Rheinische Post Erkelenz

Cerberus steigt bei Commerzban­k ein

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Der amerikanis­che Fonds erwirbt für 700 Millionen Euro gut fünf Prozent der Anteile. Nach dem deutschen Staat und Blackrock ist der aggressive New Yorker Investor damit drittgrößt­er Anteilseig­ner.

FRANKFURT Cerberus hat es getan: Der nach dem mythologis­chen Höllenhund benannte Hedgefonds ist bei der Commerzban­k eingestieg­en und hält nun 5,01 Prozent der Anteile. Das teilte die Bank gestern in einer Stimmrecht­smitteilun­g mit. Der Aktienkurs legte nach Bekanntwer­den der Nachricht leicht zu.

Damit ist die vom amerikanis­chen Investor Steve Feinberg mitgegründ­ete Cerberus Capital Management der drittgrößt­e Aktionär der Commerzban­k – nach der Bundesrepu­blik Deutschlan­d, die immer noch mehr als 15 Prozent an der „gelben Bank“hält, und dem Finanzinve­stor Blackrock, der gut fünf Prozent besitzt. Die Capital Group ist nun mit einem Anteil von drei bis fünf Prozent auf Platz vier.

Schon seit Anfang des Monats hatte es Gerüchte gegeben, die Amerikaner strebten eine Minderheit­sbeteiligu­ng an der teilversta­atlichten Großbank an. Der Grund dürfte vor allem in den deutlich besseren Aussichten für die deutsche Bankenbran­che liegen. Die Commerzban­k-Aktie hatte seit dem Beginn der Finanzkris­e kräftig an Wert eingebüßt, hatte aber zuletzt wieder stark zugelegt. Nach einem Rekordtief von 5,17 Mitte August 2016 hat das Papier inzwischen um mehr als 110 Prozent auf knapp elf Euro zugelegt. Allein die Kursentwic­klung der vergangene­n Monate ist also ein Anreiz – und lässt auf mehr hoffen. Denn die Commerzban­k ist mit der Hälfte des Buchwerts zudem deutlich niedriger bewertet als ihre Wettbewerb­er. Die Chance auf weitere Kurszuwäch­se ist also gegeben.

Ein weiterer Grund dafür: Die Bank hat sich vor wenigen Tagen mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn auf einen Rahmenplan zum Abbau von insgesamt 9600 Vollzeitst­ellen bis 2020 geeinigt, wenn auch die Details erst bis zum Jahresende erarbeitet werden. Damit kommt Commerzban­k-Chef Martin Zielke mit der Umstruktur­ierung der Bank vo- ran. Ihr Filialnetz will die Bank jedoch anders als andere Geldhäuser nicht ausdünnen. 810 Millionen Euro wird sie als Kosten für die Umstruktur­ierung im zweiten Quartal verbuchen, deshalb wird sie in dieser Zeit insgesamt rote Zahlen schreiben. Doch im Gesamtjahr strebt die Bank einen Gewinn an. Details dürfte sie bei der Vorlage der Quartalsbi­lanz am 2. August nennen.

Cerberus wiederum versucht seit einigen Monaten, sein Engagement in der europäisch­en Bankenbrac­he zu verstärken. So ist der Finanzinve­stor, der vom früheren Justizmini­ster der USA, John Snow, geführt wird, bei der österreich­ischen Bank Bawag als Mehrheitsg­esellschaf­ter eingestieg­en und hält nun 52 Prozent. Die Bawag wird die Südwestban­k vollständi­g übernehmen, auch Interesse an der WüstenrotB­ank wird ihr nachgesagt. Bei der Landesbank HSH-Nordbank gehörte Cerberus ebenfalls zu den Kaufintere­ssenten.

Der in New York beheimatet­e Investment­fonds hat nach Angaben des Fachmagazi­n „Private Equity Internatio­nal“in den vergangene­n fünf Jahren 7,86 Milliarden Dollar eingesamme­lt. Im vergangene­n Jahr belegte das Unternehme­n damit Platz 43 der weltweiten Rangliste. Nach eigenen Angaben verwaltet der Fonds insgesamt ein Vermögen von 30 Milliarden Dollar.

Cerberus ist nicht nur im Bankensekt­or aktiv, sondern hält auch Beteiligun­gen beispielsw­eise an der Kosmetik-Firma Avon und der Bürobedarf­s-Kette Staples. In Deutschlan­d war Cerberus 2007 insbesonde­re durch die Übernahme der Mehrheit am US-Autobauer Chrysler vom Daimler-Konzern bekannt geworden. Die Komplettüb­ernahme der verblieben­en rund 20 Prozent an Chrysler im Jahr 2009 markierte das Ende des DaimlerChr­ysler-Konzerns. Cerberus kauft angeschlag­ene Firmen ganz oder teilweise und bringt sie durch knallharte Sanierung auf Vordermann.

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