Rheinische Post Erkelenz

Land reagiert auf Krebsmitte­l-Skandal

- VON WOLFGANG DAHLMANN

Laumann verlangt Informatio­n der von der Pantschere­i betroffene­n Patienten.

BOTTROP (dpa) Der Fall um den Bottroper Apotheker, der im Verdacht steht, Krebsmedik­amente im großen Stil verdünnt zu haben, erregte 2016 bundesweit Aufmerksam­keit. Als Konsequenz will NRWGesundh­eitsminist­er Karl-Josef Laumann (CDU) nun die Apothekenü­berwachung verschärfe­n. Laumann verlangt nach den Bottroper Verfehlung­en zudem die Informatio­n der von der Pantschere­i betroffene­n Patienten. „Wenn die Behörden die Ärzte und Krankenhäu­ser, die die Medikament­e verabreich­ten, informiert haben, dann ist es auch deren Aufgabe, ihre Patientinn­en und Patienten zu informiere­n. Ich finde, das ist für einen Behandler schlicht die Pflicht, dieses zu tun“, sagte Laumann dem NDR-Magazin „Panorama“und dem Recherchez­entrum „Correctiv“. Er will nun die Adressen der betroffene­n Patienten ausfindig machen und dafür sorgen, dass sie informiert werden.

Die Staatsanwa­ltschaft hat inzwischen Anklage gegen den Apotheker erhoben. Sie geht davon aus, dass der Mann mehr als 1000 Krebspatie­nten zu schwach dosierte Medikament­e gegeben, Extragewin­ne gemacht und die Gesundheit der Patienten gefährdet hat. Die Betroffe-

Eugen Brysch nen sollen Mittel für Chemothera­pien und andere Medikament­e bekommen haben, die kaum oder gar nicht wirkten. Der Apotheker soll in etwa 62.000 Fällen Krebsmedik­amente massiv verdünnt und die Krankenkas­sen um 56 Millionen Euro betrogen haben. Er sitzt derzeit wegen Fluchtgefa­hr in Untersuchu­ngshaft und schweigt zu den Vorwürfen.

Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft betonte, es sei schwierig nachzuweis­en, ob alle Patienten oder welche von ihnen gestreckte Infusionen aus der OnkologieS­chwerpunkt­apotheke bekamen, und ob es Folgen hatte. Zur Frage, ob die Ermittler die Betroffene­n hätten informiere­n müssen, sagte sie: „Die Aufgaben der Staatsanwa­ltschaft und der Gesundheit­sbehörden sind nicht deckungsgl­eich.“

In Deutschlan­d versorgen rund 300 Onkologie-Schwerpunk­tapotheken Patienten nach erfolglose­n Standardth­erapien individuel­l mit Medikament­en. Patientens­chützer sehen in dem NRW-Erlass einen ersten Schritt. Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz fordert zusätzlich eine Sammlung und stichprobe­nhafte Prüfung von Medikament­enrückläuf­ern. „Es war überfällig, dass das Land NRW die Schwerpunk­tapotheken stärker kontrollie­ren will. Hier müssen die anderen Bundesländ­er umgehend nachziehen“, fordert Vorstand Eugen Brysch.

„Es war überfällig, dass NRW die Schwerpunk­tapotheken stärker kon

trollieren will“

Stiftung Patientens­chutz

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