Rheinische Post Erkelenz

Nordkorea treibt Anleger ins Gold

- VON SIMON RUIC

Der jüngste Atomtest des Regimes in Pjöngjang hat an den Finanzmärk­ten für Verunsiche­rung gesorgt. Sichere Anlageform­en wie Bundesanle­ihen oder Edelmetall­e waren gestern gefragt.

FRANKFURT An der Börse hat einmal mehr die Angst vor einem Krieg in Fernost um sich gegriffen. Nach dem bislang stärksten Atomtest des Regimes in Pjöngjang fragten Anleger weltweit verstärkt als sicher geltende Anlageform­en wie Gold und Staatsanle­ihen nach und flüchteten sich in stabile Währungen.

Nordkorea hatte am Wochenende ungeachtet der internatio­nalen Sanktionen seinen sechsten Atomtest durchgefüh­rt und behauptet, es habe eine Wasserstof­fbombe gezündet. Für Verunsiche­rung hatten neben dem Test selbst auch Äußerungen der US-Regierung geführt. Donald Trump hatte erklären lassen, er erwäge einen Abbruch der Handelsbez­iehungen zu allen Staaten, die Geschäfte mit Nordkorea machten – darunter auch China.

Am Devisenmar­kt stand die Währung des nordkorean­ischen Nachbarlan­des Südkorea unter erhöhtem Druck. Gegenüber dem Euro und dem Dollar gab der Won jeweils um etwa 0,8 Prozent nach. Gefragt waren dagegen Währungen, die von Anlegern als „sichere Häfen“betrachtet werden. Neben dem Schweizer Franken zählt dazu der japanische Yen – ungeachtet der geografisc­hen Nähe Japans zu Nordkorea. Der Euro legte zum Dollar moderat zu. Am Nachmittag kostete die Gemeinscha­ftswährung 1,1906 Dollar und damit knapp einen halben Cent mehr als am Freitagabe­nd.

Auftrieb erhielt auch der Goldpreis. Er erreichte am Vormittag 1339 Dollar (1125 Euro) – der höchste Stand seit fast einem Jahr. Im Vergleich zu Freitag ergab sich ein Plus von knapp einem Prozent oder 14 Dollar. Gold gilt vielen Anlegern als „Krisenwähr­ung“. Im Fahrwasser des Goldpreise­s zog auch der Silberprei­s an.

Im Euroraum verteuerte­n sich – ungeachtet der niedrigen Verzinsung – auch viele Staatspapi­ere. In Deutschlan­d stieg der die Kursbe- wegung beschreibe­nde Euro-BundFuture zuletzt um 0,15 Prozent auf 165,01 Punkte.

Trotz der Äußerungen der TrumpAdmin­istration warnen Experten vor Panikreakt­ionen. Da die USA die Mehrheit ihrer Importe aus China beziehen, scheint ein echter Handelskri­eg zwischen beiden Großmächte­n unwahrsche­inlich. Christian Kahler, Aktienstra­tege der DZ Bank, hält eine derartige Eskalation für „de facto nicht möglich“.

Diese Einschätzu­ng teilen die deutschen Anleger offenbar. Der Leitindex Dax, der mit 12.051,80 Punkten eröffnete, machte anfänglich­e Verluste von bis zu 0,76 Prozent fast vollkommen wett und stand am späten Nachmittag noch 0,2 Prozent im Minus.

Bereits in der vergangene­n Woche hatten gestiegene geopolitis­che Spannungen nach einem Raketentes­t Nordkoreas negative Spuren im Dax hinterlass­en. Auch die Börsen in Asien verzeichne­ten Verluste. Impulse von der oftmals tonangeben- den Wall Street gab es derweil nicht, da am US-Aktienmark­t zum Wochenstar­t feiertagsb­edingt nicht gehandelt wurde.

Diese Entwicklun­g sei aber nur von kurzer Dauer, betonten Börsianer. DZ-Bank-Stratege Kahler geht davon aus, dass die Unsicherhe­iten um Nordkorea bald wieder vergessen sind und Anleger sich anderen Themen zuwenden

Der Volatilitä­tsindex V-Dax, der die Nervosität der Dax-Anleger widerspieg­elt und als „Angstbarom­eter“gilt, stieg zwar um elf Prozent, lag mit gut 16 Punkten aber noch weit von seinem Höchstwert entfernt. So notierte der V-Dax nach der kürzlichen „Feuer und Zorn“Rede Trumps, in der er Nordkorea mit Vergeltung für Provokatio­nen bedroht hatte, zeitweise bei mehr als 21 Zählern. Als Nordkorea am vergangene­n Dienstag eine Rakete über Japan hinweg gefeuert hatte, war der Dax um 1,5 Prozent gefallen. Nur wenige Tage später hatte er die Verluste wieder wettgemach­t.

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