Dortmund sorgt sich um Götzes Zähne
Der Weltmeister erhält einen Schlag ins Gesicht. Die Blessur passt zum Dortmunder Frust von London.
LONDON/LEIPZIG (dpa) Die FrustSkala bemühten beide Vereine. Bei Borussia Dortmund erreichte sie den Höchstwert, beim stolzen Königsklassen-Debütanten RB Leipzig gab es einen geringeren Ausschlag. „Der Schiedsrichter hatte leider nicht das Niveau dieser Spielpaarung. Wenn auf solch einem Niveau Fehlentscheidungen getroffen werden, ist es schwer, das Spiel am Ende noch zu drehen“, wetterte Michael Zorc. Der BVB-Sportdirektor machte vor allem den italienischen Unparteiischen Gianluca Rocchi für das 1:3 (1:2) zum Auftakt in die Champions League bei Tottenham Hotspur verantwortlich.
RB-Sportdirektor Ralf Rangnick, der vom Fußball-Bundesligisten zur Premiere eine Performance am Limit gefordert hatte, sah nur „eine ordentliche, durchschnittliche Leistung.“Seine Spieler inklusive Cheftrainer Ralph Hasenhüttl waren sogar noch kritischer. „Das darf uns so nicht passieren“, meinte Kapitän Willi Orban. Auf Champions-Lea- gue-Niveau werden Fehler wie beim Ausgleich zum 1:1 (1:1)-Endstand gegen die AS Monaco gnadenlos bestraft. „Beim Gegentor haben wir uns ein bisschen dämlich angestellt“, sagte Verteidiger Marcel Halstenberg. Bitter: Youri Tielemans traf nur zwei Minuten nach dem Leipziger Jubelsturm zum Remis. Emil Forsberg (33.) hatte genau 3039 Tage nach der Vereinsgründung den ersten Treffer der Sachsen in der Königsklasse erzielt.
Viel schlimmer kam es für die Borussen. Der Referee verweigerte wegen einer angeblichen Abseitsstellung fälschlicherweise die Anerkennung des Treffers zum vermeintlichen 2:2 durch Pierre-Emerick Aubameyang (56.). „Kein Mensch weiß, warum das zurückgenommen wurde“, klagte Zorc. Anders als in der Bundesliga wird in der Champions League kein Videobeweis eingesetzt. Selbstkritik gab es bei der Niederlage in dem zum Schlüsselduell um Platz zwei erklärten Spiel kaum zu hören. Dabei erwies sich der vom neuen Trainer Peter Bosz favorisierte Hurra-Fußball mit frühem Pressing und hoch stehender Abwehr für die Champions League als nur bedingt tauglich. Die Dortmunder wurden Opfer der großen Effektivität des Gegners. Heung-Min Son (4.) und der starke Kane (15./60.) nutzten die großen Räume eiskalt aus. „Bei den Gegentoren waren wir zu lieb. Ich bin enttäuscht, weil heute mehr drin war“, bekannte der Trainer.
Einen Rückschlag gab es auch für Weltmeister Mario Götze. In einem Zweikampf mit Jan Vertonghen (der sah Gelb-Rot) erhielt er einen Schlag ins Gesicht. „Er hat Probleme mit den Zähnen. Das sieht nicht so gut aus“, sagte Bosz. Wenigstens über Neuzugang Andrej Jarmolenko konnte er sich freuen. Der ehemalige Kiewer erzielte das 1:1. „Er passt zu uns“, befand Zorc, „gute Fußballer brauchen selten eine lange Eingewöhnungszeit.“