Wer wird König der Könige?
(cli) Noch geht es ihm gut. Doch das wird sich schon sehr bald ändern. Morgen Nachmittag wird der Vogel aus Fichtenholz, der in der Werkstatt des Volksvereins gefertigt wurde, zum begehrtesten Tier der Stadt. Dann thront er mit einer Flügelspannweite von 50 Zentimetern, einer Krone auf dem Haupt und Zepter und Reichsapfel in seinen Klauen in einem Kasten über dem Kapuzinerplatz. Die Majestäten der Bruderschaften und Vereine haben es auf ihn abgesehen, wollen ihn erlegen und von seiner Stange schießen.
Doch das ist gar nicht so einfach. Mehr als 120 Schüsse auf seinen massiven Leib hält der Holzvogel locker aus. Manchmal sind es auch deutlich mehr. Deshalb wird das Schießen um das Amt des Bezirkskönigs auch mindestens eine Stunde dauern. Einige Artgenossen haben es in den vergangenen Jahren auch deutlich länger ausgehalten und sich richtig viel Zeit gelassen, bis sie sich schließlich doch ergeben mussten.
Für die Zuschauer ist der Vogelschuss ein echtes Spektakel. Für die Schützen hingegen bedeutet der morgige Nachmittag pure Anspannung, die wie Zentner von den Schultern abfällt, sobald der Vogel von der Stange purzelt und am Boden zerschellt. Wem das morgen Nachmittag gelingt, darf sich für ein Jahr Bezirkskönig nennen und steht dann als König der Könige über allen anderen Majestäten.
Der Moment, in dem der Vogel fällt, ist gleichsam der Augenblick, in dem die Regentschaft des amtierenden Bezirkskönigs Marc Gülzow endet. Sein Thronfolger tanzt dann abends beim Ball der Majestäten in der Kaiser-Friedrich-Halle und wird am Sonntag beim Festgottesdienst in der Münsterbasilika feierlich gekrönt. Anschließend darf er Mönchengladbachs größte Parade abnehmen.