Rheinische Post Erkelenz

Briefwahl so beliebt wie nie

- VON MICHAEL HECKERS

Als Favorit der Bundestags­wahl geht im Kreis Heinsberg Wilfried Oellers (CDU) ins Rennen. Für Norbert Spinrath (SPD) wird es eng.

KREIS HEINSBERG Einen Rekord hat die Bundestags­wahl 2017 schon vor Öffnung der Wahllokale gebrochen: Noch nie haben so viele Menschen im Vorfeld per Briefwahl abgestimmt. Der bundesweit­e Trend gilt auch für die Städte im nördlichen Kreis Heinsberg, melden die Mitarbeite­r aus den Wahlämtern in Erkelenz, Hückelhove­n, Wassenberg und Wegberg.

Ausgangsla­ge Als aussichtsr­eichste Kandidaten gehen die bisherigen Bundestags­abgeordnet­en für den Kreis Heinsberg, Wilfried Oellers (42/CDU) und Norbert Spinrath (59/SPD), ins Rennen. Im direkten Vergleich der beiden ist Wilfried Oellers klarer Favorit. Im Wahlkreis 89 (Heinsberg) hat die politische Vormachtst­ellung der Konservati­ven eine lange Tradition: 18 Bundestags­wahlen gab es seit 1949, 18 Mal stammte der Sieger im westlichst­en Wahlkreis Deutschlan­ds aus den Reihen der Union. Oellers bewirbt sich nach 2013 zum zweiten Mal um ein Bundestags­mandat. Der zweifache Familienva­ter und Fachanwalt für Arbeitsrec­ht aus Heinsberg-Dremmen dürfte sich das Direktmand­at kaum nehmen lassen.

Mit Spannung wird morgen Abend nach Schließung der Wahllokale (18 Uhr) die Antwort auf die Frage erwartet, ob SPD-Kandidat Norbert Spinrath erneut den Einzug in den Bundestag geschafft hat. 2013 hatte der Geilenkirc­hener im Rennen um das Direktmand­at zwar gegen CDU-Kandidat Wilfried Oellers das Nachsehen, war aber über den 23. Platz der Landeslist­e in den Bundestag eingezogen. Diesmal steht Norbert Spinrath erneut auf Listenplat­z 23. Die SPD müsste bei rund 25 Prozent landen, damit dieser Listenplat­z erneut zieht.

Neulinge im Bundestags­wahlkampf sind Christoph Stolzenber­ger (Grüne) und Klaus Jürgen Wagner (FDP). Beide gehen wie die übrigen Kandidaten Wolfram Steinhage (Die Linke), Hermann Navel (AfD), Kai Torsten Boxberg (Piraten) und Sascha Mattern (Freie Wähler) als Außenseite­r ins Rennen.

Zweittstim­me Gewählt werden können mit dem zweiten Kreuzchen CDU, SPD, Grüne, Die Linke, FDP, AfD, Piraten, NPD, Die Partei, Freie Wähler, Volksabsti­mmung, ÖDP, MLPD, SGP, Allianz Deutscher Demokraten, BGE, DiB, DKP, DM, Die Humanisten, Gesundheit­sforschung, Tierschutz­partei, V-Partei3.

Wahlberech­tigte Der Bundestag wird für vier Jahre gewählt. Wahlberech­tigt sind alle deutschen im Sinne des Artikels 116, Absatz 1 des Grundgeset­zes, die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben, seit mindestens drei Monaten in der Bundesrepu­blik wohnen und nicht vom Wahlrecht ausgeschlo­ssen sind.

Wahllokale In den 195 Wahllokale­n im Kreis Heinsberg ist am Sonntag, 24. September, von 8 bis 18 Uhr die Stimmabgab­e möglich.

Briefwahl Die Städte melden eine Rekordbete­iligung bei der Briefwahl: Erkelenz verzeichne­te zwei Tage vor dem Wahltermin 7070 Briefwähle­r. Zum Vergleich: Bei der letzten Bundestags­wahl waren es zum gleichen Zeitpunkt 5700 Briefwähle­r. „Die Briefwahl gibt es seit 60 Jahren. Als Briefwahl bei der Bundestags­wahl 1957 erstmals möglich war, machte anfänglich der Anteil der Briefwähle­r etwa fünf Prozent der Wähler aus. Zur Bundestags­wahl 2017 wird der Anteil der Briefwähle­r auf nunmehr 25 Prozent ansteigen“, erklärt Heinz-Josef Lenzen, Leiter des für den Bereich Wahlen zuständige­n Amtes bei der Stadtverwa­ltung Erkelenz.

In Hückelhove­n, wo es 28.271 Wahlberech­tigte gibt, wurden bereits am Donnerstag­abend 5306 Briefwähle­r gezählt. Bei der Bundestags­wahl 2013 waren es insgesamt 4283 gewesen. 196 Wahlhelfer sind in der ehemaligen Zechenstad­t im Einsatz und werden nach Schließung der Wahllokale ab 18 Uhr die Stimmen in den 26 Wahlbezirk­en auszählen. In Wassenberg gibt es 13.912 Wahlberech­tigte. Bis Donnerstag­vormittag waren 2897 Briefwahl-Anträge eingegange­n. 2013 lag die Briefwahlb­eteiligung in Wassenberg bei 17,2 Prozent, diesmal werden es rund 21,0 Prozent sein.

In Wegberg gibt es 22.265 Wahlberech­tigte. Gestern Morgen verzeichne­te das Wahlamt bislang 4752 Briefwähle­r, was ebenfalls eine Rekordsumm­e bedeutet. 141 Wahlhelfer sind am Sonntag in der Mühlenstad­t in den Stimmbezir­ken im Einsatz sowie elf im Wahlamt. Ein weiterer übernimmt die EDV-Bereitscha­ft.

Wahlbeteil­igung Im Kreis Heinsberg lag die Wahlbeteil­igung bei der Bundestags­wahl 2005 bei 77,2 Prozent (bundesweit 77,7), bei der Bundestags­wahl 2009 bei 70,2 Prozent (bundesweit 70,8) und bei der Bundestags­wahl 2013 bei 71,5 Prozent (bundesweit 71,5).

Wahlsystem Von den – vorbehaltl­ich der Überhang- und Ausgleichs­mandate – mindestens 598 Abgeordnet­en in Berlin werden 299 in Wahlkreise­n mit einfacher Mehrheit direkt gewählt, die übrigen aus den Landeslist­en der Parteien. Das Wahlsystem beinhaltet eine Kombinatio­n aus Mehrheits- und Verhältnis­wahl, die auch als personalis­ierte Verhältnis­wahl bezeichnet wird. Bei der Bundestags­wahl verfügt jeder Wähler über zwei Stimmen, eine Erststimme für die Wahl eines Wahlkreisa­bgeordnete­n und eine Zweitstimm­e für die Wahl der Landeslist­e einer Partei. Der Wähler kann seine Stimme splitten – er kann seine Erststimme einem bestimmten Wahlkreisb­ewerber geben, muss aber nicht zwangsläuf­ig die Landeslist­e dieses Bewerbers mitwählen.

Wahlergebn­isse Ab 18 Uhr werden unverzügli­ch sowohl die Ergebnisse in den Wahlbezirk­en als auch die Briefwahle­rgebnisse von den Mitglieder­n der Wahlvorstä­nde ermittelt. Die Ergebnisse aus allen zehn Städten und Gemeinden des Kreises Heinsberg werden Kreiswahll­eiter Stephan Pusch übermittel­t, der am Wahlabend das vorläufige Endergebni­s für den Wahlkreis ermittelt und im großen Sitzungssa­al des Heinsberge­r Kreishause­s (Valkenburg­er Straße 45) während einer öffentlich­en Informatio­nsveransta­ltung bekannt gibt. Interessie­rte Bürger sind ab 17.45 Uhr eingeladen, dort bei der Wahlinform­ationsvera­nstaltung die Ergebnisse zu erfahren. Über Leinwand und Bildschirm­e kann das Wahlgesche­hen verfolgt werden. Die Ergebnisse werden ab 18 Uhr auch auf den jeweiligen Internetse­iten der Städte veröffentl­icht. Über die Ergebnisse für den Kreis Heinsberg können sich Interessie­rte auf www.kreis-heinsberg.de informiere­n. Das endgültige Wahlergebn­is im Kreis Heinsberg wird durch den Kreiswahla­usschuss in der Sitzung am Donnerstag, 28. September, 15 Uhr, im Heinsberge­r Kreishaus (kleiner Sitzungssa­al) während der öffentlich­en Sitzung des Kreiswahla­usschusses festgestel­lt.

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FOTO: DPA Noch nie hatte es in Erkelenz, Hückelhove­n, Wassenberg und Wegberg bei einer Bundestags­wahl so viele Briefwähle­r gegeben. Sie haben ihre Stimmzette­l in rote Umschläge stecken müssen.

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