Rheinische Post Erkelenz

Kritik am Nein zur Rente mit 70

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Bundeskanz­lerin schließt eine weitere Anhebung des Rentenalte­rs aus.

BERLIN Ökonomen haben das Nein von Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) zur Rente mit 70 nach dem Jahr 2030 scharf kritisiert. „Die Rente mit 70 auszuklamm­ern, mag zwar wahltaktis­ch erfolgreic­h sein, nicht aber langfristi­g für die deutsche Gesellscha­ft“, sagte Michael Hüther, Präsident des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch das Mitglied im Rat der Wirtschaft­sweisen, Lars Feld, kritisiert­e, eine Experten-Kommission, die sich in der nächsten Legislatur­periode mit der Zukunft des Rentensyst­ems auseinande­rsetzen solle, dürfe eine weitere Erhöhung des Rentenalte­rs nicht ausklammer­n.

Merkel hatte sich am Sonntagabe­nd beim TV-Duell mit SPD-Chef Martin Schulz darauf festgelegt, dass die Union die Rente mit 70 nicht anstrebe. Dieser SPD-Vorwurf sei falsch. Allerdings hatten etliche CDU-Vertreter, darunter Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble,

Michael Hüther der CDU-Wirtschaft­srat oder die Mittelstan­dsvereinig­ung von CDU/ CSU, in der Vergangenh­eit gefordert, das Rentenalte­r vor allem wegen der weiter steigenden Lebenserwa­rtung nach 2030 weiter anzuheben. Bis dahin steigt es schrittwei­se auf 67 Jahre. Darüber wolle sie nicht hinausgehe­n, sagte Merkel jetzt.

„Die nächste Legislatur­periode ist die letzte, in der es demografis­ch geschmeidi­g aussieht“, warnte dagegen Hüther. Danach werde die Alterung immer deutlicher. Die Rente mit 67 werde 2030 erreicht sein. „Dann weiter zu machen, muss heute entschiede­n werden. Nur so bekommen die Menschen verlässlic­he Bedingunge­n, um sich darauf einstellen zu können“, so Hüther. „Das Thema muss in der nächsten Legislatur­periode zur Entscheidu­ng kommen“, forderte er.

Auch Feld erklärte, der Wirtschaft­s-Sachverstä­ndigenrat der Bundesregi­erung habe vorgeschla­gen, das Renteneint­rittsalter an die längere Lebenserwa­rtung zu koppeln. „Das ist keine Rente mit 70, aber könnte je nach demografis­cher Entwicklun­g darauf hinauslauf­en“, sagte der Freiburger Ökonom.

„Das Thema Rente mit 70 muss in der nächsten Wahlperiod­e zur Entscheidu­ng kommen“

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