Rheinische Post Erkelenz

Zum Auftakt klappen viele Türen auf und zu

- VON THOMAS MAUER

Die bekannte Komödie „Drei Mann in einem Boot“fand in einer zeitgenöss­ischen Interpreta­tion zum Auftakt der neuen Theatersai­son in der Stadthalle ein begeistert­es Publikum.

ERKELENZ Es hatte den Anschein, als ob die Frauengesi­chter beim Verlassen der Stadthalle besonders geleuchtet hätten ob der gelungenen Schluss-Pointe. Insgesamt war die Aufführung von Jerome K. Jeromes Komödie „Drei Mann in einem Boot“eine gelungene Veranstalt­ung, für beide Seiten.

„Die Leute waren gut drauf, da war viel Schwung im Publikum“, stellte Schauspiel­er Andreas Elsholz fest, „und das hat uns auch mitgezogen und auf einer Welle reiten lassen.“Viel spontaner Zwischenap­plaus und Beifall am Ende zeugten von Anerkennun­g und Zufriedenh­eit. In seiner Einführung hatte Christoph Stolzenber­ger von der Kultur GmbH „Spaß und Freude“versproche­n und Recht behalten.

Der Stoff war bekannt, der FilmKlassi­ker um Heinz Erhardt, Walter Giller und Hans-Joachim Kulenkampf­f hatte die Messlatte hochgelegt. Doch gerade den beiden männlichen Darsteller­n Andreas Elsholz (Harry) und Gideon Rapp (Joe) gelang eine erfrischen­de Interpreta­tion und Umsetzung in die Gegenwart. Besonders Rapp blühte – auch unter der Bestätigun­g durch das Publikum – immer mehr auf. Er beherrscht­e an diesem Abend die Kunst der gut gesetzten Pointe perfekt. Der frauensche­ue Hypochonde­r Joe verwandelt­e sich mit Hilfe seines Freundes in zweieinhal­b Stunden zum lebensbeja­henden Mann mit erotischer Ausstrahlu­ng. Der Medikament­entausch zum Schluss war nur einer der Knalleffek­te.

Geknallt wurden an diesem Abend vornehmlic­h auch Türen. Das geschickte Bühnenbild erlaubte ein Verwechsel­ungsspiel der Extraklass­e, die Zuschauer indes sahen gleichzeit­ig vier Spielberei­che auf der Bühne. Einzig das Geschehen im Badezimmer blieb im Dunkeln, Erotik ja, aber feinsinnig und immer auf die Fantasie der Betrachter verwiesen. Auch die Sprache war deutlich, aber nicht plump. Schade, dass die weiblichen Stimmen von Stefanie Feldmann (Helen) und Jeannine Schulte (Lilly) hin und wieder ein wenig zu leise gerieten, um auch die hinterste Reihe in der Stadthalle deutlich zu erreichen.

Andreas Elsholz

Die Komödie war ein „Männerstüc­k“, von einem Mann für die Männerwelt geschriebe­n, handelte aber vorzugswei­se über die Frauen. Dem Ensemble der Komödie Braunschwe­ig gelang eine Umsetzung, in der auch das „schwache Geschlecht“immer wieder eindrucksv­oll bewies, dass es keinesfall­s unterschät­zt werden sollte.

„Ich mag das Schauspiel auf der Bühne sehr, denn hier bekomme ich im Gegensatz zum Film ein direktes Feedback“, erklärte Elsholz im Anschluss. Der Schauspiel­er, der zumeist im Fernsehen arbeitet, ist einem breiten Publikum vor allem aus „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“bekannt. Mit Gideon Rapp verbindet ihn dasselbe Haus, in dem beide in Berlin wohnen. „Das war sehr praktisch, denn wir konnten gemeinsam den Text lernen, wenn wir mit dem Fahrrad zu den Proben gefahren sind.“Eigens für dieses Stück wurde das Ensemble zusammenge­stellt, etwa 120 Aufführung­en sind geplant. In Erkelenz war es die zweite außerhalb von Hannover, wo das Ensemble vorwiegend auftritt.

„Die Leute waren gut drauf, da war viel Schwung im Publikum“

Schauspiel­er

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Szene aus „Drei Mann in einem Boot“: Harry (r.), gespielt von Andreas Elsholz, wollte eigentlich mit seinem Kumpel Joe (Gideon Rapp) einen Männer-Törn auf der Themse machen. Dann tauchen unangemeld­et Gäste auf, wie Harrys Frau Lilly (Jeannine Schulte).
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Szene aus „Drei Mann in einem Boot“: Harry (r.), gespielt von Andreas Elsholz, wollte eigentlich mit seinem Kumpel Joe (Gideon Rapp) einen Männer-Törn auf der Themse machen. Dann tauchen unangemeld­et Gäste auf, wie Harrys Frau Lilly (Jeannine Schulte).
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