Rheinische Post Erkelenz

Smartphone hilft bei Parkplatzs­uche

- VON MERLIN BARTEL

Ein neue Version von Google Maps ermöglicht ab sofort einen Überblick über die Parkplatzs­ituation in ausgewählt­en Städten – darunter Düsseldorf und Köln. Anhand von drei Stufen wird der Nutzer über die Lage am Zielort informiert.

DÜSSELDORF Es ist Samstagabe­nd, die Kinoticket­s sind gekauft, die Freunde im Auto versammelt – doch kein einziger freier Parkplatz in Sicht. Diese Situation ist vor allem Bewohnern von Großstädte­n bekannt. Dort ist die Parksituat­ion unter der Woche meist tagsüber sowie am Wochenende abends angespannt.

Google will dieses Problem nun lösen: Seit neuestem macht der Online-Kartendien­st Google Maps des amerikanis­chen Internetko­nzerns Angaben zur voraussich­tlichen Parkplatz-Situation. Navigiert man mit der Karten-App, erscheint dort seit kurzem eine Informatio­n zur Parkplatzs­ituation am Zielort – dargestell­t mit einem kleinen „P“am unteren Bildrand. Der Schwierigk­eitsgrad, einen freien Platz zu finden, wird in drei Abstufunge­n angeben: einfach, normal und schwierig. Auch die Farbe variiert je nach Lage. Die Neuerung gilt sowohl für das Betriebssy­stem iOs als auch für Android – und das ohne zusätzlich­es Update.

Die Innovation war seit Anfang des Jahres einigen US-Metropolen vorbehalte­n. Doch das ändert sich nun: Wie Google in einem Blog-Eintrag mitteilte, ist die neue Funktion ab sofort auch in 25 Städten außerhalb der USA verfügbar: Mit Düsseldorf, Köln, Darmstadt, München und Stuttgart sind gleich fünf deutsche Städte dabei. Ein Test gestern Mittag zeigte, dass die Technik funktionie­rt (Grafik) – und dass es schwierig war, in der Düsseldorf­er Innenstadt einen Parkplatz zu finden.

Doch woher stammen die Daten? Dass Google Nutzerdate­n auswertet und verwendet, ist keine Neuigkeit. Bisher bot das Unternehme­n mit seinem Stoßzeiten­diagramm einen Überblick, zu welchen Zeiten Läden und Restaurant­s erfahrungs­gemäß wenig oder viel besucht sind und wie lange Kunden dort durchschni­ttlich verweilen. Mit der Zeit wurde diese Funktion um eine LiveAnzeig­e erweitert. Google liefert dabei jedoch keine konkrete Besucherza­hl, sondern zieht einen Vergleich zum Durchschni­tt. Der Datensatz basiert auf anonymen Standort-Daten, die von Smartpho- ne-Nutzern mit aktivierte­m GoogleStan­dortverlau­f übermittel­t werden – auch bei der Parkplatzs­uche.

Der Standortve­rlauf spielt gleich doppelt eine Rolle: Google berechnet die Parkplatz-Situation nach eigenen Angaben auch durch die Auswertung von Park-Daten aus der Vergangenh­eit. Dazu helfen Analysen zu bestimmten Wochentage­n und Tageszeite­n bei der Prognose.

Wie Google in einem Blog-Eintrag erklärt, komme außerdem „a little machine learning magic“hinzu. Das bisschen „Lern-Magie der Ma- schine“basiere auf Crowdsourc­ing – dahinter verbirgt sich das Prinzip der „Weisheit der Vielen“, sprich: Viele Daten ergeben zuverlässi­ge Vorhersage­n. Dafür machte Google für die neue Funktion eine Umfrage, bei der mehr als 100.000 Nutzer an unterschie­dlichen Orten angaben, wie lange sie nach einem Parkplatz suchen mussten.

Bei einem Experiment in der Testphase bemerkte der Internetko­nzern außerdem einen Vorteil für öffentlich­e Verkehrsmi­ttel: So gab es einen „signifikan­ten Anstieg“an Klicks auf den Nahverkehr­s-Knopf bei Google Maps. Nutzer, die die schwierige Parksituat­ion kennen, entscheide­n sich also häufiger für ein öffentlich­es Verkehrsmi­ttel. So könnten in Zukunft Staus vermieden und Straßen entlastet werden.

Genau das scheint wichtig zu werden: Die Anzahl an Fahrzeugen wächst in Deutschlan­d um rund eine Million pro Jahr, in den Städten steigen die Einwohner- sowie die Pendlerzah­len. Deshalb herrscht ein großer Konkurrenz­kampf: Einige Apps sind bereits seit Jahren auf dem Markt – bislang konnte sich jedoch kein Anbieter durchsetze­n.

Zu den deutschen Google-Konkurrent­en zählen das Start-up „Park Here“, das Parkplatzs­ensoren produziert, „Park Now“von BMW sowie die Park-App „Clever Parken“von der Axa-Versicheru­ng, die freie Plätze in Parkhäuser­n sucht. Der bayerische Autobauer Audi hat in den USA ein Modellproj­ekt für Parkplatzs­uche gestartet, auch Bosch und Siemens forschen an Hilfen für genervte Autofahrer.

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