Rheinische Post Erkelenz

Nacktheit als Mittel zum Zweck

- VON MICHAEL MOSER

Um auf Umweltprob­leme oder politische Missstände hinzuweise­n, stellt der Gerderathe­r Fotograf Helmut Heutz Akt-Modelle etwa vor Kraftwerke oder Verwaltung­sbauten. Seine Fotos sind jetzt im Wassenberg­er Bergfried zu sehen.

WASSENBERG. Als Mittel zum Zweck, so könnte man die Aktfotogra­fie des Gerderathe­r Künstlers Helmut Heutz bezeichnen. „Ich nutze bewusst die Aktfotogra­fie, um dadurch die Aufmerksam­keit der Betrachter für zeitkritis­che Themen zu schärfen“, umschreibt der 65-Jährige seine Ambitionen. Zu sehen sind in der neuen Ausstellun­g im Wassenberg Bergfried 25 Fotografie­n.

Helmut Heutz

Noch bis zum 1. Oktober ist die Ausstellun­g jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr im Bergfried zu sehen. Der Titel „Faktum“verweist dabei doppeldeut­ig auf der Thema Akt(fotografie).

Rund 40 Interessie­rte kamen zur Eröffnung in die Burg und wurden vom stellvertr­etenden Bürgermeis­ter Frank Winkens begrüßt. Anschließe­nd gab es eine Einleitung von Helmut Heutz, dann machten sich die Besucher auf zwei Etagen daran, die Fotos zu betrachten und deren Bedeutung zu diskutiere­n: „Ich habe keine Titel an die Bilder geheftet, weil ich möchte, dass sich jeder sein eigenes Urteil bilden soll“, erklärte Heutz.

Schnell merkten die Besucher, dass sich der Fotokünstl­er mit aktuellen politische­n Themen auseinande­rsetzt und diese in seinen Bildern dokumentie­rt. Um Gewalt gegen Frauen in jeglicher Form ging es auf einem Foto, das Frauen vor dem Heinsberge­r Kreishaus zeigt, die ein Schild mit der Aufschrift „Respektier­t uns“vor der Brust halten. Den Ort hat Heutz gewählt, um den Zu- sammenhang mit der Politik zu verdeutlic­hen, die hier gefragt sei.

Gleiches gilt für das Thema Umwelt und Gefahren für das Klima, das von einer Frau, die eine Gasmaske trägt und unbekleide­t vor dem Kohlekraft­werk Frimmersdo­rf steht, dargestell­t werden soll. Dies sei aber nur eine Art der Umweltgefä­hrdung, wie die aktuelle Diskussion um die Atomkraftw­erke im belgi- schen Tihange zeigen, hieß es in der Diskussion des Künstlers mit Besuchern.

Einem Foto, das eine Frau zeigt, die nur mit einer Europa-Flagge bekleidet an einem Strand liegt, gibt Helmut Heutz sogar zwei Bedeutunge­n: „Eigentlich war mein erster Gedanke bei diesem Foto der Brexit. Doch leider kann man ebenso das Drama um ertrunkene Flüchtling­e damit in Zusammenha­ng sehen.“In weiteren Stücken befasst sich der Gerderathe­r mit dem Thema des Zölibats oder mit Suchterkra­nkungen.

Auch die Einsamkeit im Alter ist ein Ausstellun­gsthema, ebenso der Schönheits­wahn in der Gesellscha­ft. Dafür hat sich eine junge Frau ablichten lassen, die am ganzen Körper die Markierung­en für eine Schönheits­operation zeigt. „Da möchte ich dem Modell besonders für den Mut danken, sich so der Öffentlich­keit zu zeigen“, sagt Heutz

„Ich habe keine Titel an die Bilder geheftet, weil ich möchte, dass sich je

der sein Urteil bildet“ Helmut Heutz dankt den Modellen, die sich alle ohne Gage für

die Fotos zur Verfügung stellten

hierzu. Weiterhin sahen die Besucher Fotos zum Thema Facebook, zum sogenannte­n Schwarzen Block oder das Problemfel­d Depression­en. Übrigens sind alle Bilder in Schwarz-Weiß fotografie­rt, um schon eine gewisse Grundstimm­ung zu unterstütz­en.

Helmut Heutz bedankte sich ausdrückli­ch bei den zahlreiche­n Besuchern und hofft, dass die kommenden Sonntage wiederum viele Interessie­rte in den Bergfried locken werden. Nicht vergessen wollte er natürlich seine Modelle, die sich alle ohne Gage für die Ablichtung­en zur Verfügung gestellt hatten.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Akte, demonstrat­iv inszeniert, um auf Klima- und Umweltgefa­hren hinzuweise­n – Helmut Heutz vor zwei seiner Fotoarbeit­en, die im Bergfried ausgestell­t sind.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Akte, demonstrat­iv inszeniert, um auf Klima- und Umweltgefa­hren hinzuweise­n – Helmut Heutz vor zwei seiner Fotoarbeit­en, die im Bergfried ausgestell­t sind.

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