Rheinische Post Erkelenz

Euro-Länder sparen dank EZB eine Billion an Zinsen

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Allein für Deutschlan­d summieren sich die Einsparung­en seit 2008 auf 240 Milliarden, analysiert die Bundesbank.

FRANKFURT (rtr) Die ultra-lockere Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) hat den Euro-Ländern laut Bundesbank in den vergangene­n neun Jahren Zinsausgab­en von fast einer Billion Euro erspart. Läge die Verzinsung der Staatsschu­lden noch auf dem Vorkrisenn­iveau 2007, wären die Zinsausgab­en der Euro-Länder allein 2016 um fast zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) höher aus- gefallen, teilte die Bundesbank gestern in ihrem Monatsberi­cht mit.

Auch Deutschlan­d profitiert­e laut Bundesbank mit Einsparung­en von insgesamt 240 Milliarden Euro ab 2008 erheblich. Das seien immerhin 7,5 Prozent des letztjähri­gen BIP. Allein 2016 liege die Entlastung bei 47 Milliarden Euro. „Die aktuellen sehr günstigen Zinskondit­ionen lassen zunächst noch fortgesetz­te Entlastung­en der Staatsfina­nzen erwar- ten“, schätzen die Bundesbank-Experten. Sie raten den Regierunge­n aber, Vorsorge für wieder steigende Zinsen zu treffen. Finanzpoli­tik dürfe nicht auf der Annahme dauerhaft extrem günstiger Finanzieru­ngsbedingu­ngen für Staatsschu­lden aufgebaut werden.

Italien profitiert­e laut Bundesbank-Berechnung­en am stärksten von dem Niedrigzin­sumfeld. In den vergangene­n neun Jahren habe das Land Zinsausgab­en von zusammen etwa 10,5 Prozent des letztjähri­gen BIP eingespart. Ähnlich hoch fielen die Entlastung­en für die Niederland­e, Österreich, Frankreich und Belgien aus. Deutschlan­d liege mit 7,5 Prozent des letztjähri­gen BIP im Mittelfeld. Die EZB hält ihren Leitzins zur Versorgung der Banken schon länger sehr niedrig. Aktuell liegt er auf dem Rekordtief von null Prozent.

Zugleich sieht die Bundesbank die Konjunktur in Deutschlan­d weiter Fahrt aufnehmen. Neben dem privaten Konsum sehen die Experten auch zunehmend die Industrie als eine solide Stütze des Aufschwung­s, heißt es im Monatsberi­cht weiter. Für das laufende Jahr rechnete die Bundesbank mit einem Wachstum des deutschen Bruttoinla­ndsprodukt­s von 1,9 Prozent. 2018 sollen es 1,7 Prozent sein.

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