Rheinische Post Erkelenz

NRW schweigt zu Grunderwer­bsteuer

- VON THOMAS REISENER

Finanzmini­ster kann für zentrales Wahlverspr­echen keine Kosten nennen.

DÜSSELDORF Für das selbst genutzte Eigenheim sollen NRW-Bürger fast keine Grunderwer­bsteuer mehr zahlen müssen – der Koalitions­vertrag stellt Freibeträg­e von mindestens 250.000 Euro pro Person in Aussicht. Nachdem die Vorgängerr­egierung die unbeliebte Steuer gleich zweimal erhöhte, konnten CDU und FDP mit diesem Thema im Wahlkampf punkten.

Aber zu welchem Preis? Das wollten die grünen Haushaltsp­olitiker im Landtag, Monika Düker und Mehrdad Mostofizad­eh, wissen und fragten NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU): „In welcher Höhe würden für den Landeshaus­halt Mindereinn­ahmen durch die Einführung von Freibeträg­en bei der Grunderwer­bsteuer anfallen?“Aber der oberste Haushälter des Landes weiß es selbst nicht. In seiner noch unveröffen­tlichten Antwort, die unserer Redaktion vorliegt, schreibt der Minister: „Die Höhe der Mindereinn­ahmen wird

Lutz Lienenkämp­er von der konkreten Ausgestalt­ung der Maßnahme und der Beteiligun­g des Bundes abhängen.“Entspreche­nd könne er auch die Frage der Gegenfinan­zierung dieses Wahlverspr­echens noch nicht beantworte­n: „Die Frage der Gegenfinan­zierung stellt sich daher zurzeit nicht.“Grünen-Fraktionsc­hefin Düker: „Wer sich im Wahlkampf mit Steuerge- schenken brüstet, sollte wissen, wie er diese nach der Wahl finanziere­n will.“Ihr Vorwurf: „Der Koalitions­vertrag wimmelt von nicht durchgerec­hneten politische­n Verspreche­n.“Nun belege der Minister selbst, dass auch die Grunderwer­bsteuer-Pläne der neuen Regierung nicht seriös gerechnet seien.

Mit den Freibeträg­en will die neue Landesregi­erung die Wohneigent­umsquote in NRW erhöhen. Über eine Bundesrats­initiative will sie sich entspreche­nde Gestaltung­sspielräum­e auf Landeseben­e einräumen lassen – die Vorstellun­g, dass der Bund sich an der Finanzieru­ng der Freibeträg­e beteiligt, wurde erst später ergänzt. Nach Recherchen unserer Redaktion haben die Käufer in NRW im vergangene­n Jahr 2,95 Milliarden Euro Grunderwer­bsteuer an die Landeskass­e gezahlt – gut 16 Prozent mehr als im Vorjahr.

„Die Frage der Gegenfinan­zierung

stellt sich nicht“

NRW-Finanzmini­ster (CDU)

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