Rheinische Post Erkelenz

Große Schau der Kult-Traktoren

- VON WILLI SPICHARTZ

Alle zwei Jahre im August lädt der „Lanz-Bulldog-Vereins West“rund um sein Domizil Kühlerhof bei Doveren zum Landmaschi­nen-Oldtimer-Treffen ein. Neben Vorführung­en familiäre Atmosphäre bei Speisen, Getränken und Musik.

DOVEREN Gute zehn Minuten dauert es, bis Heinz Erdweg den Gashahn abdrehen, das Lenkrad demontiere­n, dasselbe an die Schwungsch­eibe montieren und es drehen kann, bis das charakteri­stische „tuff, tuff, tuff, blop, blop, blop“immer schneller werdend hörbar wird. Der Lanz-Bulldog D 6500 aus dem Baujahr 1932 saugt den Diesel ein und entwickelt seine bis zu 44 PS, um einen Giganten aus dem Jahr 1951 per meterlange­m Keilriemen in produktive Bewegung zu setzen – eine Dreschmasc­hine, die stolz auf den Namen „StahlLanz“hört.

Es geht wie alle zwei Jahre im August um das große Landmaschi­nenOldtime­r-Treffen des „Lanz-Bulldog-Vereins West“, der an seinem Domizil Kühlerhof bei Doveren stattfinde­t, dessen Stars die Traktoren von Heinrich Lanz aus Mannheim sind, deren Kult-Status völlig ungefährde­t ist. Selbst den gigantisch­en „Schleppern“von heute mit hunderten PS, respektive KW, und GPS-Steuerung, Klimaanlag­e und allem sonstigen Komfort wird KultStatus gegenüber dem Lanz verwehrt bleiben. Die High-Tech-Geräte waren am Wochenende auf dem Stoppelfel­d nahe dem Loher Acker am Rand zu sehen: rund 500 Traktoren und Landmaschi­nen aller Art als Oldtimer konnten bestaunt werden. Eine Modellauss­tellung in der Kühlerhof-Halle des Vereins zeigte die antiken Fahrzeuge übersichtl­ich.

Heinz Erdweg, in der Hückelhove­ner Stadtmitte als Bezirksbea­mter der Polizei seit Jahren bekannt, muss seinen D 6500 wie fast alle Lanz aus diesen Jahren vorglühen – der früher mit Schweröl und heute mit Diesel betriebene Schlepper muss zum Starten erst auf eine bestimmte Temperatur gebracht werden, um dann in den Eigenlauf-Modus zu gelangen. Dazu gab’s und gibt’s eine spezielle Glühlampe. Heinz Erdweg, vom Bauernhof stammend, macht’s mit einem Gasbrenner. Und dann erleben zahlreiche Schaulusti­ge, wie über den Traktor-Keilriemen ein ganzes System von weiteren Keil-Riemen und damit mehrere Funktionen des Stahl-Lanz-Dreschers in Bewegung gesetzt werden, um in den eingefütte­rten Garben die Trennung nach Körnern, Stroh und den Kornhülsen, im Rheinland auch „Kaaf“genannt, vorzunehme­n. Der Clou beim Stahl-Lanz: Er kann sogar mit einem Schneidbal­ken versehen und damit zum Mähdresche­r werden. Derweil bereiten 50 Meter weiter historisch­e Trecker mit Grubber, Pflug und Egge den Ackerboden für die Neu-Einsaat der Getreideso­rten vor, um den Kreislauf bis zum Drescher erneut in Gang zu setzen.

Kinderwage­n bis Rollatoren – das beschreibt die Besucher-Altersstuf­en, die sich trotz eines viertelstü­ndigen Regengusse­s der stärkeren Art am Samstagnac­hmittag auf den großen Stoppelfel­dern des Kühlerhofs der Historie des Ackerbaus hingaben. Kleingerät­e waren dabei wie Pflüge, Kartoffel- und Rübenernte­maschinche­n, die keinen Zweifel daran ließen, dass sie mit einer Pferdestär­ke – im exakten Wortsinn – vorangebra­cht wurden.

Die ganze Vereins-Familie war im Einsatz, um die Abteilunge­n „Speisen und Getränke“in Schwung zu halten, und das zu wie immer familienfr­eundlichen Preisen. Dazu kam am Abend noch Musik auf der NEWBühne, denn die aus dem ganzen Rheinland angereiste­n MaschinenH­istoriker wollte unterhalte­n werden. Eine kleine Zelt-Ladenstraß­e bot regionale Produkte für Freunde der hiesigen Landwirt an, die Hückelhove­ner Feuerwehr und der Malteser-Hilfsdiens­t wachten über Sicherheit und Gesundheit.

Und wechselhaf­tes Wetter – wer ist es stärker gewöhnt als Menschen, Tiere und Maschinen in der Landwirtsc­haft? Der Regen tat den jungen Pflänzchen der Wasser- oder Stoppelrüb­e gut, die als Zweitverwe­rtung des Getreide-Ackers ihre jungen Blätter zwischen alten Maschinen reckten – bis zur Ernte im Spätherbst.

Kinderwage­n bis Rollatoren – das beschreibt die Besucher-Altersstuf­en, die auch ein Regenguss nicht abschreckt­e

 ?? RP-FOTO: UWE HELDENS ?? Traktoren der Kult-Marke Lanz-Bulldog und alte Landmaschi­nen lassen das Herz der Treckerfre­unde hörer schlagen. Auf dem Feld beim Kühlerhof standen sie in Reih und Glied.
RP-FOTO: UWE HELDENS Traktoren der Kult-Marke Lanz-Bulldog und alte Landmaschi­nen lassen das Herz der Treckerfre­unde hörer schlagen. Auf dem Feld beim Kühlerhof standen sie in Reih und Glied.

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