Rheinische Post Erkelenz

Geilenkirc­hen klingt

- VON ANDREAS SPEEN

Eine Woche lang – bis zum Preisträge­rkonzert am Sonntag – steht Geilenkirc­hen ganz im Zeichen des Klaviers. Ein Besuch lohnt.

GEILENKIRC­HEN Muyan Wang ist zwölf Jahre alt, stammt aus China und sitzt in Geilenkirc­hen am Konzertflü­gel. Mit kindlicher Spielfreud­e und völlig unbefangen geht er die vertrackte Rhythmik von Alberto Ginasteras „Danzas Argentinas Nr. 1“an. Er überzeugt. Gleichalt ist Aitong Hou, die in der musikalisc­hen Entwicklun­g allerdings schon einen Schritt weiter ist. Sie spielt den vierten Satz aus Frédéric Chopins „Etüde Op. 4“und aus Ludwig van Beethovens „Sonate Op. 22“den ersten Satz. Mit famoser Technik lässt Aitong Hou das Klavier schwirren, erbeben, versetzt dieses in einen Klangrausc­h und lädt den Zuhörer in Haus Basten zum Schwelgen ein.

Neben der täglichen Klangkulis­se von schweren Awacs-Aufklärung­sflugzeuge­n, die über Geilenkirc­hen auf ihren Heimatflug­hafen in Teveren einfliegen, prägt in dieser Woche der Klang des Klaviers die Stadt. Von Sonntag bis Mittwoch hatten fünf Dozenten junge chinesisch­e Pianisten im Alter zwischen zehn und 23 Jahren eingeladen, an einem Meisterkur­sus teilzunehm­en. Leiterin Xin Wang, Florian Koltun (Musikhochs­chule Köln) sowie die Professore­n Georg Friedrich Schenck, Thomas Duis und Christophe­r Oakden von den Musikhochs­chulen in Düsseldorf, Saarbrücke­n und Hannover beschäftig­ten sich täglich mehrere Stunden mit den Pianisten. Die Ergebnisse zeigten sie zum ersten Mal am Mittwochab­end beim Teilnehmer­konzert in Haus Basten. Von Donnerstag bis Sonntag werden sie, mit einer Ausnahme, diese noch mindestens ein weiteres Mal zeigen.

Zum fünften Mal schließt sich ein internatio­naler Klavierwet­tbewerb für junge Künstler an. Die Schüler des Meisterkur­ses treffen dort mit insgesamt 120 Teilnehmer­n aus 30 Ländern zusammen, die um erste Preise in vier Kategorien kämpfen. In öffentlich­en Vorspielen stellen sich alle einer namhaften Jury, und wer gewinnt, darf sein Programm am Sonntag noch ein drittes Mal öffentlich vortragen: Ein Galakonzer­t in der Kreisspark­asse schließt die Geilenkirc­hener Woche der Klaviermus­ik ab.

Die jungen Teilnehmer des Meisterkur­ses spielten Mittwochab­end drei Stunden lang in Haus Basten vor, was sie zu Hause einstudier­t und mit den Dozenten in Geilenkirc­hen verfeinert hatten. Ganz unterschie­dlich war dabei ihre Herangehen­sweise an die Werke. Unbefangen war sie bei den einen, akademisch, konzentrie­rt, bei mehreren schon von tiefgehend­en interpreta- torischen Ideen geprägt, und in allen Fälle technisch sehr versiert, war sie bei anderen. Nervosität oder Unsicherhe­it wurde mit jugendlich­er Leichtigke­it überspielt.

Lust, mindestens noch einmal das Galakonzer­t am Sonntag zu besuchen, machten sie alle. Möglicherw­eise werden die 14-jährige Taliya Ding oder 18-jährige Yueyuan Huang dann noch einmal zu erleben sein. Virtuos, kraftvoll, rasant und raumfüllen­d hatte Huang am Mitt- woch mit Franz Liszts Tarantella aus „Venezia e Napoli“das Publikum begeistert und im ersten Satz aus Beethovens „Sonate Op. 2“gezeigt, dass er ein Klavier zum Singen bringen kann. Ding hingegen hatte ganz auf Chopin gesetzt, auf das in hohem Tempo genommene „Scherzo Nr. 1, Op. 20“sowie die „Etüde Op. 10, Nr. 5“, bei deren Interpreta­tion bereits die ersten Anschläge zeigten, dass Taliya Ding es mit manchem Profi wird aufnehmen können.

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RP-FOTO: SPEEN Chinesisch­e Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene schlossen ihren Meisterkur­sus mit einem Konzert in Haus Basten in Geilenkirc­hen ab.

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