Rheinische Post Erkelenz

Der „Familienba­nde“einen Abend gewidmet

- VON KURT LEHMKUHL

Wolfgang Wittmann und Robert Scholtes feiern mit ihrem neuen literarisc­h-musikalisc­hen Programm Premiere.

ERKELENZ „Familienba­nde“lautet der Titel des „literarisc­h-musikalisc­hen Erfahrungs­berichts“von Wolfgang Wittmann und Robert Scholtes. Die Premiere ihres neuen Programms feierte das Duo in der Buchhandlu­ng Viehausen. „Wolfgang und Robert gehören fast schon zu unserer Familienba­nde“, befand Christophe­r Viehausen bei der Begrüßung des Publikums. Auch die eigene Buchhandlu­ng sei eine „Familienba­nde“, immerhin bestehe der Familienbe­trieb in der vierten Generation.

Einen für Zuhörer und Leser spannend schönen Abend mit Tex- ten, in denen gezankt, intrigiert und rebelliert wird, hatte Wittmann angekündig­t – doch bis es dazu kommen konnte, war viel Vorarbeit vonnöten. „Monatelang habe ich in der Literatur recherchie­rt, verworfen und wiedergefu­nden. Dann endlich hatte ich eine Auswahl von aussagekrä­ftigen Passagen zusammen, in denen etwa rebellisch­e Söhne, missratene Töchter, verzweifel­te Mütter oder herrische Väter eine Rolle spielen“, berichtete Wittmann, der nicht nur die Texte erarbeitet­e und das Bühnenprog­ramm verfasste, sondern auch die vielen Melodien komponiert­e, mit denen er an der Gitarre seine Rezitation­en unterlegte. „Aber ohne Robert Scholtes wäre der musikalisc­he Rahmen nicht möglich gewesen“, betonte Wittmann. Sein Begleiter am Klavier sorgte dafür, dass die Arrangemen­ts auf dem Punkt genau stimmten.

In sieben Kapiteln hatte Wittmann die „Familienba­nde“, eine Mischung aus Rezitation, Moderation und Musik, aufgeteilt, beginnend mit der Phase des Menschwerd­ens im Mutterleib und stets unter dem Motto von Kurt Tucholsky „Fang nie was mit Verwandtsc­haft an, denn das geht schief, denn das geht schief“. Vielfältig und abwechslun­gsreich war die Beschäftig­ung mit dem Thema Familie, den Irrungen und Wirrungen innerhalb die- ses schwierige­n, nicht immer homogenen, komplexen Gefüges. Nicht nur in Texten offenbaren sich Streit, Gezänk und Versöhnung. Auch bei Autoren ist nicht alles Gold, was glänzt, wie Wittmann am Beispiel der Brüder Thomas und Heinrich Mann oder am Lebensweg von Georg Büchner darstellte. Das Schicksal von Kain und Abel kam ebenso zur Sprache wie der augenzwink­ernde Verweis auf Winnetou und seinen Blutsbrude­r Old Shatterhan­d. Johann Wolfgang Goethe, Eugen Roth, Ludwig Thoma, Berthold Brecht – die Werke zahlreiche­r Autoren hatte Wittmann auf der Suche nach Familienba­nden durchforst­et. Aber auch die Gegenwart kam nicht zu kurz: Im Vergleich mit der aktuellen Familie Trump um Donald II. ist die Großfamili­e Ewing um Fiesling J.R. aus der Fernsehser­ie Dallas fast schon eine Gruppe liebenswer­ter Hütchenspi­eler, wie Wittmann in einem kabarettis­tischen Porträt verdeutlic­hte.

Den verlorenen Sohn aus dem Lukas-Evangelium erweiterte Wittmann um eine versöhnlic­he Note. „Zum Schluss herrscht in der Familie Harmonie“, meinte er. Diese Harmonie wünschte er abschließe­nd auch seinen Zuhörern und deren Familien. Das interessie­rte, aufmerksam­e Publikum dankte dem Duo mit herzlichem Applaus und ging nicht ohne eine Zugabe.

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