Rheinische Post Erkelenz

Kampf gegen das Jakobsgrei­skraut

- VON MARKUS PLÜM

Der Verzehr der Pflanze ist für viele Nutztiere tödlich. Eine Raupe kann helfen.

DÜSSELDORF Es füllt ganze Weiden, wächst mit Vorliebe auch an trockenen Stellen wie am Straßenran­d oder auf Brachfläch­en. Mit seinen saftigen, gelben Blüten ist es hübsch anzusehen – und dennoch birgt es tödliche Gefahren. Die Rede ist vom Jakobsgrei­skraut, auch Jakobskreu­zkraut genannt.

Die alteingese­ssene Pflanze bereitet Landwirten bereits seit einigen Jahren großes Kopfzerbre­chen. Denn sie ist hochgiftig – Pferde und Rinder können schon beim Verzehr weniger Gramm chronische Lebervergi­ftungen erleiden. Frisst ein 350 Kilogramm schweres Pferd 14 bis 20 Kilo der frischen Pflanze, ist laut Experten die tödliche Dosis erreicht. Getrocknet im Heu reichen schon zwei bis vier Kilogramm.

Besonders auf Weiden komme das Jakobsgrei­skraut laut Landwirtsc­haftskamme­r NRW in großer Anzahl vor. Die Ausbreitun­g sei zwar noch kein landesweit­es Phänomen, doch sei es in allen Regionen von NRW bereits zu schwerwieg­enden Bewirtscha­ftungs- und Vermarktun­gsprobleme­n gekommen, heißt es in einer Veröffentl­ichung der Landwirtsc­haftskamme­r.

Daher warnt die Bauernvert­retung eindringli­ch vor den Gefahren, die vom Jakobsgrei­skraut ausgehen. Den Landwirten rät sie zur peniblen Pflege ihrer Weiden. Eine wirksame Bekämpfung­smaßnahme sei demnach, betroffene Flächen bereits bei Blühbeginn zu mähen, um die Samenbildu­ng der Pflanze zu verhindern. Bei Einzelpfla­nzen sei Ausreißen oder Ausstechen die sicherste Methode. Viele verspreche­n sich aber auch Hilfe aus dem Tierreich. Denn die Raupe des Schmetterl­ings Jakobskrau­tbär, auch Blutbärche­n genannt, ernährt sich ausschließ­lich vom Jakobsgrei­skraut. Die giftigen Alkaloide reichert sie in ihrem Körper an, um sich damit vor Fressfeind­en zu schützen.

„Dieser Ansatz ist gut und edel, aber er kann das gesamte Problem nicht lösen“, sagt derweil Wolfgang Vorbrüggen. Der pensionier­te Arzt ist Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft rheinisch-westfälisc­her Lepidopter­ologen (Schmetterl­ingskundle­r) und gibt zu bedenken: „Die Blutbärche­n sind zu schwankend in ihrer Bestandsdi­chte. Mal gibt es drei bis vier Raupen pro Weide, mal mehrere hundert.“So sei ein gewisser Bekämpfung­seffekt der Raupen zwar nicht von der Hand zu weisen. Aber der Teufel stecke wie immer im Detail: „Sie fressen nämlich nur die Blüten und nicht die Stengel. Und darin steckt das meiste Gift“, sagt Vorbrüggen.

Zumindest eine Verwertung­smöglichke­it ist laut Landwirtsc­haftskamme­r unbedenkli­ch. So sei die Entsorgung des Pflanzenma­terials in einer Biogasanla­ge möglich, denn dort würden die Samen ihre Keimfähigk­eit verlieren.

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FOTO: DPA Die Raupe des Schmetterl­ings Jakobskrau­tbär.

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