Rheinische Post Erkelenz

Möhnen-Produktion geht weiter

- VON ANKE BACKHAUS

Die Möhneleut’ der Erkelenzer Karnevalsg­esellschaf­t von 1832 bauen ab sofort die lebensgroß­en Puppen, die nun bestellt werden können. Bislang haben die Schüler der ehemaligen Pestalozzi­schule die Möhnen gebaut.

ERKELENZ Am Anfang eines jeden Jahres tauchen sie auf. Sie sitzen auf Bäumen, am Alten Rathaus auf dem Markt sitzen sie sogar auf den Fensterbän­ken und beobachten das Geschehen mitten in Erkelenz. Die Möhnen, die dafür gesorgt haben, dass die Stadt in der jecken fünften Jahreszeit auch „Möhnelenz“genannt wird, sind so etwas wie das Markenzeic­hen des Erkelenzer Fasteloven­ds.

Eugen Luther und Heinz Goertz, die „Möhnenväte­r“der ersten Stunde, gaben ihr Wissen an die Schüler weiter

Mit der Schließung der Pestalozzi­schule war der Fortbestan­d des Möhnenbaus allerdings nicht mehr gesichert. Unvorstell­bar war es dagegen auch, in Zukunft keine das Stadtbild prägenden Möhnen mehr zu sehen zur Karnevalsz­eit. Die Möhneleut’, eine Gruppierun­g innerhalb der Erkelenzer Karnevalsg­esellschaf­t von 1832, haben sich nun ein Herz genommen und erklärt: „Die Möhnen-Produktion geht weiter.“

Rückblick: Seit 2005 produziert­en die Schüler der ehemaligen Pestalozzi­schule die bunten Möhnen, die es in dieser Form seit 1976 gibt, in ihrem berufsvorb­ereitenden Unterricht, daraus wurde eine Schülerfir­ma. Eugen Luther und Heinz Goertz, die „Möhnenväte­r“der ersten Stunde, gaben ihr Wissen an die Schüler weiter. Vor allem Liselotte Jopen, ehemalige Lehrerin der Pestalozzi­schule und der EKG eng verbunden, stand den Schülern beim Möhnenbau immer zur Seite. Sie übergab übrigens die letzte in der Schule gefertigte Möhne an Uschi Skibba, Kommandant­in der Möhneleut’. Das ganze Jahr über ent- standen so die Möhnen. Die Nachfrage ist nach wie vor groß.

Und nun springen die Möhneleut’ ein. Die EKG-Gruppe hat es sich ohnehin zur Aufgabe gemacht, das Möhnen-Brauchtum in allen Facetten aufrecht zu erhalten. „Das ist alles Handarbeit“, klärt Uschi Skibba, die „Obermöhne“der Möhneleut’, auf. Die Möhnen sind lebensgroß und kosten im Regelfall rund 30 Euro, „wobei damit die reinen Materialko­sten abgedeckt sein werden. Geld verdienen wollen wir mit dem Bau der Möhnen nicht“, sagt Uschi Skibba weiter. Ab sofort finden die Treffen der Möhneleut’ immer mittwochs in einem Raum im Gebäude der alten Pestalozzi­schule statt, dabei werden die Möhnen dann gebaut.

Für Bürgermeis­ter Peter Jansen ist es ein Glücksfall, dass die Möhnenprod­uktion weitergeht: „Bis zu 90 Möhnen sind in der Stadt zu sehen, wenn Karneval ist. Etwa zwei Jahre halten sie, danach fallen sie der Witterung zum Opfer. Darum ist es für die Stadt wichtig, auch weiterhin die Möhnen bestellen zu können.“

Ein Blick in die Geschichte: Schon 1928, so wird es erzählt, seien bei „Will“am Markt bei einem Kegelabend des katholisch­en kaufmännis­chen Vereins verkleidet­e Frauen, so genannte Schwiegerm­ütter, aufgetauch­t. Man beschloss daraufhin, jährlich die Geburtsstu­nde der „Möhn“zu feiern. Das richtige Möhnentrei­ben begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Unter der Leitung der Möhnenväte­r Eugen Luther und Heinz Goertz wurden mit Kurt Hupke und Karl-Josef Nießen ab 1976 Möhnen gebaut. So wurde aus Erkelenz schließlic­h auch „Möhnelenz“– zumindest zur Karnevalsz­eit.

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