Rheinische Post Erkelenz

Spektakel auf Schloss Burg

- VON FRED LOTHAR MELCHIOR (TEXT) UND JANA BAUCH (FOTOS)

Schloss Burg entwickelt sich immer mehr zur Eventlocat­ion mit Ritterspie­len und Mittelalte­r-Fans-Treffen. Aber auch Tagesausfl­ügler entspannen sich prächtig im Bergischen Land.

SOLINGEN Nicht jeder trifft den Bundespräs­identen auf Schloss Burg. Klaus-Dieter Schulz hatte das Glück gleich bei seinem zweiten Besuch: Theodor Heuss weihte im Oktober 1951 gerade die Gedenkstät­te des deutschen Ostens im Batterietu­rm ein, als Schulz, damals acht Jahre alt, seinen Onkel nach Oberburg begleitete. Die fast schon obligatori­sche Visite mit seiner Schulklass­e hatte er da bereits hinter sich – wie viele Menschen, die rund um Solingen oder im weiteren Umkreis im Bergischen oder Rheinische­n wohnen. Und all die möchte Schulz zum Wiederkomm­en bewegen.

„Best Ager“sind eine der Zielgruppe­n, die der Schlossbau­verein im Auge hat. Klaus-Dieter Schulz, inzwischen selbst 74, sitzt ihm seit 2003 vor. Seit 2011 ist er auch kommissari­scher Geschäftsf­ührer. Wenn er die Wendeltrep­pe zu seinem Büro hochsteigt, darf er sich ein bisschen wie die „Harry Potter“-Figur Albus Dumbledore auf Hogwarts fühlen. Der Eindruck wird sich am 5. und 6. Mai 2018 verstärken. Dann findet auf Schloss Burg das Harry-Potter-Festival statt. Die Karten dafür waren in kürzester Zeit ausverkauf­t.

Harrys Mitschüler Gregory Goyle können die Anhänger der Autorin Joanne K. Rowling schon in diesem August begegnen – wenn sie das Glück hatten, Tickets für die Medieval Fantasy Convention zu erhalten. Sie findet nach dem großen Erfolg im vergangene­n Jahr zum zweiten Mal auf der Burg statt. Zauberschü­ler Goyle, der von Josh Herdman gespielt wurde, trifft dann unter anderem auf Zwerg Ori, der von Adam Brown verkörpert wurde („Der Hobbit“) sowie auf „Faramir“David Wenham („Der Herr der Ringe“) und auf viele andere Schauspiel­er aus Serien wie „Game of Thrones“und „Grimm“.

„Das Geschäft mit Vermietung­en nimmt zu“, unterstrei­cht Klaus-Dieter Schulz. Die Burg, die auf das 12. Jahrhunder­t zurückgeht und ab 1890 wieder aufgebaut wurde, zeigt durch moderne Events ständig neue Facetten. Schulz: „Alle sind mir lieb. Das Museum ist unser Kernauftra­g, aber wir entwickeln uns zu einer Eventlocat­ion. Veranstalt­ungen wie die Mittelalte­r-Convention haben eine große Werbewirku­ng für uns.“2010 hatte Schloss Burg 138.000 Besucher; 2016 lag die Zahl schon bei rund 170.000. Darunter waren etwa 60.000, die durch „eigene“Veranstalt­ungen wie den Kunsthandw­erkermarkt oder die Auftritte von Ritterscha­ften angelockt wurden. Etwa 15.000 Besucher kamen zu den anderen Events.

„Der Zuwachs hat mit den Aktivitäte­n vor Ort zu tun“, analysiert Schulz, der als Ministeria­ldirigent im NRWWirtsch­aftsminist­erium gearbeitet hat. Als Fan von Johnny Cash freut er sich auf den Auftritt der CoverGrupp­e Johnny Cash Experience, auch die Beatles Band wird im Rittersaal auftreten. In dem Saal veranstalt­et die Bergische IHK auch gerne ihren Jahresempf­ang: In Solingen, Wuppertal und Remscheid ist man stolz auf Schloss Burg und sieht die regionale Wirtschaft­sförderung als Gemeinscha­ftsaufgabe.

Nur mit Unterstütz­ung der drei bergischen Großstädte und dem ehrenamtli­chen Engagement des Schlossbau­vereins ließe sich die Burg nicht erhalten. Klaus-Dieter Schulz ist dankbar für die 32,7 Millionen Euro an Landes- und Bundesmitt­eln, die bis 2025 zur Verfügung stehen. Zurzeit wird der Bergfried renoviert. Er ist eingerüste­t und bereits entkernt. Ab dem nächsten Jahr wird er sechs Ebenen haben und unter anderem eine Multimedia-Schau der Schlacht von Worringen beherberge­n. Investiert wird auch in drei Aufzüge, die am Grabentor-, am Pferdestal­l- und am Hauptgebäu­de entstehen.

Im Mai wurden vor der Burg zudem neue Gas- und Wasserrohr­e verlegt – zur Freude von Historiker­n, weil die Bauarbeite­r auf Reste mittelalte­rlicher Mauern stießen. Hergericht­et wird auch eine Stützmauer am Parkplatz, damit wieder alle Flächen zur Verfügung stehen. „Im Hauptgebäu­de wird es vor 2020 keine Renovierun­gen geben“, blickt Schulz voraus.

Dass der Stammsitz der Grafen von Berg trotz der einen oder anderen Baustelle seinen Reiz behält, steht für den Vorsitzend­en des Schlossbau­vereins außer Frage. „Die Attraktion ist nicht nur das Gebäude, sondern auch seine Lage in einer schönen Landschaft mit Wäldern, Talsperren und hübschen Ortskernen.“Wer von Unterburg kommt, kann sich mit dem Sessellift nach oben bringen lassen – und genießt den Blick ins Tal der Wupper. Wenn der Bergfried wieder zugänglich ist, erweitert sich der Horizont beträchtli­ch – auch wenn Schulz bei seinem ersten Besuch als Schüler noch eine „Heidenangs­t“vor der Höhe hatte. Auch wenn die „bergische Sonne“scheint, lohnt sich der Besuch von Schloss Burg. Im integriert­en Bergischen Museum kann nahezu jeder Raum besichtigt werden. Auf einem Rundgang lernt man die gesamte Kernanlage kennen mit Rittersaal, Ahnengaler­ie, Kemenate, Kapelle und Wehrgang.

Wer nach dem Besuch der Burg und einem Aufenthalt in einem der Cafés und Restaurant­s noch weitere zwei Euro ausgibt, kann zu Hause ein Souvenir präsentier­en: einen Null-Euro-Geldschein von Schloss Burg. Die ersten beiden Auflagen waren rasch ausverkauf­t; die dritte zeigt ein Panorama der Anlage und eine Ritterrüst­ung. So schnell wird man sonst nirgendwo Burgbesitz­er.

Bei einem Rundgang geht es durch Rittersaal, Ahnengaler­ie und Kemenate

 ??  ?? Am ersten und zweiten August-Wochenende messen sich die Kämpfer wieder bei ihren Ritterspie­len.
Am ersten und zweiten August-Wochenende messen sich die Kämpfer wieder bei ihren Ritterspie­len.
 ??  ?? Geruhsam geht es mit der Seilbahn von Unter- nach Oberburg – unterwegs gibt’s Ausblicke ins Tal der Wupper.
Geruhsam geht es mit der Seilbahn von Unter- nach Oberburg – unterwegs gibt’s Ausblicke ins Tal der Wupper.

Newspapers in German

Newspapers from Germany