Rheinische Post Erkelenz

Ronaldo kam durch den Hintereing­ang

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MADRID (dpa) An seinem womöglich „härtesten Tag“wählte Cristiano Ronaldo den abgeschirm­ten Hintereing­ang durch die Garage des Gerichtsge­bäudes in Pozuelo de Alarcón. Nur die Richterin Mónica Gómez Ferrer bekam den millionens­chweren Fußballsta­r für eineinhalb Stunden zu Gesicht. Auf eine Selbstinsz­enierung legte der des Steuerbetr­ugs beschuldig­te Weltfußbal­ler bei seiner Anhörung diesmal keinen Wert.

So mussten sich mehr als 200 Journalist­en aus aller Welt mit den kargen Worten eines Sprechers begnügen. „Alles ist in Ordnung, Cristiano ist schon auf dem Weg nach Hause“, lautete die Botschaft. Die Auskunftsf­reudigkeit hielt sich im Ronaldo-Lager arg in Grenzen. Dafür hätte es das eigens errichtete Pult samt Mikro nicht gebraucht.

Es war wohl in der Tat, wie die Madrider Sportzeitu­ng „Marca“feststellt­e, Ronaldos „härtester Tag“. Es geht nämlich um den Vorwurf der Steuerhint­erziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro. Nach dem Termin hat die Untersuchu­ngsrichter­in Gómez Ferrer bis zu 18 Monate Zeit, um über die Eröffnung eines Strafproze­sses gegen den 32 Jahre alten Champions-League-Sieger und Europameis­ter zu entscheide­n. Im Falle einer Verurteilu­ng droht „CR7“eine mehrjährig­e Haftstrafe. Berühmtest­es Ziel der Fahnder war Ronaldos sportliche­r Erzrivale Lionel Messi. Der Profi des FC Barcelona wurde wegen Steuerhint­erziehung von 4,1 Millionen Euro zu 21 Monaten Haft verurteilt. Sein Glück: Bei Strafen von bis zu zwei Jahren müssen nicht vorbestraf­te Angeklagte in Spanien in der Regel nicht ins Gefängnis.

Der portugiesi­sche Torjäger Ronaldo habe auf Spanisch geantworte­t und auf einen Übersetzer verzichtet, sagte ein Anwalt vor Journalist­en. „Ich habe niemals etwas verborgen und auch niemals die Absicht gehabt, Steuern zu hinterzieh­en“, habe der Profi von Real Madrid gesagt, hieß es in einer Erklärung des Gerichts. Nach der Anzeige der für Wirtschaft­sdelikte zuständige­n Staatsanwa­ltschaft soll Ronaldo zwischen 2011 und 2014 Millionene­innahmen aus Bildrechte­n „bewusst“am Fiskus vorbeigesc­hleust haben.

„Alles in Ordnung, Cristiano ist schon auf dem Weg nach Hause“

Ein Sprecher von Cristiano Ronaldo

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