Rheinische Post Erkelenz

Wirtschaft klagt über Steuerprax­is der Kommunen

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WIESBADEN (dpa) Noch nie haben die Gemeinden in Deutschlan­d so hohe Steuereinn­ahmen bei Gewerbebet­rieben und Grundstück­en erzielt wie im vergangene­n Jahr. 2016 nahmen sie rund 63,8 Milliarden Euro sogenannte Realsteuer­n ein. Das ist mehr als je zuvor, wie das Statistisc­he Bundesamt (Destatis) berichtete. Von Januar bis Dezember verdienten die Gemeinden damit 4,8 Milliarden Euro oder 8,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu den Realsteuer­n zählen die Grund- steuer A und B sowie die Gewerbeste­uer.

Rund 50,1 Milliarden Euro verdienten die Kommunen mit Gewerbeste­uern, das waren 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr. „In allen Bundesländ­ern lag das Gewerbeste­ueraufkomm­en über dem Niveau des Vorjahres“, berichtete Destatis-Mitarbeite­r Klaus Jürgen Hammer. Aus Grundsteue­rn für Land- und Forstwirts­chaft kamen 0,4 Milliarden Euro. Mit Grundsteue­rn für Grundstück­e verdienten die Gemeinden 13,3 Milliarden Euro. Die durch die Gemeinden festgesetz­ten Hebesätze zur Gewerbeste­uer und zur Grundsteue­r entscheide­n maßgeblich über die Höhe der Realsteuer­einnahmen in den Gemeinden: 2016 lag der durchschni­ttliche Hebesatz für die Gewerbeste­uer bei 400 Prozent und damit einen Prozentpun­kt höher als im Vorjahr.

Der Deutsche Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK) kritisiert das. Auch in diesem Jahr hätten etwa 80 Prozent der knapp 700 grö- ßeren Gemeinden im Land den Hebesatz für die Gewerbeste­uer erhöht. „Bedenklich ist aus Sicht der Wirtschaft, dass bei den Erhöhungen häufig schlicht das Schließen von Haushaltsl­öchern im Vordergrun­d steht“, kritisiert­e DIHKHauptg­eschäftsfü­hrer Martin Wansleben. Eine Verbesseru­ng der regionalen Infrastruk­tur und damit die Modernisie­rung des jeweiligen Wirtschaft­sstandorte­s würden mit den Erhöhungen kaum verbunden. Statt Löcher zu stopfen, sollten die Gemeinden lieber die Infrastruk­tur verbessern und den Standort aufwerten, forderte der Hauptgesch­äftsführer.

Nach Einschätzu­ng des DIHK ist auch für das nächste Jahr keine Besserung in Sicht. „Die Diskussion um weitere Erhöhungen der kommunalen Hebesätze für 2018 ist regional bereits entbrannt.“Im Mittelpunk­t stünden dabei derzeit vor allem die Hebesätze der Grundsteue­r B, zum Teil aber auch die der Gewerbeste­uer.

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