Neues Sportrechtsverfahren vorgestellt
In der Arbeitstagung des Fußballkreises Heinsberg gestern Abend erläuterte Helmut Waldhaus den Vereinsvertretern das neue Rechtssystem mit seinen Einzelrichtern. „Kinderkrankheiten“an der Basis beim neuen DFB-Buchungssystem.
KREIS HEINSBERG Eine kleinere Einnahmequelle fällt für den Wirt der Gaststätte Windelen in Hilfarth ab dieser Spielzeit weitgehend weg: Es gibt keine Spruchkammersitzungen mehr. Die wurden stets dort abgehalten. An Stelle des Spruchkammersystems ist mit Wirkung vom 1. Juli das Einzelrichtersystem getreten – ab sofort kommt das für die Vereine kostenlose Schriftverfahren zur Geltung. Nur wenn die Vereine darauf bestehen, gibt es noch eine mündliche Verhandlung, die dann allerdings auch Geld kostet (die RP berichtete über diese einschneidende Neuerung bereits ausführlich).
Die komplett neue Rechts- und Verfahrensordnung des Westdeutschen Fußball-Verbandes (WDFV) erläuterte in Grundzügen gestern Abend Helmut Waldhaus, der Vorsitzende des Kreissportgerichts, wie die frühere Spruchkammer nun heißt. Waldhaus stellte die positiven Intentionen heraus („die Vereine sollen damit zeitlich und finanziell entlastet werden“), verwies darauf, dass der WDFV der einzige der fünf Regionalverbände gewesen sei, der das Einzelrichtersystem noch nicht eingeführt habe, und zeigte sich zuversichtlich, dass das neue Verfahren auch im Kreis Heinsberg ein Erfolgsmodell werden wird: „Ich bin auch kein Jurist, möchte mit gesundem Menschenverstand an die Sache rangehen. Ich hoffe, dass wir das alle zusammen vernünftig gewuppt bekommen“(personelle Aufteilung der Sportrichter siehe Info).
Bis zu vierwöchige Sperren für Spieler und Ordnungsgelder für Vereine bis in Höhe von 500 Euro dürfen zudem die jeweiligen Staffelleiter aussprechen – da muss das Sportgericht nicht für aktiv werden.
Mit der abgelaufenen Spielzeit zeigte sich Waldhaus aus Sicht der da noch amtierenden Spruchkammer sehr zufrieden: „Wir hatten 24 Verfahren zu bearbeiten – bei anderen Kreisen war die Zahl dreistellig.“
Ebenfalls mit der abgelaufenen Saison sehr einverstanden zeigte sich Josef Küppers, der Vorsitzende des Spielausschusses: „Die Spielzeit 2016/2017 ist für uns zufriedenstellend gelaufen, es gab auf allen Ebenen eine gute Zusammenarbeit.“Dazu hat der Fußballkreis eine „Mini-Revolution“, wie Küppers sie mit einem Anflug von Selbstironie nannte, auf den Weg gebracht: Ab sofort gibt es unterhalb der nun dreistaffeligen C-Liga eine ebenfalls dreistaffelige D-Liga.
Womit der Spielausschuss dem mehrheitlichen Wunsch der Vereine entsprach. Küppers selbst hatte ursprünglich eine ganz andere „Revolution“im Sinn gehabt: die Reduzierung der B-Ligen von drei auf zwei Staffeln – ein angesichts der zunehmenden sportlichen Ausdünnung im Kreisunterhaus durchaus nachvollziehbarer Vorstoß, der aber eben am Veto der Vereine scheiterte. Die C-Ligen starten nun mit jeweils 13 Teams, in der D-Liga sind es zweimal 13 Mannschaften und einmal zwölf. Der Spielausschuss hat auch den generellen Eintrittspreis für die neue unterste Klasse festgelegt: Wer die D-Liga vor Ort verfolgen will, muss einen Euro berappen.
Eine neue Kann-Bestimmung erklärte Spielausschuss-Mitglied Stefan Cüster. So kann nun auch auf Kreisebene die Spielrechtsprüfung vor einem Spiel durch den Schiedsrichter mittels elektronischer Fotos erfolgen – nicht mehr nur mit den Fotos im Spielerpass. „Auf Verbandsebene ist das ab dieser Spielzeit sogar schon verpflichtend“, führte Cüster aus. Ordnungsgelder könnten auf diese Art zudem leichter vermieden werden.
Apropos Ordnungsgelder: Mit deren Einzug durch den Fußballkreis haperte es in den vergangenen anderthalb Jahren, was Heinz Peter Mines, Vorsitzender des TuS Frelenberg, kritisierte. Die Antwort gab Schatzmeister Bruno Pigorsch: „Zum Jahreswechsel 2015/2016 hat der DFB flächendeckend auch für alle Fußballkreise ein neues Buchungssystem samt neuem Dienstleister eingeführt. Das funktionierte aber erst einmal nicht so, wie es sollte.“Mit den Vereinen habe er in den vergangenen Monaten daher individuelle Absprachen getroffen, wie die aufgelaufenen Ordnungsgelder nun beglichen werden sollen. „Da hat es eigentlich auch gar keine Probleme gegeben“, erklärte Pigorsch auf Nachfrage dieser Redaktion.
Was die Höhe der Geldstrafen für ein eventuelles Schiedsrichter-Untersoll betrifft, darüber werden die Klubs sehr bald unterrichtet: „Am Mittwoch haben die Vereine dazu eine Mitteilung in ihrem elektronischen Postfach“, kündigte SchiriBoss Tom Eisentraut an.