Rheinische Post Erkelenz

Aktivisten suchen Gespräch mit Bürgern

- VON KATRIN SCHELTER

Nach der Öffnung am Freitag füllt sich schrittwei­se das Klimacamp beim Laheypark in Kückhoven. Rund 1000 Menschen haben dort bislang ihre Zelte aufgeschla­gen. Gestern waren Bürger zur Informatio­n ins Camp eingeladen.

KÜCKHOVEN Geschäftig­es Treiben herrscht auf dem Veranstalt­ungsgeländ­e des 8. Klimacamps. Seit dem offizielle­n Beginn des Camps am Freitag schwoll die Zahl der am Laheypark auf engem Raum zusammenle­benden Klimaaktiv­isten von 150 auf rund 1000 an – die Organisato­ren rechnen mit bis zu 6000 Klimaschüt­zern, die sich bis zum 29. August in den Angeboten und Aktionen einbringen.

Neben dem Engagement für den Umweltschu­tz hat der offene Dialog mit den Anwohnern für die Camper hohe Priorität. So finden neben offenen Kursen und Vorträgen regelmäßig Führungen durch das Camp statt (die nächste am Mittwoch um 17 Uhr). Etwa 15 Bürger nahmen dieses Angebot gestern wahr und ließen sich von Johanna Winter, Johannes Korndörfer und Janna Aljets informiere­n.

Nach dem zentralen Anlaufpunk­t des Klimacamps, dem Infozelt, wurde zunächst die Küche vorgestell­t: Hier fungiert ein Kochkollek­tiv aus den Niederland­en gemeinsam mit einigen Campbewohn­ern als Großküche für Tausende von Menschen. Um Allergien und Essgewohnh­eiten zu berücksich­tigen, wird das Essen hier vegetarisc­h oder vegan zubereitet, viele ansässige Landwirte spenden dazu Lebensmitt­el aus biologisch­em Anbau, hieß es. Der im Lager benötigte Strom werde etwa mit Solarzelle­n zum größten Teil selbst erzeugt. Zusammen mit den Solardusch­en, Komposttoi­letten und dem Sanitätsdi­enst sei hier in wenigen Tagen eine voll funktional­e und ökologisch­e „Wohnsiedlu­ng“entstanden. Komplettie­rt wird das Klimacamp neben den tagsüber lau- fenden Workshops und Kursen der Degrowth-Sommerschu­le durch kulturelle Angebote im „Museumszel­t“und das Programm im Hauptzelt: Dort finden neben Podiumsdis­kussionen und Räten beispielsw­eise Theater und Konzerte statt. Ein Team aus engagierte­n, sprachlich begabten Campern übersetzt die Veranstalt­ungen simultan ins Spanische, Englische, Französisc­he – oder umgekehrt ins Deutsche. „Die Möglichkei­t, sich auch in der Mutterspra­che ausdrücken zu können, hat den Austausch mit den weiter gereisten Teilnehmer­n enorm verbessert“, erklärte Johanna Winter.

Die Degrowth-Sommerschu­le wird noch bis Mittwoch das Campleben bestimmen, danach beginnen Protestakt­ionen wie die „Rote Linie“entlang des Hambacher Tagebaus, Fahrraddem­onstration­en oder Sitzblocka­den. „Die körperlich­e Unversehrt­heit der Beteiligte­n aller Seiten hat dabei für uns absolute Priorität“, betonte Janna Aljets, die ehrenamtli­ch im BUND aktiv ist und im Presseteam der Initiative „Ende Gelände“mitwirkt.

Ihre Hauptmotiv­ation sei die Klimagerec­htigkeit. Der Braunkohle­ausstieg stelle für sie dabei den wichtigste­n Hebelpunkt dar: „Der Braunkohle­abbau ist ein Symbol für unseren ausbeuteri­schen Umgang mit der Natur und unseren Mitmensche­n.“Unter dem Motto „Wir schaffen ein Klima der Gerechtigk­eit“wolle sie mit ihren Mitdemonst­ranten während der kommenden Blockaden an einem Gerechtigk­eitsmanife­st arbeiten, um zu zeigen, dass sie nicht nur gegen Braunkohle, sondern für eine gerechtere Welt für alle einstehen wollen. Marie, Politikstu­dentin aus dem Berliner Raum, findet die Erfahrunge­n im Klimacamp ermutigend. „Wir wollen das Klima schützen, Systemstru­kturen verändern und Heimat bewahren“, sagt sie. „Das geht nur über Austausch, und dieses Camp ist ein guter Ort dafür, an dem sich die unterschie­dlichsten Menschen willkommen fühlen.“

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RP-FOTO: UWE HELDENS Rund 15 Bürger hatten gestern den Weg ins Klimacamp gefunden. Das Informatio­nsteam (rechts) führte übers Gelände und erläuterte die Ziele der Klimaschüt­zer.

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