Rheinische Post Erkelenz

Wortmann wirbt für Düsseldorf­er Schauspiel­haus

- VON DOROTHEE KRINGS

Der Regisseur sitzt im Kuratorium zur Unterstütz­ung des Theaters. Heute stellt es seine Kampagne „Schauspiel­haus 2020“vor.

DÜSSELDORF Zwei Männer allein im Foyer des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses: Sie warten auf den Aufzug. Vergeblich. Er fährt schon seit Jahren nicht mehr. Doch die beiden harren aus, wie im Stück „Warten auf Godot“. In diesem Film aber gibt es Hoffnung – ein Schriftzug leuchtet auf: „Nur noch bis 2020 im Schauspiel­haus – “, heißt es da: „mit Ihrer Hilfe für ein barrierefr­eies Schauspiel­haus.“Schluss mit dem absurden Theater.

Der Kurzfilm ist einer von fünf Spots, die künftig im Internet und in den Düsseldorf­er Programmki­nos zu sehen sind und um Spenden für die Sanierung des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses werben. In jedem Film wird elegant-satirisch auf einen Problember­eich des sanierungs­bedürftige­n Hauses angespielt: vom Teppichfle­cken in den Aufgängen bis zum Zugwind im Foyer. Gedreht hat die Filme Sönke Wortmann zusammen mit Werbefachl­euten der Agentur BBDO. Darsteller sind Schauspiel­er des Düsseldorf­er Ensembles. Auf ein Honorar haben die Agentur und der gefragte Regisseur von Filmen wie „Das Wunder von Bern“oder aktuell „Sommerfest“verzichtet. Wortmann, der in Düsseldorf lebt, ist Mitglied im neuen Kuratorium zur Unterstütz­ung des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses. Im Juni hatten sich namhafte Bürger der Stadt, darunter Unternehme­r wie Patrick und Katharina Schwarz-Schütte, der Präsident des Düsseldorf­er Industriec­lubs, Joachim F. Scheele, der Chefredakt­eur der Rheinische­n Post, Michael Bröcker, und Künstler wie Wortmann und der renommiert­e Fotograf Thomas Ruff zusammenge­funden, um das Theater bei der Sanierung seiner Publikumsb­ereiche zu unterstütz­en. Vor kurzem ist auch die Rektorin der HeinrichHe­ine-Universitä­t, Anja Steinbeck, dem Unterstütz­erkreis beigetrete­n.

Heute tritt das Kuratorium zum ersten Mal an die Öffentlich­keit, um die Kampagne „Schauspiel­haus 2020“vorzustell­en. Ziel ist, dass das Theater am Gustaf-GründgensP­latz zu seinem 50. Geburtstag im Jahr 2020 neben dem dann neu gebauten „Kö-Bogen II“und dem Dreischeib­enhaus einen würdigen Platz einnimmt. „Das Schauspiel­haus ist eine Ikone der modernen Architektu­r und eine Landmarke Düsseldorf­s“, sagt Ruff, „ich unterstütz­e die Kampagne mit dem Ziel, dass das Haus wieder den Platz erhält, den es verdient.“Die Spenden sollen helfen, die öffentlich­en Bereiche des Theaters attraktive­r zu ge- stalten. Konkret geht es etwa um den Eingang am Gustaf-GründgensP­latz. Auch das Foyer mit Nachtcafé und Restaurati­on soll – lichter gestaltet – mehr Menschen zum Verweilen einladen. „Es ist mir eine große Freude, dass sich bereits jetzt so viele Menschen tatkräftig und weit über das übliche Maß an Unterstütz­ung hinaus für das Düsseldorf­er Schauspiel­haus engagieren“, sagt Intendant Wilfried Schulz. „Mit seiner Spendenkam­pagne leistet das Kuratorium einen erhebliche­n Beitrag dazu, dieses für Düsseldorf so identitäts­stiftende Gebäude im Zentrum der Stadt wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen und es in allen öffentlich­en Bereichen, die ganz dem Publikum gehören, zu sanieren und zu modernisie­ren.“

Anfang des Jahres hatte es in Düsseldorf heftige Debatten über die Zukunft des traditions­reichen Hauses gegeben, angeheizt von einer Äußerung des Oberbürger­meisters Thomas Geisel (SPD), der aus Angst vor einer Kostenexpl­osion andere Nutzungsmö­glichkeite­n ins Spiel gebracht hatte. Geisel zeigt sich nun jedoch erfreut über das Engagement des Kuratorium­s. „So wird das Schauspiel­haus im wahrsten und besten Sinne zur Bürgerbühn­e“, sagt Geisel. Ihn freue das Engagement nicht nur, weil es Entlastung für das „Stadtsäcke­l“bringe, sondern weil das Verantwort­ungsgefühl aller ihn auch zuversicht­lich stimme, dass am Ende alle Zeit- und Kostenplän­e eingehalte­n würden.

Das Kuratorium hat eine Fülle an Ideen entwickelt, um möglichst viele Menschen als Unterstütz­er zu gewinnen. „Das Schauspiel­haus ist unser Haus“ist Leitgedank­e der Kampagne. Bereits gegen eine Spende von zehn Euro können Bürger etwa die Schauspiel­haus-Silhouette als Pin erwerben und mit dem Schildchen im Knopfloch deutlich machen, dass sie hinter ihrem Stadttheat­er stehen. Darüber hinaus wird es Aktionen wie Fundraisin­g-Dinner, Lesungen, Performanc­es geben und Plakate, die jedem Bürger Lust machen sollen, sich für die Neugestalt­ung ihres Theaters zu engagieren.

Die Rheinische Post begleitet als Medienpart­ner die Arbeit des Kuratorium­s und wird auch selbst aktiv: Sie lädt ihre Leser für den 25. Oktober zu einem exklusiven Shakespear­e-Abend ins Theaterzel­t an der Rheinterra­sse ein. In der einmaligen Aufführung werden Ausschnitt­e aus großen Shakespear­e-Werken wie „The Queen’s Men“und „Der Sturm“zu erleben sein und der Sonette-Dichter Shakespear­e. Der Erlös aus dem Ticketverk­auf kommt dem Theater zugute, so werden Zuschauer zu Spendern.

Das Kuratorium hat auch eine Internetse­ite eingericht­et. Unter www.schauspiel­haus2020.de können sich Interessie­rte über Aktionen des Unterstütz­er-Bündnisses sowie Spendenweg­e informiere­n. Nach harschen Kosten-Debatten formiert sich in Düsseldorf nun ein breiter Rückhalt für den Erhalt und die Neugestalt­ung eines Ortes der Kultur und der öffentlich­en Begegnung im Herzen der Stadt.

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Ein neues Plakat der Kampagne

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