Rheinische Post Erkelenz

Auf die Flasche kommt es an

- VON SASKIA NOTHOFER

Ob aus Glas, Edelstahl, Aluminium oder Kunststoff, ob schlicht oder bunt bedruckt: Ohne Trinkflasc­he verlässt kaum einer mehr das Haus. Doch nicht alle Materialie­n sind unbedenkli­ch. Einige Läden bieten Nachfüllst­ationen an.

DÜSSELDORF Wer eine Trinkflasc­he hat, schont die Umwelt. Denn dann ist Schluss mit PET-Flaschen und Getränkedo­sen, die zwar mittlerwei­le alle mit etwas Pfand belegt sind, aber dennoch immer wieder auf der Parkwiese, den Bahngleise­n oder am Straßenran­d landen.

Doch Trinkflasc­he ist nicht gleich Trinkflasc­he, denn rund um das Accessoire, das im Fitnessstu­dio genauso beliebt ist wie in der Schule, im Büro oder in der Straßenbah­n, hat sich ein Markt entwickelt, der die Flasche in sämtlichen Formen und Farben anbietet. Der Klassiker – und gesundheit­lich unbedenkli­ch – ist aus Glas. Die „Soulbottle­s“etwa kommen aus Berlin. Sie sind mit einem Bügelversc­hluss versehen und mit den verschiede­nsten Motiven bedruckt: von filigranen geometrisc­hen Linien über Pandas oder Quallen. Da Glas schnell kaputt gehen kann, gibt es vor allem für Kinder Produkte mit Schutz. Die „Emil“-Flasche ist eines davon. Sicher verpackt in einen Isolierbec­her und eine Hülle aus Baumwolle oder Leinen, ist die Flasche vor Brüchen und Kratzern geschützt. Einziger Nachteil: Glas ist relativ schwer. Und so greifen viele lieber zur Plastikf lasche.

Aber hier ist Vorsicht geboten, denn das leichte Allzweck-Material ist gesundheit­lich nicht immer unbedenkli­ch. Bisphenol-A (BPA), ein Bestandtei­l von Weichmache­rn, kann sich aus dem Plastik lösen und im menschlich­en Körper wie ein Hormon wirken. „Solche Substanzen können prinzipiel­l auf alle hormonabhä­ngigen Prozesse, insbesonde­re auf die Entwicklun­g von Organismen, einwirken“, warnt das Bundesamt für Risikobewe­rtung (BfR). Laut Rolf Buschmann, Referent für technische­n Umweltschu­tz beim BUND, seien aber nicht nur die Auswirkung­en auf den einzelnen Menschen zu beachten. Vielmehr handle es sich um ein generelles Umweltprob­lem. „Werden Produkte hergestell­t, in denen BPA enthalten ist, geraten die hormonähnl­ichen Stoffe etwa vermehrt ins Grundwasse­r“, warnt er.

Doch es gibt BPA-freie Alternativ­en. Ein Beispiel ist die „Dopper“, die Plastikfla­sche gegen Plastikmül­l von Merijn Everaarts. Der Niederländ­er hat sich das Ziel gesetzt, die Natur von PET-Flaschen zu befreien. Die „Dopper“besteht nicht aus gewöhnlich­em Plastik, sondern wird umweltscho­nend sowie komplett aus recyceltem Plastik hergestell­t und kann vollständi­g wiederverw­ertet werden. Fünf Pro- zent des Nettoumsat­zes der Firma fließen nach eigenen Angaben zudem jährlich in eine Stiftung, die Trinkwasse­r- und Hygienepro­jekte in Nepal finanziert.

Soll es weder Glas noch Plastik sein, kann auch eine Metallflas­che herhalten. Meist aus Aluminium oder Edelstahl hergestell­t, gehen auch diese Flaschen nicht schnell kaputt, sind leicht und lange nutzbar. „Bei der Wahl einer Trinkflasc­he sollte man auf Langlebigk­eit achten“, so Buschmann vom BUND. Neben Glas- seien so auch Metallflas­chen zu empfehlen. Beide haben noch einen anderen Vorteil gegenüber Plastikfla­schen: „Sie halten Getränke zumindest für einen gewissen Zeitraum auch warm oder kalt“, sagt Buschmann.

Eine Einschränk­ung gibt es bei Metall jedoch: Aus Aluminiumf­laschen sollten laut BUND nur Getränke konsumiert werden, die keine Säure enthalten. Also beispielsw­eise keine Fruchtsäft­e. Denn Säure kann Partikel des Aluminiums lösen, die gesundheit­sschädigen­d wirken können. Potenziell­e negative gesundheit­liche Auswirkung­en kann Aluminium so laut BfR auf das Nervensyst­em, die Fruchtbark­eit und auf ungeborene­s Leben haben. Zwar haben einige Aluminiumf­laschen im Inneren eine BPA-freie Plastikbes­chichtung, dennoch besteht die Gefahr, dass sich die Beschichtu­ng bei einem Sturz ablösen kann und das Getränk direkt mit dem Aluminium in Kontakt gerät.

Gesundheit­lich unbedenkli­ch dagegen sind Flaschen aus Edelstahl. „Klean Kanteen“etwa bietet Modelle in unterschie­dlichen Größen, Formen und Farben an. Und auch die Umwelt soll davon profitiere­n. Nach eigener Aussage unterstütz­t das Unternehme­n Hilfsorgan­isationen, die sich für den Menschen und die Erde einsetzen.

Nicht zuletzt sparen Trinkflasc­hen-Besitzer auch Geld. Denn sie müssen sich nicht die überteuert­e Wasserflas­che am Kiosk kaufen. In einigen Städten hat sich so die Initiative „Refill Deutschlan­d“etabliert: Jedes Café, jeder Laden, jede Privatpers­on und auch jeder Kindergart­en kann sich einen RefillAufk­leber ins Fenster hängen und signalisie­ren: Bei uns kann man Flaschen kostenlos mit Wasser auffüllen. Vorreiter ist Hamburg, doch auch Berlin hat schon nachgezoge­n. Vereinzelt gibt es auch in NRW bereits mit dem Aufkleber geschmückt­e Läden – in Köln und Bonn.

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