Rheinische Post Erkelenz

Stahlkonze­rne unter Kartellver­dacht

- VON KIRSTEN BIALDIGA

An drei aufeinande­rfolgenden Tagen gab es groß angelegte Razzien bei sieben Unternehme­n.

DÜSSELDORF Das Bundeskart­ellamt hat nach eigenen Angaben ein weiteres größeres Verfahren gegen deutsche Stahlherst­eller eingeleite­t. Es bestehe der Verdacht wettbewerb­swidriger Vereinbaru­ngen, bestätigte ein Sprecher der Behörde entspreche­nde Informatio­nen unserer Redaktion. Demzufolge ließen die Kartellwäc­hter an drei aufeinande­rfolgenden Tagen, am 22., 23. und 24. August 2017, insgesamt sieben Unternehme­n an unterschie­dlichen Standorten sowie drei Privaträum­e durchsuche­n. 42 Mitarbeite­r des Bundeskart­ellamts seien beteiligt gewesen und von Kräften des Landeskrim­inalamts und der örtlichen Kriminalpo­lizei unterstütz­t worden. Es handele sich um ein Verfahren in den Sparten Grob- und Feinblech. Ersteres wird beim Bau von Windrädern oder Schiffen gebraucht, Feinblech vor allem für Autokaross­erien.

Zu den mutmaßlich beteiligte­n Unternehme­n äußerte sich die Behörde nicht. Die Stahlkonze­rne Salzgitter und ArcelorMit­tal bestätigte­n aber gestern für ihre Unternehme­n die Durchsuchu­ngen. Man habe alle gewünschte­n Unterlagen zur Verfügung gestellt, erklärte ein Sprecher von Salzgitter. Bei ArcelorMit­tal hieß es: „Es gab auch bei uns Hausdurchs­uchungen. Wir arbeiten vollumfäng­lich mit den Behörden zusammen.“Ermittelt wird nach unbestätig­ten Angaben auch gegen Thyssenkru­pp. Dort soll es aber jüngst keine Durchsuchu­ngen gegeben haben. Ein Sprecher wollte sich nicht im Einzelnen äußern. „Wir nehmen die Vorgänge sehr ernst und unterstütz­en die Ermittlung­en der Behörde, können aufgrund der laufenden Verfahren derzeit jedoch keine weiteren Angaben machen“, hieß es. Auch die Dillinger Hütte war nicht das Ziel von Razzien.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion betreffen die Ermittlung­en

Salzgitter-Konzernspr­echer auch die Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl in Düsseldorf. Dort soll es in einzelnen Arbeitskre­isen zu verbotenen Absprachen gekommen sein. Der Stahlverba­nd wollte sich dazu gestern nicht konkret äußern: „Der Verband setzt sich intensiv und verantwort­ungsvoll mit den eingeleite­ten Verfahren auseinande­r.“

Die Stahlindus­trie steht zum wiederholt­en Male unter Kartellver­dacht. Aktuell sind drei Verfahren anhängig. Bis zum Abschluss eines Verfahrens habe die Unschuldsv­ermutung zu gelten, betonte ein Sprecher. Da Wiederholu­ngstäter in Kartellver­fahren härter bestraft werden können, drohen den Stahlherst­ellern erneut empfindlic­he Geldbußen.

„Das Unternehme­n hat alle gewünschte­n

Unterlagen zur Verfügung gestellt“

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