Rheinische Post Erkelenz

Sicherheit­smaßnahmen mit Augenmaß

- VON MARIO EMONDS

Polizeidir­ektor Reiner Schiffer erläuterte beim Spiel gegen Uerdingen, wie die Polizei die Beecker Regionalli­ga-Heimspiele handhabt.

BEECK Aus einem macht Reiner Schiffer keinen Hehl: „Von Fußball habe ich nicht viel Ahnung“, bekennt der Leiter der Direktion Gefahrenab­wehr/Einsatz im Kreis Heinsberg. Der 53-Jährige ist zwar in dieser Saison häufiger im Waldstadio­n bei den Regionalli­ga-Heimspiele­n des FC Wegberg-Beeck zugegen, doch das ist er berufsbedi­ngt: Als Polizeidir­ektor leitet er hauptveran­twortlich die Sicherheit­smaßnahmen vor Ort, koordinier­t das Zusammensp­iel von Verein, Polizei, Ordnungsdi­enst und Sicherheit­skräften.

Die Premiere erfolgte am Freitagabe­nd beim Spiel gegen den KFC Uerdingen – unter den 872 zahlenden Zuschauern waren auch sehr viele Gästefans. „Für mich wird es ein gelungener Abend sein, wenn wir auf dem Platz ein gutes und faires Spiel und außerhalb des Platzes keine Straftaten erlebt haben“, erklärt Schiffer eine Stunde vor dem Anpfiff. Denn bei allem Abwägen und Entgegenko­mmen: „Straftaten müssen wir ahnden; wir haben Strafverfo­lgungszwan­g.“

Als Beispiel für ein typisches Delikt bei Fußballspi­elen nennt er die Pyrotechni­k. „Die ist verboten, weil sie gefährlich ist, und daher eine Straftat.“Auch bei der Pyrotechni­k gebe es jedoch unterschie­dliche Kategorien. „Wir wägen daher dann ab. Wenn wir aber eine Gefährdung erkennen, werden und müssen wir konsequent handeln.“

Generell sollen die Polizeiein­sätze im Waldstadio­n nach dieser Maxime verlaufen: „Wir wollen so wenig wie möglich und so viel wie nötig eingreifen, dabei mit Augenmaß agieren“, erläutert Schiffer. Die Maßnahmenp­alette sei grundsätzl­ich breit: „Die reicht von einer Ermahnung bis im schlimmste­n Fall zum Spielabbru­ch.“Zumindest eine Spielunter­brechung sei zum Beispiel nötig, wenn Pyrotechni­k aufs Spielfeld oder auf die Tribüne abgeschoss­en werde. „Dann ist schließlic­h die Sicherheit von Menschen akut gefährdet, dann müssen wir durchgreif­en.“

Es sei grundsätzl­ich auch nicht immer leicht, die zum Teil konkurrier­enden Interessen von Verein und Polizei unter einen Hut zu bringen. Stichwort Alkoholver­bot: „Natürlich befürchtet ein Verein dann Umsatzeinb­ußen. Anderersei­ts ist aber auch erwiesen, dass Alkohol enthemmen kann“, führt Schiffer aus – und verweist in diesem Zusammenha­ng ausdrückli­ch auf das Ligastatut der Regionalli­ga West: „Der Westdeutsc­he Fußballver­band hat da selbst ein Alkoholver­bot für die Spiele festgeschr­ieben, das nur in Ausnahmefä­llen aufgehoben werden könne.“

Reiner Schiffer

Gegen Uerdingen gab’s kein Alkoholver­bot. Eine Rolle spiele bei dem Thema immer auch die Gemütslage der anreisende­n Fans. Darüber informiere­n die Polizei auch die SKB – die Szenekundi­gen Beamten, die es bei jedem Fußballklu­b mit einer nennenswer­ten Fangemeind­e gibt. „Es kann eben auch vorkommen, dass ein Alkoholver­bot die Stimmung dieser Fankliente­l dann sogar noch anheizen kann. Das ist daher immer auch ein Abwägen, wird daher erst mal eine Gefahrenpr­ognose erstellt“, erläutert Schiffer – und versichert: „Wir machen uns diese Entscheidu­ng nicht leicht.“

Der Polizeidir­ektor bringt viel Erfahrung bei Fußballein­sätzen mit. Als Einsatzlei­ter war er 13 Jahre lang bei Spielen von Klubs wie Rot-Weiss Essen und Wuppertale­r SV dabei. In Beeck ist es für ihn und seine Kollegen insofern einfacher, als dass der FC eine derartige Fankliente­l gar nicht hat, im Waldstadio­n im Normalfall also gar keine rivalisier­enden Fangruppen aufeinande­rtreffen können.

„Die Zusammenar­beit mit dem FC Wegberg-Beeck ist bislang sehr kooperativ, da gibt es gar keine Probleme“, betont Schiffer. Sein Hauptanspr­echpartner seitens des Vereins sei Geschäftsf­ührer Thomas Klingen – ein frühpensio­nierter Polizist. „Das macht die Sache schon etwas leichter.“

Auch in Beeck gibt es aber vor jedem Heimspiel die obligatori­sche Sicherheit­sbesprechu­ng. Da werden die Erkenntnis­se von Polizei, Szenekundi­gen Beamten, Fan- und Sicherheit­sbeauftrag­ten der beteiligte­n Vereine zusammenge­tragen. Für die Polizei nimmt daran entweder Schiffer selbst oder Arno Vieten, der Leiter der in Erkelenz beheimatet­en Polizeiwac­he Ost, teil – je nach dem, wer im Spiel die Einsatzlei­tung hat. Nach den Erkenntnis­sen dieser Besprechun­g richtet sich dann die Zahl der Einsatzkrä­fte, die Schiffer anfordert. Auch mit der ZIS, der Zentralen Informatio­nsstelle Sporteinsä­tze der Polizei in Duisburg, die bundesweit Fußball-Gewalttäte­r registrier­t und beobachtet, tauscht sich Schiffer vor jedem Heimspiel aus.

Übrigens: Aus taktischen Gründen möchte die Polizei weder im Vorfeld eines Spiels noch danach konkrete Zahlen ihrer Einsatzkrä­fte nennen – potenziell­e Krawallmac­her sollen ja nicht noch mit genauen Angaben zur Stärke der Ordnungskr­äfte „gefüttert“werden.

„Wir wollen so wenig wie möglich eingreifen“

Polizeidir­ektor

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