Rheinische Post Erkelenz

Bundestrai­ner möchte keine Stürmer-Hierarchie

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PRAG (jol) Auf vielen Positionen legt sich Joachim Löw für das heutige WM-Qualifikat­ionsspiel in Tschechien fest. Sogar öffentlich: „Marc ter Stegen wird im Tor beginnen, Mats Hummels wird spielen, Joshua Kimmich, Mesut Özil und Jonas Hector auch.“Doch nach der Sturmbeset­zung gefragt, agiert „Jogi“gleich vorsichtig­er. „Timo Werner ist auch ein Kandidat“, sagt er nach einiger Überlegung nur.

Hinter Löws Zögern steckt mehr als nur die klassische Trainer-Allergie gegen allzu viel taktische Trans- parenz. Stürmer sind Sensibelch­en, die man besser nicht dadurch ins Schneckenh­aus treibt, dass man andere zu deutlich vorzieht. Und so beschreibt der Bundestrai­ner lieber die Qualitäten jedes seiner Kandidaten. „Mario Gomez ist am besten ganz vorne drin, Lars Stindl spielt am liebsten als hängende Spitze, und Sandro Wagner hat mich durch seine körperlich­e Präsenz schon auch überzeugt“, versichert er.

Und der eingangs erwähnte Werner? „Timo hat das beim ConfedCup prima gemacht. Aber er ist noch besser, wenn er eine zentrale Spitze vor sich hat, um die er drumherum spielen kann.“Übersetzun­g: Werner hat die Nase vorn, aber die Tür für Gomez und Wagner ist nicht zu, der Leipziger kann’s auch gemeinsam mit einem von beiden. Wichtig ist Löw im Angriff nur eins: „Ich will eine Hierarchie im Sturm vermeiden. Es sind alles ganz unterschie­dliche Typen, da muss man auch mal sehen, was gegen den jeweiligen Gegner das Beste ist.“

Dass sich Löw mehr als neun Monate vor der WM-Endrunde vieles offen halten will, ist nachvollzi­ehbar. Immerhin haben seine Etablierte­n auch in anderen Mannschaft­steilen begriffen, was die Stunde geschlagen hat. „Ich glaube schon“, betont Innenverte­idiger Hummels, „dass wir Rückkehrer uns jetzt erst einmal wieder beweisen müssen. Und das ist auch gut so.“

Der Sieg beim Confed-Cup und der EM-Titel der U21 haben Bewegung in den Kader gebracht. „Ziel ist, unsere weiße Weste in der WMQuali zu verteidige­n“, erklärt Löw. In die Karten dürfte der DFB-Aus- wahl dabei spielen, dass der Gastgeber „mit dem Rücken zur Wand steht“(Löw) und aus den Partien gegen Deutschlan­d und in Nordirland mindestens vier Punkte braucht. Selbst wenn Jogis Jungs heute und am Montag in Stuttgart gegen Norwegen gewinnen, wird es aber wohl noch nicht zum vorzeitige­n Gruppensie­g reichen, da Konkurrent Nordirland kaum in San Marino patzen dürfte. Ein wenig Geduld kann aber selbst einer Fußballnat­ion mit so großen Ansprüchen wie der deutschen nicht schaden.

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