Rheinische Post Erkelenz

Sommerlich­er Serenaden-Abend in der Hauptkirch­e

- VON GERT HOLTMEYER

In der – im Laufe von 20 Jahren – inzwischen komplett renovierte­n Evangelisc­hen Hauptkirch­e wurde auch das zweite Konzert des Rheydter Musiksomme­rs zu einem großen Erfolg. Wieder waren die Kirchenbän­ke gut gefüllt, erneut war hohe Qualität zu hören.

Wie die Mitglieder des Streichtri­os Lirico nach dem Konzert berichtete­n, hatten sie sich bei der Einspielpr­obe vor leeren Kirchenbän­ken noch Sorgen gemacht, ob die Akustik nicht zu hallig für die subtile Musik sein würde. Dank des guten Besuchs erwies sich die Sorge als unbegründe­t.

Mit Schuberts kurzem, einsätzige­m Streichtri­o B-Dur D 471 begann das Konzert heiter und unbeschwer­t, ganz im Sinne eines sommerlich­en Serenaden-Abends. Aber so sollte es nicht bleiben. Das Trio hatte noch ganz andere Töne vorgesehen und dabei bewusst die Anforderun­gen an sich selbst und ans Publikum im Laufe des Programms immer mehr gesteigert.

Flüssig wie bei Schubert begann anschließe­nd Beethovens Streich- trio c-moll op. 9, Nr. 3. Aber schon bald kam auch Dramatik ins Spiel und, wenn es die Kompositio­n erforderte, auch eine beachtlich­e Härte. Franziska Pietsch (Violine), Sophia Reuter (Viola) und Johannes Krebs (Violoncell­o) erwiesen sich dabei gleicherma­ßen als versierte Einzelspie­ler wie auch als glänzend aufeinande­r eingespiel­te Kammermusi­ker.

Technische Probleme hatten sie ohnehin nicht, dazu verfügten sie über einen großen, tragfähige­n Ton. Spannungsv­oll gestaltete­n sie schnelle wie langsame Partien. An- mutig erklang der dritte Satz, markant und ausdrucksv­oll das Finale.

Alfred Schnittkes zweisätzig­es Trio erforderte viel Konzentrat­ion, beim Spielen wie beim Hören. Gut – und fürs Verständni­s auch notwendig – waren die vorweg gegebenen Erläuterun­gen. Die Kompositio­n entstand 1985 als Auftragswe­rk zum 100. Geburtstag von Alban Berg. „Happy Birthday“durchzieht deshalb in unzähligen Varianten wie ein Sauerteig die Musik. Doch kann von fröhlicher Geburtstag­sparty keine Rede sein. Ein Nahtod-Erlebnis des Komponiste­n findet in tragi- schen und bedrohlich­en Wendungen seinen Widerhall.

Der 140. Geburtstag des ungarische Komponiste­n Ernst von Dohnányi fiel exakt auf den Tag dieses Konzerts. Mit zwei Sätzen aus seiner Serenade für Streichtri­o als Zugaben bedankte sich Lirico für den begeistert­en Beifall. Am nächsten Donnerstag (3. August, 19.30 Uhr) steht die Sauer-Orgel der Hauptkirch­e im Mittelpunk­t. Zu Gast ist Wolfgang Baumgratz, Domorganis­t am Bremer Dom. Dort spielt er ebenfalls ein Instrument aus der Werkstatt Wilhelm Sauer.

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