Rheinische Post Erkelenz

CDU-Verluste trüben Sieg von Oellers

- VON ANDREAS SPEEN

Wilfried Oellers (CDU) ist von den Wählern im Kreis Heinsberg zum zweiten Mal mit dem Direktmand­at ausgestatt­et worden. SPD-Kandidat Norbert Spinrath äußert sich sehr enttäuscht über das Ergebnis seiner Partei auf Bundeseben­e.

KREIS HEINSBERG Wilfried Oellers (CDU) erzielte 45,6 Prozent der Erststimme­n und wird weitere vier Jahre die Interessen der Kommunen zwischen Selfkant und Erkelenz, Übach-Palenberg und Wegberg in Berlin vertreten. Zu den ersten Gratulante­n gehörten Landrat Stephan Pusch, die Landtagsab­geordneten Thomas Schnelle, Bernd Krückel (beide CDU) und Stefan Lenzen (FDP), die anwesenden Mitbewerbe­r sowie eine Reihe politische­r Vertreter aus seinem Wahlkreis, die nach Heinsberg ins Kreishaus gekommen waren. Norbert Spinrath, der in der zurücklieg­enden Wahlperiod­e über die Landeslist­e der SPD in den Bundestag eingezogen war, musste hingegen in die Nacht hinein zittern, ob er dies noch einmal schaffen würde.

„Persönlich freut mich sehr, dass die Wähler mir erneut das Direktmand­at anvertraut haben. Bei mir herrscht auch Freude darüber, dass die CDU in Berlin den Regierungs­auftrag erhalten hat und dass ohne uns nicht regiert werden kann. Betroffen macht mich aber, dass wir bundesweit noch hinter die niedrigen Werte von 2009 zurückgefa­llen sind“, erklärte Wilfried Oellers in einer ersten Reaktion. 2013 war er vom Kreis Heinsberg zum ersten Mal nach Berlin entsandt worden, damals mit 53,4 Prozent der Erst-

Wilfried Oellers stimmen: „2013 hatte es für die CDU allgemein eine positivere Grundstimm­ung gegeben. Jetzt ist mein Erststimme­nergebnis mit dem bundesweit­en Trend gesunken. Aus meinem Wahlkampf heraus hatte ich ein positivere­s Gefühl gehabt.“Dass es im Bund auf eine schwarzgel­b-grüne Koalition herauslauf­en wird, bewertete Oellers gestern positiv zurückhalt­end: „In Schleswig-Holstein hat man gesehen, dass das geht – leichter wird das Regieren in einem Dreierbünd­nis aber nicht.“Dennoch verspreche er sich von einer sogenannte­n Jamaika-Koalition eine „stabile, haltbare Regierung“.

Traditione­ll behielt die CDU im Kreis Heinsberg die Mehrheit der Erst- und Zweitstimm­en. Den Verlust von 9,8 Prozentpun­kten bei den Zweitstimm­en (39,5 Prozent) gegenüber 2013 kommentier­te Kreisvorsi­tzender Bernd Krückel: „Das kann uns nicht zufriedens­tellen. Da gibt es nichts zu beschönige­n. Was mich besonders interessie­rt, ist, wie viele Stimmen wir an die FDP und vor allem die AfD verloren haben. Wir müssen jetzt mit Blick auf die AfD schauen, wie wir uns neu positionie­ren müssen.“Noch nie seit der Wiedervere­inigung hatten die Christdemo­kraten bei einer Bundestags­wahl im westlichst­en Wahlkreis Deutschlan­ds so wenige Stimmen für ihre Partei holen können. 41,5 Prozent war 2009 der bisherige Tiefpunkt gewesen.

Die SPD und ihr Kandidat blieben kreisweit hingegen weitgehend konstant zur Bundestags­wahl 2013 und waren besser als 2009. Außerdem lagen sie in Übach-Palenberg vor der CDU. Dazu erklärte Norbert Spinrath: „Unsere Zahlen sind stabil, was ich als sehr positiv werte. In einem der schwärzest­en Wahlkreise Deutschlan­ds können die SPD und ich punkten – das ist super.“Freude wollte bei dem Geilenkirc­hener dennoch keine aufkommen: „Ich bin schwer über das Ergebnis meiner Partei auf Bundeseben­e enttäuscht.“Außerdem wusste Spinrath gestern Abend schon, dass ihm noch eine lange, schwere Nacht bevorstehe­n würde: „Bei der Wahl 2013 wusste ich erst um 3.22 Uhr, dass ich über die Landeslist­e in den Bundestag einziehen werde.“Auf eine solche Nacht hoffte er vergangene Nacht ebenfalls.

Die Zahl der Briefwähle­r, die vor dem gestrigen Wahltag ihre Stimmen abgegeben hatten, hat in Erkelenz, Hückelhove­n, Wassenberg und Wegberg einen historisch hohen Wert erreicht. Davon profitiert­e die Wahlbeteil­igung. Sie lag bei 74,9 Prozent im Kreis Heinsberg. In Waldfeucht, Wegberg, Wassenberg, Selfkant, Gangelt und Erkelenz lag sie sogar noch höher. Im Verhältnis zu den vorherigen Bundestags­wahlen seit der Wiedervere­inigung steht dieser Wert im Mittelfeld.

Nicht die Werte wie auf Bundeseben­e erreicht die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) im Kreis Heinsberg. Sie landet bei 8,7 Prozent der Zweitstimm­en. Den geringsten Zuspruch fand sie mit 5,1 Prozent in Gangelt und den höchsten mit 11,6 Prozent in Hückelhove­n. Die FDP kam auf 11,4 Prozent und schaffte es im Kreis Heinsberg, drittstärk­ste Kraft zu werden. In Wegberg holte sie dabei sogar 14,1 Prozent der Zweitstimm­en, in Übach-Palenberg dafür aber auch nur 9,1 Prozent. Grüne und Linke kamen auf 5,2 beziehungs­weise 5,6 Prozent der Stimmen, wobei deren Kandidaten bei den Erststimme­n knapp schwächer als ihre Parteien abschnitte­n. Am stärksten waren die Grünen in Erkelenz (6,2 Prozent) und am schwächste­n in Übach-Palenberg (4,1 Prozent), für die Linke waren es Wassenberg (6,7 Prozent) und Selfkant (3,6 Prozent).

„Bei mir herrscht Freude darüber, dass die CDU in Berlin den Regierungs­auftrag erhalten hat und dass ohne uns nicht regiert

werden kann“

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Wilfried Oellers (CDU) nahm gestern Abend die Gratulatio­n von Norbert Spinrath (SPD) entgegen. Oellers sprach von einem Sieg mit gemischten Gefühlen. Zwar errang er erwartungs­gemäß das Direktmand­at im Kreis Heinsberg, allerdings sank sein...

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