Rheinische Post Erkelenz

Geduldsspi­el nach dem großen Turnier

- VON KARSTEN KELLERMANN

Torwart Moritz Nicolas hat sich bei Borussia beachtlich entwickelt. Wie sein Mitspieler Laszlo Bénes wurde er für ein Nachwuchst­eam seines Landes nominiert. Doch beide müssen nun im Klub weiter auf ihre Chancen warten.

Spätestens im Januar ist Moritz Nicolas die Nummer zwei bei Borussia. Denn zum Jahreswech­sel wird Christofer Heimeroth nur noch Teammanage­r sein und nicht mehr Torhüter. Dann ist der 19 Jahre alte Nicolas der zweitlängs­te aller Borussen. 193 Zentimeter misst der Ballfänger, nur Jannik Vestergaar­d, der Verteidige­r, ist sechs Zentimeter länger. Nicolas war jetzt im Fokus, weil Trainer Dieter Hecking voll des Lobes war ob seiner bisherigen Darbietung während der Saisonvorb­ereitung. „Er hat einen Riesenschr­itt nach vorn gemacht“, sagte Hecking.

Auch Torwarttra­iner Uwe Kamps ist angetan von dem Talent, das 2015 von Rot-Weiss Essen kam. „Es hat mich absolut überrascht, was er jetzt mit dem Fuß gemacht hat“, sagte Kamps. Der Umgang mit dem Ball ist ein wichtiges TorhüterMe­rkmal in Gladbach – schließlic­h ist der Mann zwischen den Pfosten der erste Aufbauspie­ler, so will es die Fußball-Philosophi­e des Klubs. Die originären Torhüter-Fähigkeite­n des jungen Keepers sind ohnehin zweifellos gut. „Er ist stabil, stark im Eins gegen Eins und mutig“, sagte Kamps. Beim Telekom Cup gegen Bremen und im Testspiel gegen Leeds zeigte Nicolas das.

In der vergangene­n Saison hatte er viel Pech. Erst verletzte er sich am Daumen und fiel 88 Tage aus, dann brach er sich den Unterarm und musste 60 Tage pausieren. Dennoch war der Ausklang der Saison versöhnlic­h. Nicolas’ Vertrag wurde im April bis 2021 verlängert, und er wurde für das deutsche U20-WMAufgebot nominiert. In Südkorea kam er aber nicht zum Einsatz.

Auch Laszlo Bénes war im Sommer bei einem Turnier. Der Slowake gab erst sein Debüt im A-Team sei- nes Landes, dann reiste er mit der U21 zur EM in Polen. Bei den Siegen gegen Polen (2:1) und Schweden (3:0) kam er nur wenige Minuten zum Einsatz, beim 1:2 gegen England spielte er 24 Minuten mit, konnte die Niederlage aber nicht mehr abwenden. Die Slowakei verpasste das Halbfinale.

Auch wenn Nicolas und Bénes nur Randersche­inungen waren bei den Turnieren, war es doch eine Erfahrung, die ein Fußballer stets als „eine besondere“beschreibt. Das Flair eines solchen Wettbewerb­s, die Trainingse­inheiten, die Zeit im Team. Und auf gewisse Weise war es für beide wohl auch eine Vorbereitu­ng auf die neue Saison: Für beide wird es ein Geduldsspi­el nach dem großen Turnier. Nicolas weiß, dass er als Nummer drei hinter Yann Sommer und Tobias Sippel kein Spiel bei den Profis machen wird. Generell ist die Perspektiv­e eher komplizier­t. Denn auch Sommer hat einen Vertrag bis 2021. Doch der Fußball ist unberechen­bar. Und Nicolas hat Zeit. Spielpraxi­s sammeln wird er auch – bei der U 23. Da stand er auch am Samstag im Tor, nachdem er das Trainingsl­ager der Profis vorzeitig verlassen hatte. Er spielte die ersten 45 Minuten beim 1:1 im Test gegen die Mainzer U23.

Bénes machte derweil am Sonntag eine schmerzhaf­te er Erfahrung, als ihm ein Nürnberger beim 1:2 im Übungsspie­l in den Rücken fiel. Der 19-Jährige musste raus. Später aber, als die Borussen nach dem gecancelte­n Rückflug mit Mietwagen zurück nach Gladbach fahren mussten, sah er auf dem Instagram-Foto, das er postete, schon wieder recht fröhlich aus. Für „Laci“wird es eine wichtige Saison. In der abgelaufen­en Spielzeit hat er einen starken Start hingelegt und gleich bei seinem ersten Startelf-Einsatz das 1:0Siegtor gegen Hertha BSC erzielt mit einem 22-Meter-Schuss. Zuvor hatte er gegen Fürth im Pokal und gegen Bayern Kurzauftri­tte gehabt, danach folgten sechs weitere Einsätze, zwei von Beginn an. Das war alles in allem eine gute Bilanz für die erste Saison in Deutschlan­d. In der zweiten will er weiterkomm­en: mehr Einsatzzei­t, möglichst mehr Akzente setzen.

Bénes kann im zentralen Mittelfeld alles spielen, eingeplant ist er bei Trainer Dieter Hecking vor allem für die Sechs. Mit seinem Ehrgeiz, seiner Hartnäckig­keit und seiner guten Technik ist er eine offensiver­e Variante an der Stelle, beispielsw­eise im Vergleich zum neuen Schweizer Denis Zakaria. Bénes dürfte zunächst die Rolle des Herausford­erers haben. Doch mit seinen beherzten Darbietung­en der vergangene­n Saison hat er sich schon eine kleine Fangemeind­e erarbeitet. Und er ist im Zentrum eines der großen Fotos, die im Medienbere­ich des Borussia-Park hängen: Bénes schreit darauf seine Freude nach dem Berlin-Tor heraus, während die Kollegensc­haft ihn umringt. Bilder wie diese will er künftig viele mehr produziere­n.

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FOTO: IMAGO Moritz Nicolas lenkt den Ball um den Pfosten herum, Borussias Verteidige­r Reece Oxford, Tobias Strobl und Tony Jantschke (von links) schauen bang hinterher.

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