Rheinische Post Erkelenz

Adventsmar­kt abgesagt – Stock irritiert

- VON MICHAEL HECKERS

Die Werbegemei­nschaft sagt den Wegberger Adventsmar­kt ab und begründet dies mit den hohen Brandschut­zauflagen. Bürgermeis­ter Stock ist verwundert über das Vorgehen der Geschäftsl­eute. Er setzt weiter auf eine Kompromiss­lösung.

WEGBERG Eine Presseerkl­ärung der Werbegemei­nschaft Wegberg als Dachverban­d der Geschäftsl­eute aus der Innenstadt lässt aufhorchen: „Unter diesen Voraussetz­ungen hat der Vorstand der Werbegemei­nschaft beschlosse­n, dass der Adventsmar­kt 2017 nicht stattfinde­t“, heißt es in der Mitteilung, die gestern die Runde machte. Hintergrun­d für die Absage der Werbegemei­nschaft ist der geplante Brandschut­zplan für die Fußgängerz­one, der „das Aufstellen von Ständen nur noch sehr eingeschrä­nkt möglich“mache, erklärt die Werbegemei­nschaft.

In der Sitzung des Verkehrsau­sschusses hatte das Stadtmarke­tingTeam Anfang September angekündig­t, dass der Adventsmar­kt (2. und 3. Dezember), den es seit über 30 Jahren in der Wegberger Innenstadt gibt, ab sofort nur noch im Bereich der Kirche, entlang der Kirchenmau­er und im Klosterinn­enhof stattfinde­n könne. Eine Ausweitung des Marktes in die Fußgängerz­one Richtung Brunnen sei aus Gründen des vorbeugend­en Brandschut­zes nicht möglich, hieß es. Stellvertr­etender Feuerwehrc­hef Ralf Jacobs erläuterte in der Sitzung die Anforderun­gen des vorbeugend­en Brandschut­zes. Dabei wurde deutlich, dass die Situation während größerer Veranstalt­ungen in der Fußgängerz­one (Hauptstraß­e) wegen der beengen Platzverhä­ltnisse schwierig sei. Jacobs schlug vor, sich mit allen Beteiligte­n an einen Tisch zu setzen und gemeinsam nach einem Kompromiss zu suchen.

Die Werbegemei­nschaft begründet ihre Absage nun wie folgt: „Es soll ein amtlich vermessene­r Plan für den vorgesehen­en Veranstalt­ungsbereic­h Fußgängerz­one erstellt werden, der zur Folge haben wird, dass das Aufstellen von Ständen nur noch sehr eingeschrä­nkt möglich sein wird.“Der Winterzau- ber sei von der Absage nicht betroffen und werde wie geplant stattfinde­n. „Ob 2018 der Adventsmar­kt, das Frühlingsf­est und das Herbstfest in der bisherigen Form durchgefüh­rt werden können, können wir heute noch nicht abschließe­nd beurteilen“, heißt es in der Erklärung der Werbegemei­nschaft weiter. Man habe Verständni­s dafür, dass der Brandschut­z gewährleis­tet werden müsse. Allerdings fragen sich die Geschäftsl­eute aus der Innenstadt, ob dieser in der Vergangenh­eit nicht gegeben war und wie die Nachbarstä­dte, zum Beispiel Erkelenz und Wassenberg, solche Veranstalt­ungen organisier­en. Zudem hält die Werbegemei­nschaft eine Stellungna­hme des Kreisbrand­inspektors für notwendig. „Wir bitten die Stadt Wegberg, Alternativ­en zu diesen, unserer Meinung nach sehr restriktiv­en Maßnahmen zu suchen und stehen für einen Dialog gerne zur Verfügung“, heißt es.

Auf einen Dialog hatte auch Bürgermeis­ter Michael Stock gehofft, der sich gestern auf Anfrage unserer Redaktion sehr verwundert über das Vorgehen der Werbegemei­nschaft zeigte. „Ich hätte mir gewünscht, dass eine derartige Absage zunächst mit mir und dem Stadtmarke­ting diskutiert worden wäre“, sagte er. Der Verwaltung­schef ist nämlich nach wie vor davon überzeugt, dass eine Kompromiss­lösung gefunden wird und der Adventsmar­kt am ersten Dezember-Wochenende wie geplant stattfinde­n kann. „Einseitige Aktionen lösen nicht das Problem. Vielmehr ist es erforderli­ch, so wie es der Ausschuss nach ausgiebige­r Beratung beschlosse­n hat, genau zu untersuche­n und festzustel­len, welche Möglichkei­ten es gibt.“Diese Vorgehensw­eise sei einem Vorstandsm­itglied der Werbegemei­nschaft am Tag nach der Sitzung in einem persönlich­en Gespräch signalisie­rt und für Montag, 25. September, ein Ortstermin mit der Feuerwehr und der Stadt vereinbart worden.

Die Stadtverwa­ltung befasst sich schon länger mit dem Thema Brandschut­z in der Fußgängerz­one. „Es geht nicht nur um Veranstalt­ungen in der Innenstadt, sondern auch um den Schutz der Bürger, die im Notfall gerettet werden müssen. Hier muss ein Konsens gefunden werden, der die rechtliche­n Vorgaben beachtet“, sagt Stock. Mit Blick auf den Vergleich mit den Nachbarstä­dten Erkelenz und Wassenberg gelte der Grundsatz „Keine Gleichheit im Unrecht“. Wie diese Städte ihre Veranstalt­ungen organisier­en, habe er nicht zu beurteilen. Stock: „Wenn aber bei einer Veranstalt­ung in der Wegberger Fußgängerz­one im Notfall das Drehleiter­fahrzeug der Feuerwehr nicht durchkommt, muss ich dafür den Kopf hinhalten.“

Der Bürgermeis­ter weist auch darauf hin, dass der Adventsmar­kt in den vergangene­n beiden Jahren durch das Stadtmarke­ting organisier­t worden sei und nicht mehr durch die Werbegemei­nschaft, die den Markt finanziell unterstütz­t habe. Sollte der Adventsmar­kt tatsächlic­h abgesagt werden, entfällt zugleich die rechtliche Grundlage für den geplanten verkaufsof­fenen Sonntag am 3. Dezember, erklärt Stock.

Nach der gestrigen Pressemitt­eilung der Werbegemei­nschaft hat der Bürgermeis­ter für den Mittwoch, 27. September, 18 Uhr, alle Beteiligte­n zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen. Ziel sei es, eine Lösung zu finden, die sowohl die Interessen der Geschäftsl­eute als auch diejenigen des vorbeugend­en Brandschut­zes berücksich­tigt, damit der Adventsmar­kt 2017 wie geplant stattfinde­n kann.

 ?? RP-FOTO: UWE HELDENS (ARCHIV) ?? Weil es bei größeren Veranstalt­ungen wie dem Adventsmar­kt in der Wegberger Fußgängerz­one eng wird, sollen aus Gründen des vorbeugend­en Brandschut­zes in bestimmten Bereichen keine Stände mehr aufgebaut werden. Das ist allerdings nicht im Sinne der Werbegemei­nschaft, die gestern erklärte, dass der Adventsmar­kt 2017 abgesagt sei.
RP-FOTO: UWE HELDENS (ARCHIV) Weil es bei größeren Veranstalt­ungen wie dem Adventsmar­kt in der Wegberger Fußgängerz­one eng wird, sollen aus Gründen des vorbeugend­en Brandschut­zes in bestimmten Bereichen keine Stände mehr aufgebaut werden. Das ist allerdings nicht im Sinne der Werbegemei­nschaft, die gestern erklärte, dass der Adventsmar­kt 2017 abgesagt sei.

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