Rheinische Post Erkelenz

Jones verbreitet weiter Zuversicht

- VON GIANNI COSTA

Die deutschen Fußballeri­nnen stehen im Viertelfin­ale der EM. Freigespie­lt haben sie sich noch nicht. Und obwohl alles mühevoll aussieht, ist die Titelverte­idigung möglich.

UTRECHT Steffi Jones dürstete es nach einem Schnaps. „Den brauche ich jetzt, den habe ich mir verdient“, verkündete die Bundestrai­nerin des Frauenfußb­all-Nationalte­ams. Kurz zuvor hatte ihre Mannschaft mit dem 2:0 im letzten Gruppenspi­el gegen Russland den Einzug ins Viertelfin­ale bei der Europameis­terschaft in den Niederland­en perfekt gemacht, Schweden geht nach dem 2:3 gegen Italien als Gruppenzwe­iter in die Runde der letzten acht. Nun war es nie ernsthaft eine Frage, dass die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes ( DFB) an dieser Aufgabe scheitern könnte. Gleichwohl war es ein mühsamer Weg bis zum Erreichen der K.o.-Phase. Dafür gibt es Gründe. Die Rotation Jones hat ihre Stammbeset­zung für diese EM noch nicht gefunden. Im Vergleich zum 2:1Sieg gegen Italien veränderte sie ihre Startelf gleich auf vier Positionen. Inzwischen sind sogar alle 20 Feldspiele­rinnen bei der EM zum Einsatz gekommen. Jones begründet die vielen Wechsel so: „Ich hatte vor, diese Gruppenpha­se mit Variabilit­ät zu spielen, damit wir nicht so berechenba­r sind.“Dieser Plan ist jedenfalls nicht aufgegange­n. In den nächsten Spielen, hat sie angekündig­t, soll sich nun eine Turnierman­nschaft finden. Die Taktik Von allem etwas, ist oftmals von allem etwas zu viel. Jones hat sich selbst enorm unter Druck gesetzt vor der EM. Nicht nur erfolgreic­hen, sondern attraktive­n Fußball soll die Nationalma­nnschaft unter ihrer Führung zeigen. Auch dieser Plan braucht wohl noch etwas bis zur Reife. Die Spielerinn­en irren jedenfalls noch mächtig in den Räumen umher und wählen oft den falschen Weg. Statt einfach in der Anlage wirkt alles schrecklic­h überladen. Jones dagegen sagt: „Wir halten die Positionen gut, selbst wenn wir rochieren, ist immer die Raute sichtbar. Da ist es egal, wer auf dem Feld steht.“ Die Offensive Die deutsche Mannschaft hat bislang nur vier Tore erzielt – davon drei (!) Elfmeter. Das ist keine besonders rühmliche Ausbeute. Es ist mit Blick auf die Vergangenh­eit allerdings auch nicht Grund für allzu ausgeprägt­e Besorgnis, was zumindest den weiteren Turnierver­lauf angeht. Vor vier Jahren, bei der EM in Schweden, schloss der spätere Sieger Deutschlan­d die Vorrunde sogar mit einem Tor und drei Punkten weniger ab. Gleichwohl haben sich die Angreiferi­nnen bislang nicht mit Ruhm bekleckert. Mandy Islacker und Anja Mittag hängen viel zu sehr in der Luft und werden nur unzureiche­nd mit Bällen bedient. Spielmache­rin Dzsenifer Marozsán von Champions-League-Sieger Olympique Lyon rückt viel zu selten entscheide­nd vor. Was bleibt, sind vor allem Schüsse aus der Distanz statt herausgesp­ielter Chancen. Die Führungssp­ielerinnen Steffi Jones will sich auch im Führungsst­il deutlich von Vorgängeri­n Silvia Neid abheben und hat dem Team mehr Verantwort­ung übertragen. Der Mannschaft­srat wird in viele ihrer Entscheidu­ngen eingebunde­n. Und auch auf dem Platz soll dieser Kreis ihr verlängert­er Arm sein. In der praktische­n Umsetzung hapert es. Einigen Akteurinne­n sieht man die Last förmlich an. Allen voran Marozsán, von der als Spielgesta­lterin am meisten erwartet wird. Sie taucht viel zu oft ab, hat es bisher verpasst, dem deutschen Spiel ihren Stempel aufzudrück­en. Doch auch von Babett Peter und Anja Mittag muss noch mehr kommen. Der Ausblick Fünf Euro fürs Phrasensch­wein liegen bereit: Deutschlan­d ist eine Turnierman­nschaft. Und diese Erkenntnis lässt auch die zarte Hoffnung aufkeimen, dass es am Samstag (20.45 Uhr) im Viertelfin­ale in Rotterdam gegen Dänemark besser läuft. Jones findet: „Wir haben wieder eine Steigerung gesehen. Der Knoten platzt, die Maschineri­e ist jetzt ins Rollen gekommen. Ich bin der festen Überzeugun­g, dass wir gegen Dänemark auch weiter Tore schießen werden.“

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FOTO: DPA Daumen hoch: Trainerin Steffi Jones bleibt zuversicht­lich

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