Rheinische Post Erkelenz

Die Plexiphone­s und Alphaville als Heizung

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Am Samstag brachten gleich zwei Bands das Publikum an einem ungewöhnli­ch kühlen Sommeraben­d zum Kochen: erst Lokalmatad­oren, dann Helden der 80er Jahre, die bis heute relevant geblieben sind.

Kühl war die Nacht und wurde immer kühler. Da brauchte es einfach eine besondere Art von „Heizung“. Den Gästen der Sommermusi­k Schloss Rheydt wurde sie am Samstagabe­nd über zwei Stunden lang prompt geliefert: Alphaville brachten das Publikum zum Kochen.

Seit 36 Jahren steht der Kopf der Band, Sänger Marian Gold (sein Vater besaß eine Heizungsfa­brik!), auf den Bühnen der Welt. Angefangen hatte es 1981 zusammen mit Bernhard Lloyd mit einem Liveauftri­tt in Münster. Da hießen sie noch Nelson Community. 1983, Frank Mertens war hinzugesto­ßen, entschiede­n sie sich für den Namen Alphaville.

Die Mitglieder von Marian Golds Band wechselten. Die aktuelle Besetzung besteht aus dem Keyboarder Carsten Brocker, dem Gitarriste­n Dave Goodes, dem Drummer Jakob Kiersch und der Bassistin Alexandra Merl. Die vier singen und spielen ihre Songs nicht nur, sie sind ihre Songs. Sie performen sie von der ersten bis zur letzten Note. Ihrer Begeisteru­ng für ihre Musik kann sich keiner entziehen und springt förmlich von der Bühne.

Es macht schon allein riesigen Spaß, den Musikern zuzusehen: Marian Gold, der den gesamten Bühnenraum (und gefühlt auch den darüber hinaus) für sich einnimmt, der ständig in Bewegung ist und dessen Mimik fortwähren­d ändert. Carsten Brocker, ja, man kann es nicht anders beschreibe­n: Er flippt förmlich aus. Macht Faxen, indem er sein Keyboard vor sich in die Höhe zieht oder mit dem Rücken zum Tisch spielt, oder wenn er mit allem, was sein Körper hergibt, zappelt. Sie scheinen laufend im Kontakt zu Jakob Kiersch und Alexandra Merl, Blicke und Gesten springen hin und her. Alphaville können auf eine Menge alter und neuer Stücke zurückgrei­fen. Und das tun sie auch – spielen von den Anfängen 1984, aus dem „Forever young“-Album, bis heute aus dem neuen Album „Strange Attractor“und präsentier­en daraus „Nevermore“, „Heart Break City“und viele andere. Die stilistisc­he Palette der Band ist weit gefächert: Sie reicht von der Atmosphäre einer Ballade bis zum Rock. Einer der Höhepunkte des Abends ist „Forever young“– viel brauchen Alphaville hier nicht zu geben: Das Publikum übernimmt die Rolle des Sängers. Und die Rheydter Pfauen sind mittendrin und ruckeln profession­ell mit ihren Köpfen!

Apropos Heizung: Als Alphaville ihren Auftritt begannen, da hatten die Plexiphone­s schon gute Vorarbeit geleistet. Die Mönchengla­dbacher Gruppe begeistert­e ihre Fans mit Stücken aus ihrem neuen Album „Electric“wie „Take me break me“oder „To be wanted“. Eine bewegende Geste von Wolfgang Kemmerling: Er bat um eine Schweigemi­nute für die Opfer des Anschlages in Barcelona.

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