Rheinische Post Erkelenz

Bei 500.000 Alten reicht die Rente nicht

- VON JAN DREBES UND EVA QUADBECK

Die Zahl derer, die auf Grundsiche­rung angewiesen sind, ist um 44 Prozent gestiegen.

BERLIN Immer mehr Menschen sind im Alter auf Grundsiche­rung angewiesen. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach stieg die Zahl der über 65jährigen Empfänger von Grundsiche­rung in den vergangene­n zehn Jahren um rund 44 Prozent.

2006 bezogen noch 364.535 Menschen die staatliche Leistung, 2016 waren es bereits 525.595 – zumeist Frauen. Nach Daten des Bundesarbe­itsministe­riums bekamen 308.726 Frauen und 216.869 Männer die Leistung. Einen überpropor­tional starken Anstieg gab es bei Ausländern. In den vergangene­n zehn Jahren stieg die Zahl der Fälle um 76 Prozent – von 74.247 Empfängern 2006 auf 130.323 im vergangene­n Jahr. Damit verfügt rund ein Viertel der Grundsiche­rungsempfä­nger nicht über einen deutschen Pass. „Niedrige Löhne, prekäre Beschäftig­ung und die Zerstörung der gesetzlich­en Rentenform­el sind politisch organisier­te Altersarmu­t“, kritisiert­e die Linken-Abgeordnet­e Sevim Dagdelen. Gegen Altersarmu­t fordert sie einen Stundenloh­n von zwölf Euro.

Altersarmu­t gilt als ein Problem der Zukunft. Heute leben rund drei Prozent der Senioren von Grundsiche­rung. Bis 2030 könnte sich der Anteil etwa verdoppeln, lautet die Vorhersage des Wirtschaft­sforschers Axel Bösch-Supan. Als arm gelten auch Rentner, deren Alterseink­ünfte nur knapp über der Grundsiche­rung liegen.

Welche Maßnahmen tatsächlic­h gegen Altersarmu­t helfen, ist umstritten. Eine Erhöhung des Rentennive­aus hilft aus Sicht der Ökonomen insbesonde­re jenen, die ohnehin über eine auskömmlic­he Rente verfügen. Eine Nicht-Anrechnung der Mütterrent­e auf die Grundsiche­rung, wie die Frauenunio­n sie fordert, würde zumindest vielen Frauen in Altersarmu­t helfen.

Als arm gelten auch Rentner, deren Einkünfte knapp über der Grundsiche­rung liegen

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