Gladbachs perfekter Auftakt
Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking besiegt zum Meisterschafts-Beginn den rheinischen Rivalen Köln mit 1:0
MÖNCHENGLADBACH Es war ein hitziges, emotionales rheinisches Derby. Aber eines ohne Gewalt. Vielmehr war am frühen Sonntagabend im Borussia-Park festzustellen, dass rivalisierende Fangruppen derzeit tatsächlich dem Motto folgen: „In den Farben getrennt, in der Sache vereint.“Denn als die derzeit üblichen Prostestnoten wider den Deutschen Fußball-Bund und den Kommerz im Fußball generell im XXLFormat im Norden und Süden der Mönchengladbacher Fußballarena entrollt wurden, war der Wortlaut nahezu gleichlautend. Hernach gab es den üblichen Gesangs-Wettstreit, in dem beide Fangemeinden zurückkehrten in den Normal-Modus namens Rivalität, dies jedoch in einer Ausprägung, die mit „gesund“beschrieben werden darf.
Sportlich indes waren es die Borussen, die deutlich im Vorteil waren gegen den Europa-League-Teilnehmer. Darum war der 1:0-Sieg durch das Tor von Nico Elvedi hoch verdient. Köln begann zwar forsch, doch das Team von Dieter Hecking wirkte reifer in der Spielanlage und erarbeitete sich durch individuelle Qualitäten insbesondere über die Flügel (Ibo Traoré, Thorgan Hazard) Vorteile. Es gab einige gute Chancen, doch die blieben zunächst ungenutzt, unter anderen verpasste Confed-Cup-Held Lars Stindl zweimal in aussichtsreicher Position. So blieben die mehr als 60 Prozent Ballbesitz der Borussen folgenlos in der ersten Halbzeit. Auch, weil Timo Horn im Kölner Tor nicht nur bei Hazards frühem Versuch und Raffaels Drehschuss (42.) gut reagierte.
Köln stand tief und wartete auf Kontergelegenheiten. Die beste hatte Kölns „neuer“Modeste, Jhon Cordoba. Doch er schoss nach einem langen Solo in der 32. Minute über das Tor. Es war einer von zwei Torschüssen der Gäste vor der Pause, Gladbach kam auf 13. Diese Statistik wie auch die der Zweikämpfe (58 Prozent pro Gladbach) änderte nichts am torlosen Spiel. Das ließ zur Pause die Spekulation zu, dass die Dramaturgie dieses Derbys entweder ein ähnliches Erlebnis wie in der Vorsaison, als es trotz großer Überlegenheit ein 1:2 gegen den rheinischen Rivalen aus Köln gab, vorsah – oder vielleicht doch ein Heldenepos mit dem soeben zurückgeholten Stürmer Raúl Bobadilla als Hauptdarsteller. Der 30Jährige war gleich im Kader.
Doch dieses Derby schrieb eine andere Geschichte. Nach 49 Minuten schoss Traoré, der zu den Besten gehörte, von links den Ball quer durch den Strafraum und am langen Pfosten, war Nico Elvedi, der junge Verteidiger, zur Stelle und schob den Ball ins Tor. Nie zuvor hatte Elvedi in einem Pflichtspiel für Gladbach getroffen. Dass er im Gegenzug dem einschussbereiten Cordoba in letzter Sekunde den Ball vom Fuß grätschte, rundete seine große Minute ab.
Verteidiger-Tore aus dem Spiel heraus stehen allgemeinhin für Unberechenbarkeit. Das sind zwei Erkenntnisse, die Borussia mitnimmt. Einzig die Chancenverwertung war ein Manko. Denn so blieb das Derby angesichts einer zarten Kölner Schlussoffensive bei zu passiven Borussen spannend bis zum Schluss. Im Angesicht der Niederlage zündelten die Kölner Fans dann doch noch, aber es half dem eigenen Team nichts mehr.
„Das war ein packendes Spiel. Ich glaube, dass wir nicht unverdient gewonnen haben“, sagte ein zufriedener Gladbacher Sportdirektor Max Eberl. Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke bezeichnete es als „ärgerlich, dass das Gegentor aus einem Konter resultierte“.