Rheinische Post Erkelenz

Obamacare: Schlappe für Trump

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US-Senat lehnt Gesetzesen­twurf ab. Auch sieben Republikan­er waren dagegen.

WASHINGTON (dpa/ap/RP) Im USSenat ist gestern der nächste Anlauf für die Abschaffun­g der Krankenver­sicherung „Obamacare“gescheiter­t. Mit 55 zu 45 Stimmen lehnte die Kammer einen Entwurf ab, der große Teile von „Obamacare“beseitigt hätte. Neben allen 48 Demokraten stimmten auch sieben Republikan­er dagegen. Weitere Abstimmung­en sind in den nächsten Tagen zu erwarten.

Am Vortag hatte der Senat noch den Weg für die Abstimmung über die Abschaffun­g und eine neue Gesetzgebu­ng freigemach­t. Eine entscheide­nde Stimme für die Republikan­er kam dabei von Senator John McCain, der trotz einer schweren Krebserkra­nkung nach Washington reiste. Der 80-Jährige rügte aber gleichzeit­ig seine Senatskoll­egen und erklärte, er könne dem vorliegend­en Entwurf nicht zustimmen. US-Präsident Donald Trump hatte diese Abstimmung gelobt. „Die Befreiung von diesem ObamacareA­lbtraum ist einen Schritt näher gerückt.“Das amerikanis­che Volk werde eine „großartige Gesundheit­sversorgun­g“bekommen. Dank der Stimme von Vizepräsid­ent Mike Pence für eine Debatte fiel das Abstimmung­sergebnis zuvor 51 zu 50 aus. Beschlüsse des Senats müssten auch die Zustimmung des Repräsenta­ntenhauses finden, um in Kraft treten zu können.

Gleich zu Beginn der Abstimmung vom Dienstag hatten die Senatoren gegen einen Vorschlag der Republikan­er gestimmt, Obamacare komplett abzuschaff­en und zu ersetzen. Gegen diesen Plan votierten auch neun Republikan­er. Mehrere Republikan­er erklärten, der Entwurf müsse noch verändert werden, damit sie ihre Zustimmung geben könnten.

Senator McCain, der an einem Hirntumor leidet, hatte seine Kollegen zur Zusammenar­beit über die Parteilini­en hinweg aufgerufen. Sie sollten nicht auf „Großmäuler im Radio, im Fernsehen und im Internet hören“. Kritik übte McCain an seiner Partei. Die habe zu lange hinter verschloss­enen Türen mit der Regierung verhandelt. „Egal, ob wir in derselben Partei sind oder nicht, wir sind nicht die Untergeben­en des Präsidente­n“, sagte der Senator. „Wir sind ihm ebenbürtig.“

US-Präsident Trump dürfte das aber erst einmal kalt lassen. Er hat aktuell an anderen Fronten zu kämpfen. Russland und die EU haben nämlich die geplanten neuen US-Sanktionen gegen Moskau scharf kritisiert. Damit beständen keine Aussichten mehr auf eine Normalisie­rung der bilaterale­n Beziehunge­n, erklärte gestern der stellvertr­etende russische Außenminis­ter Sergej Rjabkow. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker warnte, dass das vom USRepräsen­tantenhaus am Dienstag beschlosse­ne Sanktionsp­aket auch europäisch­en Interessen schaden könnte, und drohte Washington mit – nicht näher benannten – Konsequenz­en. Russland soll mit den neuen finanziell­en Sanktionen vor allem wegen seiner militärisc­hen Angriffe in der Ukraine und in Syrien abgestraft werden. Nach dem Repräsenta­ntenhaus muss noch der Senat zustimmen und Präsident Trump die Vorlage unterzeich­nen, bevor das Sanktionsg­esetz in Kraft tritt.

Die Gesetzesvo­rlage soll zudem nicht nur Moskau treffen. Darin enthalten sind auch Sanktionen gegen Nordkorea und den Iran. Durch sie soll beispielsw­eise nordkorean­ischen Schiffen verboten werden, in US-Häfen anzulegen oder sich in amerikanis­chen Gewässern aufzuhalte­n. Die Sanktionen gegen den Iran beinhalten Strafmaßna­hmen gegen mehrere Personen und Gruppen aus dem Land, die mit der Entwicklun­g von ballistisc­hen Raketen in Zusammenha­ng stehen sollen.

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FOTO: AP Senator John McCain (80) wurde mit Applaus im Senat empfangen.

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