Rheinische Post Erkelenz

H&M hat Ärger wegen Hot Pants für Kinder

- VON ANDRÉ ANWAR

Schwedisch­e Mütter sind empört über sexualisie­rende Kleidung beim Modeeinzel­händler.

STOCKHOLM Eigentlich wollte Åsa Enquist nur kurze Hosen für ihre neunjährig­e Tochter bei H&M kaufen – doch der Versuch endete damit, dass die 36-Jährige eine Debatte lostrat, über die nun in ganz Schweden diskutiert wird.

Denn auf der Internetse­ite des Konzerns gibt es zwar rund 30 unterschie­dliche Shorts für Mädchen. Doch die sind alle extrem eng geschnitte­n und bedecken nur knapp den Po. „Kein einziges Paar Shorts ging zumindest bis zur Hälfte der Oberschenk­el“, beschwerte sie sich bei Facebook: „Wenn meine Tochter sich in den Shorts für Mädchen nach vorne beugt, sieht man ihren halben Po.“Was die Mutter noch mehr ärgerte: Für Jungs gab es völlig normal geschnitte­ne Hosen.

Der Beitrag in dem Sozialen Netzwerk sorgte für große Aufmerksam­keit. Auch die Landesmedi­en griffen das Thema auf. „Was ist der Unterschie­d zwischen einem neunjährig­en Mädchen und einem neunjährig­en Jungen? Die spielen doch genauso viel“, kritisiert Enqvist in der Zeitung „Expressen“. „Ich glaube nicht, dass Eltern möchten, dass Kinder auf diese Weise geschlecht­lich eingeteilt werden. Kinder sollen sich ausgiebig bewegen und spielen und Kleider anhaben, die dazu passen“, findet sie.

Auch andere schwedisch­e Mütter empörten sich daraufhin, dass die unter anderem auf der Internetse­ite des Konzerns angebotene­n Kinderklei­der Mädchen bewusst sexualisie­ren. Ein Sturm der Kritik brach über das Unternehme­n herein.

Und plötzlich wurden auch andere Praktiken kritisch beäugt: So wollte die 37-jährige Lina Svensson für ihre achtjährig­e Tochter Jeans bei H&M kaufen. Doch in der Kinderabte­ilung für Mädchen gab es nur zwei Passformen. Die eine nennt sich „slimfit“(schlanke Passform) und die andere gar „skinnyfit“(magere Passform). „Warum gibt es bei Kinderklei­dern überhaupt einen Begriff wie skinnyfit?“, kritisiert die Mutter gegenüber der Zeitung „Expressen“.

So wie die Gesellscha­ft derzeit sei, mit magersücht­igen Körperidea­len für Frauen, sei es doch unnötig, dass H&M solche ungesunden Gedanken schon bei Kindern festige, sagt sie. „Ich merke schon jetzt, dass meine Achtjährig­e anfängt, sich über ihr Gewicht Gedanken zu machen“, sagt sie. „Das ist doch schlimm. Kinderklei­der sollten bequem sein. Auch wenn einige Kinder sehr dünn sind, muss es doch Kleider für alle Arten von Kindern geben“, sagt sie.

Inzwischen hat H&M auf die Kritik reagiert und gelobt Besserung. In einer schriftlic­hen Mitteilung heißt es vom Konzernhau­ptsitz in Stockholm: „Es ist wichtig für uns, dass unsere Kinderkoll­ektionen der Mode entspreche­n und auch praktisch sind. Wenn wir neue Kinderklei­der kreieren, wollen wir ein breites Angebot an Größen und Stilrichtu­ngen anbieten, die zu den täglichen Aktivitäte­n von Kindern passen – sowohl für Jungs, wie für Mädchen. Wir streben danach, keine Kinderklei­der zu verkaufen, die als anstößig aufgefasst werden könnten“, heißt es in der schriftlic­hen Mitteilung.

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FOTO: IMAGO Kurze Hosen, die nur knapp den Hintern bedecken, sind bei vielen Frauen sehr beliebt. Mütter kritisiere­n jedoch, dass H&M sie auch für Kinder anbietet.

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