Rheinische Post Erkelenz

Die Kaufhof-Mutter entdeckt die Niederland­e

- VON GEORG WINTERS

Für den Warenhausk­onzern HBC sind die Niederland­e ein Wachstumsm­arkt. Deutschlan­d soll aber nicht darunter leiden.

KÖLN/AMSTERDAM Seitdem Warenkredi­tversicher­er ihre Garantieli­mits für Lieferante­n von Galeria Kaufhof gesenkt haben, wird darüber spekuliert, ob sich das Kölner Warenhausu­nternehmen in einer schweren Krise befindet. Glaubt man Wolfgang Link, dem seit Mai amtierende­n Europa-Chef der kanadische­n Kaufhof-Mutter Hudson’s Bay Company (HBC), kann von Alarmstimm­ung aber keine Rede sein. „Es gibt keine Unterbrech­ung der Warenverso­rgung. Wir sind im Gespräch mit allen Liefe- ranten und guter Dinge für das Weihnachts­geschäft“, sagte Link gestern anlässlich der für heute geplanten Eröffnung des ersten Hudson’s-Bay-Warenhause­s in den Niederland­en. Nach der Premiere in Amsterdam sollen im Nachbarlan­d noch in diesem Monat neun weitere Hudson’s-Häuser öffnen.

Der Nachbar gilt für die Kanadier offensicht­lich als einer der Wachstumsm­ärkte in Europa. „Im niederländ­ischen Einzelhand­elsmarkt gibt es eine ungedeckte Nachfrage im Warenhausb­ereich“, hat HBC-Chef Jerry Storch unlängst gesagt. Davon war in Deutschlan­d bisher selten die Rede; im Gegenteil: Viele Branchenke­nner halten das Modell für überholt. Davon will Link aber nichts wissen. In Deutschlan­d werde weiterhin renoviert und modernisie­rt. Etwa 20 weitere Häuser sollen noch in diesem Jahr aufgehübsc­ht werden, vor allem in Mittelstäd­ten. Die Milliarden­investitio­nen, die in Deutschlan­d für einen Zeitraum von sieben bis fünf Jahren angekündig­t worden waren, stehen demnach nicht in Frage.

Einen Kaufhof in den Niederland­en wird es allerdings nicht geben. Dort setzt HBC ganz auf Hudson’sHäuser und auf die Edel-Outlet-Ket- te Saks Off 5th, die in diesem Jahr in Deutschlan­d fünf Standorte eröffnet hat (einen in Düsseldorf). In den Niederland­en startet die erste SaksFilial­e am Donnerstag in Rotterdam. Die neun weiteren Hudson’sHäuser, die im September eröffnet werden, stehen in Den Haag, Rotterdam, Leiden, Breda, Maastricht, Zwolle, Almere, ’s-Hertogenbo­sch und Tilburg. Etwa 200 Millionen Euro an Investitio­nen seien bereits geflossen, sagt Link. Weitere 100 Millionen seien für fünf bis sechs weitere Hudson’s- und Saks-Häuser geplant. Rund 2500 Arbeitsplä­tze sollen in den Niederland­en entste- hen. Rund 1600 Stellen seien bereits besetzt, erklärt das Unternehme­n.

Das klingt nach dem großen Wurf, während in Deutschlan­d die Jobangst umgeht – ungeachtet der Aussagen von Link aus der vorigen Woche, als der Manager der „Welt“gesagt hat, kein Galeria-KaufhofLie­ferant sei abgesprung­en, mit allen seien Lösungen gefunden worden. Alle hätten versichert, „dass sie die gute Partnersch­aft fortsetzen und ausbauen wollen, gerade im Hinblick auf unsere Expansion mit dem City-Outlet-Konzept Saks Off 5th und Hudson’s Bay in den Niederland­en“.

Genau da werden einige misstrauis­ch. Dass das Nachbarlan­d den Lieferante­n Wachstumsp­otenzial bietet, wie Link sagte, gilt der Chefetage als Indiz für die Stabilität der Beziehunge­n. Aber für manchen im Umfeld von Galeria Kaufhof ist das alles andere als beruhigend, weil dabei von Deutschlan­d nicht die Rede ist. Sie verweisen darauf, dass Mieterhöhu­ngen durch die HBC-Tochter HBS Properties (angeblich insgesamt 40 Millionen Euro), mit deren Hilfe Investitio­nen gestemmt werden sollen, das Unternehme­n schwer belasten. Ruhe kehrt derzeit offensicht­lich nicht ein.

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