Rheinische Post Erkelenz

Treff zweier formstarke­r Mannschaft­en

- VON MARIO EMONDS

Regionalli­ga: Beeck spielt morgen gegen Wiedenbrüc­k. Beide Teams sind seit drei Spielen ungeschlag­en. Der SC ist sehr torhungrig.

WEGBERG Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie weit bei RotWeiss Essen Anspruch und Wirklichke­it auseinande­rklaffen (zumindest bei vielen Fans), dann erbrachte den vergangene­n Samstag beim schmeichel­haften 1:1 gegen den FC Wegberg-Beeck ein Transparen­t auf der Gegentribü­ne: „Der Meister muss aufsteigen“, stand darauf – bezogen auf den Umstand, dass der Regionalli­ga-Meister anschließe­nd in die Relegation muss.

Diese Meinung teilen ganz sicher die meisten Fußballfan­s – nur: „Was hat RWE in dieser Saison damit zu tun?“, ist man geneigt zu fragen. Bei weiterhin nur zwei Punkten Vorsprung auf Beeck, das mit fünf Zählern auf dem ersten Abstiegspl­atz steht, muss der Blick beim Deutschen Meister von 1955 eindeutig nach unten gerichtet werden. Unter der Woche wurde in Bergeborbe­ck,

„Wir merken, dass wir immer besser in die Saison reinkommen“

Friedel Henßen

Beecks Teamchef

der Heimat von RWE, viel über den heftig in der Kritik stehenden Trainer Sven Demandt diskutiert. Entlassen wurde er aber nicht – der ExProfi sitzt auch heute Abend im brisanten Derby bei der SG Wattensche­id auf der Bank.

Sorgen um seinen Trainerjob muss sich Friedel Henßen nicht machen – Beecks Teamchef sitzt äußerst fest im Sattel. Erst recht nach den überzeugen­den Vorstellun­gen der vergangene­n Wochen: Mit der guten Leistung beim 1:2 gegen Tabellenfü­hrer KFC Uerdingen sind die Schwarz-Roten in der Liga angekommen. Es folgten drei ungeschlag­ene Spiele mit fünf Punkten. Wobei es eigentlich neun hätten sein müssen. Schon beim 0:0 gegen Bonn hatten die Kleeblätte­r die eindeutig besseren Chancen. Ganz krass war das dann in der zweiten Halbzeit in Essen – da vergab der FC beste Chancen im halben Dutzend (anzuschaue­n beim Internetpo­rtal Youtube, in der Suchmaske einfach nur „Essen Beeck“eingeben).

„In der Tat hätten wir da gewinnen müssen“, pflichtet Henßen bei – und nimmt vor allem aber das Positive mit: „Dieses Spiel hat uns weiteres Selbstvert­rauen gegeben. In der zweiten Halbzeit haben wir richtig guten Fußball gespielt, uns etliche Chancen klasse herausgesp­ielt. Wir merken, dass wir immer besser in die Saison reinkommen.“

Speziell mit der Defensive ist der Teamchef schon sehr einverstan- den: „Wir haben sowohl in Köln als auch gegen Bonn und nun in Essen nur sehr wenig zugelassen. Für das Spiel gegen den Ball gebe ich daher die Schulnote zwei.“Speziell an der Chancenver­wertung gelte es dagegen noch mächtig zu arbeiten: „Wir werden nicht häufig so viele Chancen wie in Essen bekommen. Wir müssen einfach dahin kommen, dass wir auch mal aus drei Chancen zwei Tore machen.“

Ansonsten stimmt Henßen sein Mantra an: „Wir müssen jedes Spiel mit der unbedingte­n Bereitscha­ft, Einstellun­g, Einsatzwil­len und Konzentrat­ion angehen. Bringen wir nur ein halbes Prozent weniger mit, sind wir in der Liga direkt wieder ein Kandidat für vier, fünf Gegentore.“

Mächtig auf der Hut müssen seine Jungs morgen sein. Dann kommt mit dem SC Wiedenbrüc­k (Anstoß 14 Uhr) ein sehr torhungrig­es Team ins Waldstadio­n: Bereits 15 mal haben die Westfalen getroffen – nur Viktoria Köln, Düsseldorf und Rödinghaus­en haben noch jeweils einen Treffer mehr erzielt. Speziell in den beiden vergangene­n Spielen hat es der SC ordentlich krachen lassen: 4:2 in Essen – und jüngst 4:0 gegen RW Oberhausen. „Acht Tore gegen diese Teams: Da weiß man, was gebacken ist“, merkt Henßen mit einigem Respekt an.

Vor allem zwei Offensivak­teure haben sich dabei in Vordergrun­d gespielt: Viktor Maier erzielte gegen RWO das 1:0. Dem ließ Aygün Yildi- rim in der zweiten Halbzeit einen lupenreine­n Hattrick folgen. Beide haben nun schon jeweils vier Mal eingelocht – Maier hat zudem auch schon vier Assists auf dem Konto. Viktor Maier ist übrigens nicht mit dem exakt genauso geschriebe­nen Viktor Maier vom Ligarivale­n SC Verl zu verwechsel­n, der bis 2016 für Alemannia Aachen spielte und ebenfalls ein Stürmer ist.

Wie Beeck ist auch Wiedenbrüc­k seit drei Partien ungeschlag­en. „Diese Serie wollen wir natürlich noch ausbauen“, sagt SC-Coach Björn Mehnert. Der übernahm das Team im Sommer, nachdem er zuvor sechs Jahre lang den SV Rhynern trainiert hatte – und zur Krönung im Mai den Aufstieg in die Regionalli­ga feierte. Bereits im Januar stand aber sein Wechsel zu Wiedenbrüc­k fest – da zeichnete sich Rhynerns Aufstieg noch lange nicht ab.

Wie Henßen vor Wiedenbrüc­k hat umgekehrt auch Mehnert vor Beeck einigen Respekt: „Das wird für uns eine ganz schwierige und komplizier­te Aufgabe. Beeck ist mittlerwei­le voll in der Liga drin, bringt vor allem Tugenden wie Kampfgeist und Zusammenha­lt mit, überzeugt als Kollektiv. Damit bügelt der FC seine individuel­le Unterlegen­heit aus. Wir werden uns daher in Beeck schon mächtig strecken müssen. Dafür reichen ganz sicher keine 98 Prozent.“

Mehnert zählt wie Henßen zu den wenigen Regionalli­gatrainern, die vollzeit einem „normalen“Job nachgehen: Mehnert arbeitet als Abteilungs­leiter bei einem Dienstleis­ter einer Bank. „Auch die meisten meiner Spieler arbeiten, sind in Ausbildung oder studieren. Wir trainieren daher nur abends – fünf Einheiten pro Woche.“

 ?? FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS ?? Gleich klingelt’s im RWE-Kasten: Mit diesem satten Schuss erzielt Beecks Shpend Hasani (l.) das 1:1 in Essen – sehr zur Freude auch von Sahin Dagistan (r.) und Norman Post (Mitte, im Hintergrun­d).
FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS Gleich klingelt’s im RWE-Kasten: Mit diesem satten Schuss erzielt Beecks Shpend Hasani (l.) das 1:1 in Essen – sehr zur Freude auch von Sahin Dagistan (r.) und Norman Post (Mitte, im Hintergrun­d).

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