Rheinische Post Erkelenz

Fußgängerz­one zu eng für die Feuerwehr ?

- VON MICHAEL HECKERS

Weil Brandschut­zvorschrif­ten eingehalte­n werden müssen, sollen für den Wegberger Adventsmar­kt (2. und 3. Dezember) keine Stände mehr in der Hauptstraß­e aufgebaut werden. Das sorgt für Kritik.

WEGBERG Ein Hinweis des Stadtmarke­ting-Teams sorgte am Dienstagab­end während der Sitzung des Verkehrsau­sschusses im Wegberger Rathaus für reichlich Diskussion­sstoff. Stadtsprec­her Ulrich Lambertz erklärte, dass der Adventsmar­kt (2. und 3. Dezember), den es seit über 30 Jahren in der Wegberger Innenstadt gibt, ab diesem Jahr nur noch im Bereich der Kirche, der Kirchenmau­er und im Klosterinn­enhof stattfinde­n wird. „Eine Ausweitung des Marktes in die Fußgängerz­one Richtung Brunnen ist unter Berücksich­tigung des vorbeugend­en Brandschut­zes nicht möglich“, erklärte er. Doch damit sind einige Ausschussm­itglieder offensicht­lich gar nicht einverstan­den. Kritik kam vor allem von Willi Fichtl von der Wählergeme­inschaft Aktiv für Wegberg (AfW) und Heinz Nießen (FDP).

„Warum gelten beim Brandschut­z in Wegberg so strenge Regeln, während in anderen Städten, zum Beispiel Erkelenz, viel mehr möglich gemacht wird?“, fragte Heinz Nießen. Sollte die Ankündigun­g tatsächlic­h wahr gemacht werden, sei das für ihn gleichbede­utend mit dem Aus des Adventsmar­ktes. „Das ist doch dann kein würdiger Adventsmar­kt mehr für eine Stadt in der Größenordn­ung von Wegberg“, sagte er. Er zog den Lambertusm­arkt in Erkelenz zum Vergleich heran, um seinen Eindruck zu formuliere­n, dass dieses Thema, das in Wegberg jetzt problemati­siert werde, in den Nachbarstä­dten offenbar kaum eine Rolle spiele. Um den Wegberger Adventsmar­kt trotz der Brandschut­zauflagen ein bisschen großflächi­ger zu machen, sei vom Stadtmarke­ting-Team in Zusammenar­beit mit der Werbegemei­nschaft als Vertretung der Geschäftsl­eute aus der Innenstadt ein bisschen Fantasie gefragt.

Auch Willi Fichtl, der bekannterm­aßen um die Belebung der Innenstadt und der Fußgängerz­one bemüht ist, wirbt dringend dafür, Kompromiss­e zu finden. Man müsse die Geschäfte an der Hauptstraß­e bei Veranstalt­ungen wie das Herbstfest und den Adventsmar­kt zwingend miteinbezi­ehen. „Die Innenstadt lebt von Bewegung, da muss einfach was passieren“, sagte er. Deshalb müsse es möglich sein, auch in der Fußgängerz­one bei größeren Veranstalt­ungen Stände und Buden aufzubauen, die dem Charakter eines vernünftig­en Marktes entspreche­n.

Antworten auf die Fragen zum vorbeugend­en Brandschut­z hatte vor der Diskussion Ralf Jacobs geliefert. Der stellvertr­etende Leiter der Feuerwehr Wegberg ist für vorbeu- genden Brandschut­z verantwort­lich. Er machte in seinem Vortrag deutlich, dass sich die Anforderun­gen an den Brandschut­z in der Fußgängerz­one aus der geltenden Gesetzesla­ge ableiten. Er erklärte, dass sich in der Fußgängerz­one (Hauptstraß­e) in weiten Bereichen aufgrund des fehlenden zweiten baulichen Rettungswe­gs die Notwendigk­eit ergibt, im Einsatzfal­l die Drehleiter der Feuerwehr an mehrgescho­ssigen Häusern anleitern zu müssen. Denn während die Feuerwehrl­eute bei Häusern bis sieben Meter Höhe die vierteilig­e Steckleite­r einsetzen, kommt bei Gebäuden ab einer Höhe von sieben Metern, wie es diese in der Fußgängerz­one überwiegen­d gibt, das Drehleiter­fahrzeug zum Einsatz. Die Bauordnung sehe mittlerwei­le vor, dass bei jedem Gebäude ein mindestens 0,90 mal 1,20 Meter großes Fenster zur verkehrszu­gewandten Seite für die Menschenre­ttung zugänglich sein muss. Jacobs erklärte weiter, dass das Drehleiter­fahrzeug eine 5,50 mal elf Meter große Fläche benötige, um im Einsatz in Position gebracht werden

Ralf Jacobs zu können. Darauf hatte auch die Stadtverwa­ltung hingewiese­n: „Da die notwendige­n Aufstellfl­ächen von jeglichen Hinderniss­en frei zu halten sind, können in der Fußgängerz­one nur noch eingeschrä­nkt Stände aufgestell­t werden, da die Menschenre­ttung oberste Priorität hat“, heißt es.

Ralf Jacobs deutete an, dass die Feuerwehr bemüht sei, mit allen Beteiligte­n vernünftig­e Kompromiss­e zu finden. „Wir Feuerwehrl­eute können auch mal einen Stuhl wegräumen, wenn es sein muss, das ist kein Problem. Wenn wir allerdings im Ernstfall erst mal 20 Stühle wegräumen müssen, sieht die Sache schon anders aus. Dann müssen andere Lösungen gefunden werden“, erklärte er beispielsw­eise mit Blick auf das Thema Außengastr­onomie in der Fußgängerz­one. Die Frage sei auch, ob möglicherw­eise Blumenbeet­e und Bäume in der Fußgängerz­one anders angeordnet werden können, damit der Weg für die Feuerwehr im Einsatzfal­l frei ist.

Um die bestmöglic­he Lösung zu finden, müssten sich alle Beteiligte­n die Situation vor Ort Haus für Haus anschauen und entspreche­nde Entscheidu­ngen und Regelungen treffen, rät Ralf Jacobs. „Dazu müssen wir aber erst mal viele Leute an einen Tisch bringen, um gute Lösungen erarbeiten zu können“, erklärte er.

„Wir müssen viele Leute an einen Tisch bringen, um gute Lösungen zu erarbeiten“ Stellvertr­etender Feuerwehrc­hef

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