre Zulassungs­kriterien überdenken, die noch von der Wiener Übereinkun­ft über den Straßenver­kehr aus dem Jahr 1968 geprägt sind. Bislang gilt nach dieser internatio­nalen Vereinbaru­ng: Der Fahrer muss „unter allen Umständen sein Fahrzeug beherrsche­n“. Zwar lässt eine Ergänzung dieser Verträge den Einsatz von Assistenzs­ystemen zu. Aber sie müssen vom Fahrer überstimmt werden können und entbinden ihn nicht der Verantwort­ung.

Auch die Versicheru­ngen sind noch auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit autonomen Autos. Noch sei nicht klar geregelt, wer am Ende für die Schäden aufkommen müsse, wenn sie einen Unfall verursache­n. Für den Autofahrer werde sich aber auch in den Zeiten des Autopilote­n nichts ändern, beruhigt Tibor Pataki

Wenn Mercedes die neue S-Klasse an den Start bringt, lernt der Autopilot wieder etwas dazu

vom Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV): „Die Haftpflich­tversicher­ung deckt die Gefahren ab, die vom Betrieb eines Autos ausgehen – und nicht nur die Gefahr von Fahrfehler­n.“Auch bei Unfällen mit autonomen Autos soll deshalb niemand auf seinem Schaden sitzenblei­ben.

 ?? FOTOS: DAIMLER ?? Im Auto der Zukunft ist der Fahrer nur noch Zuschauer und darf die Hände in den Schoß legen – noch gibt es aber einige rechtliche Hürden zu überwinden.
FOTOS: DAIMLER Im Auto der Zukunft ist der Fahrer nur noch Zuschauer und darf die Hände in den Schoß legen – noch gibt es aber einige rechtliche Hürden zu überwinden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany