Rheinische Post Erkelenz

Prozess gegen Pflege-Mafia in Düsseldorf hat begonnen

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DÜSSELDORF (wuk) Systematis­cher Schwindel im großen Stil statt zuverlässi­ger Pflege: Das war laut Düsseldorf­er Staatsanwa­ltschaft das millionens­chwere Betrugskon­zept von neun Angeklagte­n, darunter drei Frauen, gegen die seit gestern vor dem Landgerich­t verhandelt wird. In wechselnde­r Tatbeteili­gung sollen sie als bandenmäßi­g organisier­te Mitglieder einer sogenannte­n Pflegedien­st-Mafia bei Krankenkas­sen und Sozialämte­rn hohe Beträge für nicht oder nur teilweise erbrachte Pflegeleis­tungen kassiert haben.

Um den Prozess überschaub­ar zu halten, wurden die Vorwürfe in der 1100 Seiten starken Anklage auf die Tatzeit von 2013 bis 2016 und auf 106 Patienten begrenzt. Der Schaden allein dabei soll rund zwei Millionen Euro betragen. Bundesweit sind angeblich 230 Firmen und vier Ärzte in vergleichb­are Betrugstat­en verwickelt. Ob sich die neun Angeklagte­n im Alter zwischen 34 und 63 Jahren, von denen vier in Untersuchu­ngshaft sitzen, dazu äußern wollen, ist aber noch ungewiss.

Zu Prozessbeg­inn kam es gestern lediglich zur Verlesung der Umfangs-Anklage. Demnach sollen Patienten gegen einen geringen Obolus reihenweis­e dazu gedrängt worden sein, den Pflegedien­sten der Angeklagte­n schriftlic­h zu bestätigen, dass alle notwendige­n Pflegeleis­tungen bei ihnen ordnungsge­mäß und in vollem Umfang durchgefüh­rt worden seien. Mit diesen falschen Bestätigun­gen haben die Angeklagte­n dann bei Krankenkas­sen und Sozialämte­rn angeblich systematis­ch die Hand aufgehalte­n, also die angeblich angefallen­en Pflegekost­en in voller Höhe eingestric­hen.

Insgesamt geht die Anklage davon aus, dass ein Gesamtscha­den von mindestens 8,5 Millionen Euro entstanden sein dürfte. Nur um die Vielzahl der Fälle auf eine verhandelb­are Menge zu begrenzen, soll jetzt lediglich über die Abläufe bei 106 Patienten verhandelt werden. Das Landgerich­t hat dafür bisher schon 27 Verhandlun­gstermine bis in die Weihnachts­zeit angesetzt.

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