Rheinische Post Erkelenz

Das Leben mit Parkinson ist bunt – 13 Pillen am Tag

- VON WILLI SPICHARTZ

Im Wassenberg­er Johanniter-Stift stellt der Doverener Autor Ulrich Gerhards sein neues Buch vor.

WASSENBERG „Die Zukunft ist bunt“ist der Titel des neuen Buchs des Dovereners Ulrich Gerhards, der seit 2005 an „Morbus Parkinson“erkrankt ist. Im Gespräch mit der Rheinische­n Post konkretisi­ert der 66-Jährige den „bunten“Alltag: „Ich muss täglich 13 Tabletten nehmen, die haben unterschie­dliche Farben.“Im Johanniter-Stift, der Senioren-Wohneinric­htung, in Wassenberg stellte Ulrich Gerhards mit einer Lesung das bunte Buch, und nicht nur das, vor. Zum Schluss einer Lesung, nicht nur im Nachgesprä­ch mit der RP muss immer „was Lustiges“stehen. Gerade weil der Alltag eines Parkinson-Erkrankten ein Kampf ist, den man nicht gewinnen kann, dem man aber mit Kreativitä­t viel abgewinnen kann. Und darum zieht sich der Humor auch durch das gesamte Werk.

Geschriebe­n hat Ulrich Gerhards, 66 Jahre alt, verheirate­t, Vater zweier Söhne, auch schon vor der Diagnose „Morbus Parkinson“2005, machte eine zumindest für Außenstehe­nde erstaunlic­he Erfahrung: Das Schreiben von Texten, vor allem Erzählunge­n in Reimform, geht ihm heute flotter von der Hand als vor der Erkrankung, die mit starker Müdigkeit, Mattigkeit, Schwindel verbunden ist.

Für ihn ist das Schreiben auch Alltagshil­fe, die Konzentrat­ion auf die Formulieru­ngen der Gedanken lenkt auch ab vom Unvermeidl­ichen der Zukunft. Ulrich Gerhards führt seinen heutigen, relativ guten Zustand eben auch auf die geistige Beschäftig­ung zurück, wenn auch Schübe immer wieder schon das morgendlic­he Aufstehen schwer machen.

So sind denn die vor einer kleinen Zuhörersch­ar im Johanniter-Seniorenst­ift Wassenberg mit recht kräftiger Stimme vorgetrage­nen Geschichte­n und Gedichte Ausdruck der Lebenssitu­ation eines Parkinson-Erkrankten, der sich nicht durchhänge­n lässt: Titel wie „Mit einem Lächeln beginnt ein neuer Tag“, „Aufstehen“, „Gefühle“, „In einer anderen Welt“aus seinem ersten Buch „Ich bin ‚Morbus Parkinson‘“sind die Leitplanke­n eines Lebens mit einer Krankheit, die allmählich das Zentral-Organ des Menschen, das Gehirn, zerstört.

Frisch gedruckt und vom Verleger Wolfgang Fischer vom Erkelenzer Altius-Verlag mitgebrach­t das neue Buch „Die Zukunft ist bunt“, dessen erste(s) der 62 Geschichte­n und Gedichte namensgebe­nd ist. Es handelt von einem erfolgreic­hen Kaufmann, der sich frühmorgen­s im Dunkeln ankleidet, zur Firma reist, um einen Vortrag zu halten, dessen Zuhörer auf seine Füße starren. Der Blick ernüchtert: Er hat grasgrüne Strümpfe mit Smileys und schneeweiß­e Hausschuhe an. Er zeigt sich flexibel: „Hätten Sie den Vortrag aufmerksam verfolgt, so hätten Sie gemerkt: Es war gewollt! Es sieht nämlich die Zukunft für unser Haus nicht mehr dunkel, sondern farbig aus!“Das Buch ist ab sofort im Handel erhältlich, das Cover-Motiv hat Ulrich Gerhards wieder selbst gemalt.

Neben dem Beifall der Zuhörer gab’s von Astrid Sökefeld vom Johanniter-Stift eine Flasche Grauburgun­der aus der Pfalz – vom eigenen Johanniter-Weingut. Auch fürs Wiederkomm­en, denn Ulrich Gerhards produziert unermüdlic­h weiter, 20 Kinder- und ebenso viele Weihnachts­geschichte­n sind schon fertig. Im Oktober ist der nächste Johanniter-Termin.

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) Nach „Ich bin ,Morbus Parkinson’“hat Buchautor Ulrich Gerhards nun ein neues Buch mit dem Titel „Die Zukunft ist bunt“geschriebe­n.

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