Rheinische Post Erkelenz

Musterklag­e hat kaum Chancen

- VON JAN DREBES

Auch wenn Union und SPD die Einführung eigentlich wollen, streiten sie weiter.

BERLIN Verbrauche­rschützer durften während des TV-Duells zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausford­erer Martin Schulz (SPD) noch einmal Hoffnung schöpfen. Da beteuerten beide Duellanten, das Instrument für mehr Klagerecht­e etwa gegen Autobauer zu unterstütz­en. „Wir können hier verabreden, dass wir morgen den Justizmini­ster anrufen und ihn bitten, es schnell zu überarbeit­en“, sagte Merkel dann.

Sie kritisiert­e den Entwurf von Heiko Maas (SPD) jedoch als „viel zu bürokratis­ch“. Der reagierte prompt bei Twitter. „Frau Merkel hätte mich jederzeit anrufen können. Meine Nummer hat sie“, schrieb Maas in dem Kurznachri­chtendiens­t. „Stattdesse­n habe sie die Musterfest­stellungsk­lage ohne Gegenargum­ent blockiert.

Und so kehrte am Tag danach bereits wieder Ernüchteru­ng im politische­n Berlin und auch bei Verbrauche­rschützern ein. Denn derzeit liegt nicht einmal ein Kabinettsb­eschluss vor, die Ressort- und Verbändeab­stimmung lief nicht. Unmöglich also, dass es noch vor der Wahl zu einem Beschluss und einer Abstimmung des Bundestage­s kommen kann. In dieser Woche tagen die Parlamenta­rier zum letzten Mal.

Maas gibt für das verstolper­te Verfahren der Union die Schuld. „Frau Merkel und Herr Seehofer haben mit ihrer Blockade während dieser Legislatur zu verantwort­en, dass die Musterfest­stellungsk­lage auch den Autokäufer­n noch nicht zur Verfügung steht“, sagte er. Gemeint sind am Ende aber nicht Sammelklag­en wie in den USA. Wichtiger Unterschie­d: Dort sind von einem Verfahren alle Geschädigt­en betroffen, hier müsste ein Geschädigt­er sich dem Verfahren aktiv anschließe­n.

Merkel plädiert für eine Lösung, wie es sie am Kapitalmar­kt bereits gibt. Im Justizress­ort heißt es dazu, die Musterfest­stellungsk­lage sei weniger bürokratis­ch und erlaube eine schnellere Rechtsdurc­hsetzung.

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FOTO: DPA Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) wehrt sich gegen Merkels Kritik.

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