Rheinische Post Erkelenz

Auf den Straßen im vertraulic­hen Gespräch mit Jugendlich­en

- VON DANIELA GIESS

Ende September hatte sich Tatjana Neumann vom Hückelhove­ner Jugendamt in die Babypause verabschie­det. Jetzt ist sie wieder Ansprechpa­rtnerin für Jugendlich­e – als Streetwork­erin unterwegs.

HÜCKELHOVE­N Einfach nur Tatjana. Und nicht Frau Neumann. „Das Sie würde nur unnötig Distanz schaffen, die keiner braucht. Ich möchte eine Vertrauens­person sein“, sagt Hückelhove­ns Streetwork­erin.

Die Geilenkirc­henerin (31), studierte Sozialarbe­iterin, steht seit Mai wieder in Diensten der Stadtverwa­ltung – nach ihrer Babypause. Töchterche­n Paulina ist inzwischen schon sieben Monate alt. Der vierjährig­e Jonathan macht das Familiengl­ück mit ihrem Ehemann komplett. Die Zeit in ihrem Büro im Jugendamt, das im alten Rathaustra­kt an der Parkhofstr­aße liegt, in dem Tatjana Neumann zum Beispiel Zuschuss-Anträge der kirchliche­n Einrichtun­gen für Ferienmaßn­ahmen oder Bildungsfa­hrten bearbeitet, macht nur einen Teil ihrer Arbeit aus.

Mehrmals pro Woche ist die junge Frau in den Abendstund­en auf Hückelhove­ns Straßen unterwegs. „Aufsuchend­e Arbeit“nennt sie das. „Ich gehe gezielt dahin, wo die Jugendlich­en sind“, erklärt Tatjana Neumann. Wer Vertrauen gefasst hat, berichtet ihr von seinen Sorgen und Nöten. Oft geht es um notwendige Hilfe beim Verfassen von Bewerbungs­schreiben. Oder um Ärger zu Hause, der belastet. „Meistens ist dann eine Strategie gefragt. Aber ich würde auch mitgehen nach Hause, wenn das gewünscht wird.“Die zweifache Mutter hat gerade den Skater-Contest auf der Anlage am Landabsatz organisier­t. Eins ihrer aktuellen Projekte: das große Kinderfest auf der Millicher Halde am Sonntag, 24. September, in Zusammenar­beit mit dem Stadtjugen­dring. Sämtliche Spiele und sonsti- gen Angebote zum Weltkinder­tag werden wieder kostenlos sein, um allen Mädchen und Jungen aus dem Stadtgebie­t die Teilnahme zu ermögliche­n. Ganz modern ist sie auf Facebook zu finden unter „Streetwork in Hückelhove­n Tatjana Neumann“(mobil: 0176 11008363).

Auch die Ferienspie­le gehören zu ihren Aufgabenge­bieten. Für die Kanutour am Samstag, 5. August, ab Hilfarth (15 bis 18 Uhr) sind übrigens noch Plätze frei. Tatjana Neu- mann hat den Aachener GraffitiKü­nstler Danyel Kocar für einen kostenlose­n Workshop mit zehn Mädchen und Jungen begeistert. Der junge Mann aus der Domstadt, der in seinem Laden „Gleis 8“Sprayer mit Farbe und sonstigem Zubehör versorgt, wurde aus Landesmitt­eln des Rucksack-Projekts bezahlt. In Geilenkirc­hen gebe es Wände, die ganz legal besprüht werden dürften, berichtet Tatjana Neumann, die nicht nur als Streetwork­erin, son- dern auch als Jugendpfle­gerin tätig ist. Ein solches Angebot kann sie sich auch in der ehemaligen Zechenstad­t gut vorstellen.

Bürgermeis­ter Bernd Jansen hat sie dabei grundsätzl­ich auf ihrer Seite. „Cool, wenn man mal sprühen darf“, ließ der Erste Bürger verlauten, als er die fünf Mädchen und fünf Jungen zwischen zehn und 14 Jahren jetzt auf dem überdachte­n Teil des Schulhofs der Martin-Luther-Schule besuchte.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Tatjana Neumann (Mitte) möchte Vertrauens­person für die Jungen und Mädchen sein. Sie geht mehrmals pro Woche abends zu ihren Treffpunkt­en.

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