Laufen ohne zu schnaufen
Elke Coenen und Silke Gilljam sind Lauftherapeutinnen. Bei ihren Lauftreffs steht nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund.
WEGBERG/ERKELENZ/MÖNCHENGLADBACH Es geht gemütlich zu in den Laufgruppen von Elke Coenen und Silke Gilljam. Lockeren Schrittes joggen die Teilnehmer der Gruppe stadtauswärts Richtung Oerath. Es wird munter gequatscht und auch ein bisschen geflachst. Außer Atem kommt hier niemand. Pulsfrequenz, Schrittzähler, Intervalle? Alles Fehlanzeige. „Uns geht es um langsames, kommunikatives und gesund- heitsorientiertes Laufen“, Silke Gilljam.
Heißkisten, wie besonders ambitionierte Läufer gerne genannt werden, sind in den Laufgruppen von Silke Gilljam aus Wanlo und Elke Coenen aus Klinkum fehl am Platz. Statt dessen vermitteln die beiden Frauen unter dem Motto „Laufen ohne zu schnaufen“gute Laune während der ruhigen Ausdauereinheiten. Die Kursteilnehmer laufen immer so, dass sie sich problemlos mit ihren Laufnachbarn unterhalten können. „Ich
gebe pro-
erklärt fessionelle Anleitung und Begleitung beim langsamen Dauerlauf, vermittle Spaß beim kommunikativen Laufen in einer Gruppe von Gleichgesinnten und motiviere zum Durchhalten“, erklärt Silke Gilljam. Die Arzthelferin und zweifache Mutter ist ebenso wie Elke Coenen anerkannte Lauftherapeutin am Deutschen Lauftherapiezentrum (DLZ) in Bad Lippspringe. Ihre Lauftherapie praktizieren die beiden Frauen nach dem Paderborner Modell, das ein besonders langsames, kommunikatives
und ge- sundheitsorientiertes Laufen in den Mittelpunkt stellt. Entwickelt und erprobt wurde es nach wissenschaftlichen Kriterien von Prof. Dr. Alexander Weber. Während der Bewegungseinheiten wechseln zunächst Gehen und Laufen ab. Wöchentlich finden zwei Kurseinheiten mit der Dauer von jeweils 45 Minuten statt. Nach zwölf Wochen sind die Kursteilnehmer in der Lage, 30 Minuten am Stück zu laufen. „Wir geben Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Silke Gilljam. Nach drei Monaten sollen die Teilnehmer selbst in der Lage sein, ihre Läufe zu organisieren und sinnvoll umzusetzen. „Lauftherapie
ist für jeden geeignet, besonders für sportlich untrainierte und für jeden, der etwas für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden tun möchte“, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Elke Coenen, die als Lehrerin am Berufskolleg unterrichtet. Ziele seien mehr körperliche Fitness und Ausdauer, aktive Entspannung, mentale Stärke und mehr Sensibilität für das eigene Körpergefühl zu entwickeln. Die Lauftherapie habe positiven Einfluss auf das Herz- und Kreislaufsystem, baue Stress ab und sorge für einen besseren Fett- und Zuckerstoffwechsel. Außerdem würden Nervosität und Unruhe abgebaut, Schlafstörungen reduziert und es seien positive Auswirkungen auf Knochen und Gelenke zu erwar- ten. Silke Gilljam und Elke Coenen haben selbst viele Jahre Lauferfahrung und schon zahlreiche Marathonläufe erfolgreich absolviert. Elke Coenen lief 2007 als Teilnehmerin des RP-Marathonteams die 42,195 Kilometer lange Distanz in Düsseldorf. Heute ist sie ebenso wie Silke Gilljam als Botschafterin der Lauftherapie unterwegs. Die beiden engagieren sich außerdem seit Jahren in mehreren Lauftherapie-Projekten wie beispielsweise der Kooperation mit dem Erkelenzer BrustCentrum und der Selbsthilfegruppe „Rosa Schleife“oder einem Bewegungs- und Laufangebot in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Suchtfragen im Haus der Caritas Hückelhoven.