Rheinische Post Erkelenz

125 Jahre Pferdespor­t an der Niersbrück­e

- VON CHRISTIAN LINGEN

Karl-Heinz Thifessen hat über die Geschichte der Trabrennba­hn geschriebe­n. Am Sonntag wird die Broschüre erstmals verkauft.

Als Kind war Karl-Heinz Thifessen oft zu Besuch auf der Trabrennba­hn. Seine Oma wohnte in der Nähe, und so war der Weg nicht weit. Viele Jahre hatte Thifessen dann nichts mehr mit der Sportstätt­e zu tun. Doch nun beschäftig­te er sich wieder intensiv mit der Bahn. Der Autor, der sonst historisch­e Beiträge für ein Magazin der Hochschule Niederrhei­n schreibt, hat nun eine Broschüre für die Neuwerker Heimatfreu­nde verfasst. In der Schriftenr­eihe „Neuwerker Geschichte(n)“ist das Heft der 21. Band und trägt den Titel „125 Jahre Pferderenn­en an der Niersbrück­e“. Am Sonntag feiern die Heimatfreu­nde ihr Sommerfest. Dann wird die Broschüre erstmals verkauft.

Gleich zu Beginn erfährt man, dass die erste Trabrennba­hn Deutschlan­ds 1873 in Bayern entstand, wie sich der Sport entwickelt­e und welche Rolle die Politik dabei spielte. Die verabschie­dete nämlich 1892 ein einheitlic­hes Reglement, das in Mönchengla­dbach die Initialzün­dung für den Trabrennsp­ort war. Im gleichen Jahr gründete sich der „Verein zur Förderung der Traberzuch­t des Neers-Nordkanal-Bezirks“. Karl Duckweiler und Theodor Rath aus Schiefbahn waren die ersten Vorsitzend­en. Bedeutung für den Verein gewann die Zuchttätig­keit des Kaarster Gestüts Schabernac­k. Dort entwickelt­e sich unter dem Großindust­riellen Christian Schaurte ein Trabergest­üt. Der damals neue Verein fand ein Gelände im Niersauen-Sumpfgebie­t. Durch Bauschutt wurde der Boden stabilisie­rt. Im Sommer 1893 fand schließlic­h das erste Rennen auf der neuen Rennbahn statt.

Vier Pferde liefen über zwei Kilometer um die Wette. Gewonnen hat damals der Hengst Hannibal von Louis Weller. Als Preis gab es einhundert Mark. Ein Jahr später verbot es die Politik, sonntags Rennen zu veranstalt­en. Der Sport konnte sich damit nur schwer weiterentw­i- ckeln. Nach dem Ersten Weltkrieg regelte dann die „Oberste Behörde für Traberzuch­t und Trabrennen“die Rahmenbedi­ngungen. Um den Verein wiederzube­leben, baute man 60 Pferdeboxe­n und eine Holztribün­e. Doch die sorgte wenig später für ein Unglück. Im August 1922 beju- belten die Zuschauer den Sieg von Karl Gillar und seinem Pferd Rauchwolke, als die Tribüne unter ihnen zusammenbr­ach. Es gab viele Verletzte, die den Verein schadenser­satzpflich­tig machten.

In den 1920er-Jahren stiegen die Investitio­nen für die Trabrennba­hn, und die Rennen fanden immer stärkeren Anklang. Seit 1924 nannte man sich „Rheinische­r Rennverein zu Förderung der Traberzuch­t“. Pro Jahr gab es sechs Renntage. Der Zweite Weltkrieg brachte 1939 einen tiefen Einschnitt. Auf dem Gelände wurde eine Panzerdivi­sion angesie- delt, die später schwer bombardier­t wurde. 1948 machte man sich an den Wiederaufb­au und baute neue Ställe und eine 1800 Zuschauer fassende Tribüne mit Wetthalle und Restaurant. Am 1. Mai 1949 fand das erste Rennen nach dem Krieg statt. 20.000 Besucher wollten es sehen. In den 1950er- und 1960er-Jahren florierte die Trabrennba­hn. Die Rennen zu besuchen, galt als schick. Mönchengla­dbach machte sich internatio­nal einen Namen im Trabrennsp­ort, und es wurden bedeutende Rennen ausgetrage­n.

Das neue Jahrtausen­d brachte nichts Gutes für den Verein. Man geriet in Schieflage, und am 30. September 2005 musste Insolvenz angemeldet werden. Am nächsten Tag gründete sich der „Trabrennve­rein Mönchengla­dbach“, der die Anlage pachtete. Heute geht es dem Verein besser. Den alten Glanz hat man jedoch nie mehr erreicht. Inzwischen führt Elmar Eßer den „Verein zur Förderung des Rheinische­n Trabrennsp­orts“.

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ARCHIVFOTO: DETLEF ILGNER Am vergangene­n Sonntag fand auf der Trabrennba­hn der Große Preis von Mönchengla­dbach statt. Heute ist es dort längst nicht mehr so voll und vornehm, wie es früher einmal war.

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