Rheinische Post Erkelenz

Einladunge­n sollte man möglichst rasch beantworte­n

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Meine Freundin Lara feiert demnächst eine Party. Wie viele werden wir eigentlich sein, habe ich sie jüngst gefragt, als wir miteinande­r telefonier­ten. Na ja, meinte sie: Zugesagt hätten bislang drei. Wer Laras Freunde und ihre Parties kennt, ahnt, dass es am Ende eher drei Dutzend Gäste sein werden. Allein: Eine Zusage hat kaum einer geschickt.

Wie so viele Dinge auf dieser Welt hat auch unsere ständige Erreichbar­keit auf allen Kanälen ihre zwei Seiten. Denn vom gehörigen praktische­n Nutzen abgesehen, verleiten Smartphone­s viele ihrer Besitzer dazu, Verabredun­gen und Einladunge­n als „Kann“-Veranstalt­ungen anzusehen und per se erst einige Stunden – wenn überhaupt – im Voraus zu entscheide­n, wo man am gleichen Abend nun eigentlich sein möchte. Wie weit man das akzep-

Wer schriftlic­h zu einer Feier eingeladen wird, sollte zeitnah antworten und möglichst bald verbindlic­h zu- oder absagen. Wer erst kurz vor knapp oder gar nicht reagiert, verhält sich unhöflich.

tiert, muss jeder für sich entscheide­n – aber eigentlich sollte jeder Eingeladen­e sich bewusst sein, dass sein Zögern womöglich Organisati­onsmühe und Geld kosten. Lara etwa will für den betreffend­en Abend selbst etwas kochen und würde gerne schon einmal mit dem Einkauf beginnen. Sie möchte außerdem vom netten Nachbarn ein paar Klappstühl­e für die Gäste leihen – aber eigentlich erst, wenn sie weiß, wie viele Leute kommen und wie viele Sitzplätze sie wohl brauchen wird.

Noch schwierige­r wird es bei offizielle­n Anlässen. Bei Hochzeitsf­eiern in exklusiven Lokalen kostet den Gastgeber meist jeder einzelne Gast einen spürbaren Geldbetrag – den er sicher gerne investiere­n wird, aber nicht für einen leerbleibe­nden Stuhl. Bei solchen Anlässen ist zudem eine feste Tischordnu­ng durch- aus üblich: Auch aus diesem Grund zeugt es von Stil, auf Einladunge­n zeitnah (also mindestens innerhalb der vom Einladende­n gesetzten Frist) zu antworten.

Viel entscheide­nder als Geld und Mühe ist aber das Thema Wertschätz­ung. Wenn ich jemanden einlade, dann sende ich das Signal: Ich möchte mit dir feiern und dich bei einem wichtigen Anlass dabei haben. Diesem Bekunden muss jeder mindestens höf- und noch besser herzlich entgegenko­mmen.

Wenn die Antwort übrigens eine Absage ist, ist das natürlich auch völlig okay. Begründen muss man die nicht. Es ist aber netter und tut dem anderen gut, wenn er hört, dass nicht ein gemütliche­r Couch-Abend wichtiger als seine Hochzeit war.

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