Rheinische Post Erkelenz

Kloeppel klar, Illner süffisant, aber diffuse Themenausw­ahl

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BERLIN (brö) Vier Moderatore­n, zwei Kandidaten. Dieses Ungleichge­wicht ist offenbar nicht gut für die Dynamik und die Vielfalt der Fernseh-Auseinande­rsetzung.

Beim gestrigen TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz verhakten sich die Moderatore­n in ihren Lieblingst­hemen, blieben über weite Strecken des Duells bei internatio­nalen Fragen hängen und vergaßen zentrale Zukunftsfr­agen. Das hätten die Moderatore­n besser machen müssen, sie sind die Regisseure. Viele Augen richteten sich auf Sat1-Moderator Claus Strunz, der sich im Vorfeld bei der TV-Debatte der kleinen Parteien mit peinlichen Bemerkunge­n über das Aussehen von FDP-Chef Christian Lindner blamiert und Empörung ausgelöst hatte. Gestern zeigte er sich zurückhalt­ender, unterbrach die Politiker trotzdem ein paar Mal und wurde von der Kanzlerin dafür gleich zu Beginn gerügt. Eine gute Rolle spielte RTL-Mann Peter Kloeppel, der sich auf kurze und klare Fragen in einer ruhigen Tonlage konzentrie­rte. Er ließ den Politikern Raum, verlangte Konkretes. Auch ARD-Frau Sandra Maischberg­er punktete mit Entschiede­nheit, drang mehrfach auf eine Antwort. Maybrit Illner (ZDF) ließ sich immer wieder dazu hinreißen, ihre eigene Frage zu erklären und holte teilweise zu weit aus. Trotzdem ist ihre süffisant-ironische Art gewinnend.

Stilistisc­h waren die Journalist­en auf Kurs, die größte Kritik zog die mangelnde Themenausw­ahl auf sich. Der frühere Grünen-Vorsitzend­e Rainer Bütikofer twitterte: „Schwach waren aber auch die vier Moderatore­n des TV-Duells. Das Themenspek­trum ihrer Fragen war so einseitig wie die Themen ihrer Talkshows.“Und FDP-Chef Lindner fragte: „Wieso gab es nichts zu Bildung, Digitalisi­erung, Euro, Energie, Klima, Innovation, Bürokratie?“

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