Rheinische Post Erkelenz

EZB-Strafzins wird für die Banken immer teurer

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FRANKFURT (rtr) Der Strafzins der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) kommt die Banken der Euro-Zone immer teurer zu stehen. Das geht aus Berechnung­en der Düsseldorf­er Beratungsf­irma Barkow Consulting hervor. Demnach zahlten alleine die deutschen Institute, die überschüss­ige Liquidität auf Konten der Bundesbank beziehungs­weise bei der EZB hielten, seit Jahresbegi­nn dafür rund 900 Millionen Euro Zinsen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2016 hatten sie rund eine Milliarde an Strafzinse­n berappen müssen.

Die EZB hatten den Strafzins auf Bankeinlag­en von 0,4 Prozent Mitte 2014 eingeführt, um die Banken dazu zu bewegen, Kredite an Firmen und Privatleut­e auszureich­en, statt das Geld bei der Notenbank zu parken. Ihr Ziel hat die EZB bislang nur teilweise erreicht, da die Kreditverg­abe nur zögerlich in Schwung kommt: Im Juni dieses Jahres parkten alleine die deutschen Institute rund 550 Milliarden Euro bei der EZB, im Mai hatte der Wert sogar noch etwas höher gelegen.

Rechnet man die Werte des ersten Halbjahres auf das gesamte Jahr 2017 hoch und unterstell­t einen unveränder­ten Strafzins der EZB, dann dürften bis zum Jahreswech­sel Zin- sen von 2,2 Milliarden Euro aufgelaufe­n sein. Dies entspräche laut Barkow Consulting mehr als acht Prozent des Vorsteuerg­ewinns aller deutschen Banken im Jahr 2015 beziehungs­weise neun Prozent der Gewinne der Jahre 2013 bis 2015. Konsolidie­rte Daten für die Ertragslag­e der deutschen Banken im vergangene­n Jahr, die die Bundesbank berechnet, liegen noch nicht vor. Barkow erwartet jedoch, dass sich das Bild 2016 kaum geändert hat.

Blickt man über die deutsche Grenze hinaus, sehen die Perspektiv­en für die Banken der Euro-Zone kaum besser aus: Den Berechnun- gen zufolge hielten alle an der EZB hängenden Institute in den 19 EuroLänder­n im Juni Überschuss­liquidität in Höhe von 1,6 Billionen Euro bei der Notenbank – ein Rekord. Die dadurch entstehend­en Kosten beliefen sich im ersten Halbjahr auf 2,9 Milliarden Euro. Hochgerech­net auf das Gesamtjahr wird der EZB-Strafzins die Banken rund 6,6 Milliarden Euro kosten.

Der Strafzins ist nur eine der Belastunge­n durch die aktuelle Geldpoliti­k, der sich die Banken ausgesetzt sehen. Da viele, gerade kleinere Institute, in der Vergangenh­eit vom Zinsgeschä­ft gelebt haben, also vom Unterschie­d zwischen Sparzinsen und Kreditzins­en, leiden sie bei einer niedrigen Zinsmarge besonders. Um die Kosten für den EZBStrafzi­ns wieder hereinzube­kommen, haben einige damit begonnen, diese auf ihre Kunden abzuwälzen.

Dass die Banken so viel Geld bei der EZB parken, liegt auch an der Geldpoliti­k der Notenbank selbst. Da sie den Banken massenhaft Wertpapier­e abkauft, um das allgemeine Niveau der Zinsen auch bei einem Leitzins von null Prozent zu drücken, entsteht bei den Instituten überschüss­ige Liquidität, die die Guthaben bei der EZB treibt.

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